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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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anschließenden Erkundungsfahrten ins Infrin-Meer hatte man ihn nicht ausgewählt, wofür er sehr dankbar war. Zu viele Fey waren in den Geplänkeln und Schlachten des letzten Jahres gestorben. Niemand hatte Statistik darüber geführt, aber Emaque schätzte, daß die Streitmacht der Fey um die Hälfte geschrumpft war. Nach der Ersten und Zweiten Schlacht um Jahn hatte Rugar den Versuch aufgegeben, die Stadt auf einen Streich zu erobern. Allerdings bewährten sich die kleinen Attacken und Überraschungsangriffe kaum besser. Und die Hüter waren noch immer damit beschäftigt, ein Mittel zu finden, das das Gift der Inselbewohner neutralisierte.
    Emaque war nicht im Kampf zu Lande eingesetzt worden, und auch von den Fluchtversuchen auf dem Fluß hatte er sich ferngehalten. Die ersten beiden Schiffe waren gesunken, und auch von der Besatzung des dritten und vierten hatte kaum einer überlebt. Emaque war sich auch nicht sicher, ob er eigentlich an dieser Fahrt hier teilnehmen wollte, aber er hatte keine Wahl. Als Seefahrer war er den Fey und dem Meer verpflichtet.
    Imatar, der zweite Seefahrer auf diesem Schiff, klammerte sich direkt vor ihm an die Reling. Ihre Aufgabe bestand darin, gemeinsam den Steuermann sicher durch die tückische Mündung des Cardidas zu lotsen, vorbei an den Felsenwächtern und hinaus aufs offene Meer. Sobald sie das geschafft hatten, sollten sie dem Schwarzen König Rugars Botschaft überbringen.
    Regen prasselte auf das Deck, und der Cardidas toste gegen die Flanken des Schiffes. Das Fahrzeug schwankte so heftig, daß es schwierig war, aufrecht zu stehen. Die meisten Mitglieder der Besatzung hatten sich auf ihre Posten unter Deck verzogen. Durch den dichten Regen konnte Emaque kaum etwas erkennen.
    Dieses Wetter stimmte ihn nachdenklich. Hätte er gewußt, daß er über ein Jahr auf der Blauen Insel verbringen mußte, hätte er sich nie für die Invasion der Insel beworben. Aber er hatte eine Prämie gewittert, und außerdem hatte er ein Auge auf eine der Domestiken geworfen. Sie würde seinen Antrag erst annehmen, wenn er genug Geld hatte, um sich ein eigenes Schiff kaufen zu können. Das unstete Leben einer Soldatenfrau war nichts für sie. Sie lebte gern in Nye und wollte sich dort niederlassen.
    Wahrscheinlich hatte sie das auch schon getan. So lange hatte sie sicher nicht auf ihn gewartet.
    Emaque seufzte und wechselte die Sitzstellung. Jetzt hatten sie die Flußmündung fast erreicht. Er roch das Salz in der Luft, als wäre der Regen selbst damit getränkt. Er spürte, wie seine innere Erregung wuchs. Es war schon zu lange her, seit er sich seiner wahren Fähigkeiten bedient hatte. Er hatte es satt, Häuser und Möbel zu bauen und mit den Händen zu arbeiten. Es war an der Zeit, dem Ruf der Zauberkraft zu gehorchen: Zeit, mit der Tiefe zu sprechen.
    Ungeduldig erhob er sich. Imatar winkte ihm, sich wieder hinzuhocken, aber Emaque konnte diese geduckte Haltung nicht länger ertragen. Die grünen Bäume am Ufer, der braune Schlamm, das düstere Grau des Flusses selbst: das alles war Balsam für seine Augen. Farben hatte er im Schattenland mehr als alles andere vermißt.
    In der Nähe der Mündung verbreiterte sich der Fluß. Emaque erinnerte sich daran. Auf der Hinfahrt hatte ihn der Ze vor den Sandbänken und überraschenden Untiefen gewarnt. Er hatte in jener Nacht als erster mit einem Ze sprechen dürfen. Inzwischen bedienten sich alle Seefahrer der Ze.
    Die Ze waren längliche, aalähnliche Fische mit einer Vorliebe für die schleimigen Algen, die auf Felsen wuchsen. Trotz ihrer Hilfsbereitschaft waren die Ze ziemliche Klatschbasen. Sie wanderten von Felsen zu Felsen und lebten ihr Leben auf Kosten der Mißgeschicke anderer. Auf dem Weg zur Blauen Insel hatte Emaque sich die Lebensgeschichte jedes einzelnen Fisches anhören müssen, der vorüberschwamm, um sich dann aus dem Wortschwall Informationen über die Fahrtroute herauszupicken.
    Er lehnte sich über die Reling und beobachtete den Schiffsrumpf, der die Wellen zerteilte. Gischt brannte auf seinen Wangen, ein prickelndes Gefühl, das der kühle Regen wieder besänftigte. Dieses Gefühl, das anderen Gesetzen als denen der Fey gehorchte, war angenehm und lenkte seine Gedanken von den bevorstehenden Schwierigkeiten ab.
    »Stell dich lieber nicht auf.« Emaque zuckte zusammen. Dann drehte er sich um. Kapad stand in seiner Allwetterkleidung hinter ihm. Die Tropfen perlten von der Wolle ab und verliehen seiner Gestalt einen unwirklichen

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