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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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geschossen. In solch einer Situation mag es dir vernünftiger erscheinen, mich loszulassen und dich selbst in Sicherheit zu bringen, aber wenn ich über Bord gehe, kann der Steuermann uns nicht mehr führen, und wir müssen alle sterben.«
    »Was ist mit dem anderen?« fragte sie und zeigte auf Imatar. Er stand jetzt allein auf der anderen Seite des Decks und beobachtete Emaque. »Was geschieht, wenn du stirbst und er überlebt?«
    »Dann sind wir auf einem Auge blind.« Diese Frage hatte Emaque schon öfter gehört. Besatzungsmitglieder verfügten oft über keinerlei Magie oder nur geringere Zauberkräfte, die im Alltag von Nutzen sein mochten, etwa die Fähigkeit, Seile haltbar zu machen, das Deck sauberzuhalten und das Holz vor Fäulnis zu schützen, oder Methoden, Lebensmittel zu konservieren. Die Leute waren unzuverlässig und haßten es, einen Seefahrer zu bewachen. Manchmal war Emaque davon überzeugt, daß die Besatzung sehr wohl über Magie verfügte, ihre Angst vor Verantwortung sie aber dazu trieb, ihre Fähigkeiten zu verheimlichen.
    Nur noch ein paar Meilen bis zur Mündung. Kapads Stimme in Emaques Kopf klang blechern. Ich bin auf meinem Posten. Der Ausguck meldet Schiffe voraus.
    Emaque sandte eine wortlose Bestätigung; dann blickte er über die Reling in das schäumende Wasser, während ihm die Angst wie ein Kloß im Magen lag. Er fürchtete jedesmal, daß es dort unten vielleicht gar keine intelligenten Wesen gab, um sie zu führen.
    Imatar ist schon weg. Fang an, Emaque.
    Das ließ sich Emaque nicht zweimal sagen. »Jetzt«, befahl er der jungen Frau und beugte sich vor. Sie legte ihm die Hände auf den Rücken, um besser spüren zu können, wann sich seine Muskeln zum Sprung zusammenzogen.
    Die Gischt stach ihn wie tausend Nadeln ins Gesicht, und unter der Oberfläche des Flusses lauerten scharfe Steine. Emaque fluchte unterdrückt. Was auch immer passierte, ohne Schrammen würde er wohl nicht davonkommen.
    Sein Geist tauchte in die Tiefe, auf der Suche nach einem Funken Intelligenz. Er fühlte nichts, als bewohnte er seinen Körper nicht mehr, überhaupt keinen Körper, als spielten Fleisch und Blut keine Rolle. Alles, was er in diesem Zustand noch erkennen konnte, waren die Funken fremder Intelligenz. Die verschiedenen Lebewesen sandten unterschiedliche Arten von Funken aus. Er suchte. Er sah winzige, stecknadelkopfgroße Punkte und schwaches Leuchten. Es dauerte einen Augenblick, aber dann fand er das Feuer, das er gesucht hatte.
    Verzeih den Überfall, Vetter, entschuldigte er sich wie gewohnt. Die Worte dämpften den physischen Schock, mit seinem Bewußtsein in ein fremdes Lebewesen eingedrungen zu sein. Dann fühlte er die Kälte – kein Wunder – und das sanfte, beruhigende Wogen des Wassers um seine neue Erscheinungsform. Es war wundervoll, vom Wasser getragen zu werden, und die Fähigkeit, dort in der Tiefe noch atmen zu können, steigerte sein Entzücken noch.
    NICHT ERWÜNSCHT. NEIN. NEIN.
    Es war ein Ze. Emaque erkannte ihn erst an der Sprache und dann daran, wie sein Körper sich anfühlte.
    Frieden, Vetter. Ich will dir nichts Böses. Ich suche nur nach dem richtigen Weg.
    NICHT ERWÜNSCHT. VERSCHWINDE, FREMDER. VERSCHWINDE.
    Sobald du mich durch die Mündung und zwischen den Felsenwächtern hindurchgeführt hast, verlasse ich dich wieder.
    NICHT ERWÜNSCHT. VERSCHWINDE ENDLICH. VERSCHWINDE.
    In dieser Tiefe war das Wasser schlammig. Das spärliche Licht, das hindurchdrang, war trüb. Emaque spürte, daß unter ihm auf dem Grund Felsen waren, für die sich der Ze wahrscheinlich interessierte, und er sah andere Fische vorbeischwimmen. Zwei Gründelfresser knabberten an den Abfällen im Sand zwischen den Steinen. Vor sich sah er einen größeren Umriß, ein Wesen, das er nicht identifizieren konnte.
    Als ich das letzte Mal mit einem von euch sprach, hat er mir alles über die anderen Fische erzählt und mich sicher zwischen den Felsenwächtern hindurchgeführt.
    ZE STERBEN. VERSCHWINDE, FREMDER. VERSCHWINDE.
    Ze sind gestorben? Warum? Sind wir schuld?
    Emaque! Kapads Stimme klang ungeduldig. Wir haben keine Zeit. Such dir jemand anderen.
    ZE FÜHREN DIE ANDEREN DURCH STRÖMUNG. DANN WIRD DUNKEL. TOTE IM WASSER. FALLEN INS DUNKEL. EER KOMMT. ZE STERBEN.
    Eer. Er versuchte sich an die Unterhaltung zu erinnern, die er mit dem anderen Ze geführt hatte. Der hatte ein Eer gesehen. Es war viermal so groß wie ein Ze. Sein Maul starrte von gezackten Zähnen, seine Augen waren winzig und

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