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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Schimmer.
    »Ist doch egal«, erwiderte Emaque. »Wir haben die Mündung schon fast erreicht.«
    »Ich weiß«, sagte Kapad. »Heute werde ich die Verbindung rechtzeitig herstellen. Diesmal will ich keinen Fehler machen.«
    Einige Besatzungsmitglieder des vierten Schiffes hatten dem Steuermann und den Seefahrern die Schuld an ihrem Scheitern gegeben. Die Crew hatte behauptet, der Steuermann habe sich nicht früh genug mit den Seefahrern in Verbindung gesetzt und so die Warnung der Ze nicht rechtzeitig mitbekommen.
    »Ich zuerst?« fragte Emaque. Er haßte es, sich mit dem Steuermann zu verbinden, bevor er unter der Wasseroberfläche ein intelligentes Wesen gefunden hatte, das sie führen konnte. Bei der Fey-zu-Fey-Verbindung fühlte er sich so unwohl, als dränge jemand in seine Persönlichkeit ein. Dieses Gefühl ließ sich nur abschütteln, wenn er tief in das Gehirn eines Meereslebewesens eintauchte.
    »Du stehst«, sagte Kapad. Er streckte seine runzlige, mit winzigen Narben übersäte Hand aus. Noch mehr als sein Name bewies diese Hand, daß er zur Generation des Schwarzen Königs gehörte. Als Kapad begonnen hatte, seinen Beruf auszuüben, hatten sich die Steuerleute noch durch jedes Blutgefäß auf ihrer Hand verbinden können. Heutzutage verlangten die Regeln, daß sie nur ihre Finger benutzten.
    Emaque seufzte und gönnte sich noch einen letzten kurzen Blick auf die Bäume, das Wasser und den Regen. Einen Augenblick später wäre die Freude über diesen Anblick nicht länger seine Privatsache gewesen. Er hielt Kapad die rechte Hand mit ausgestrecktem Zeigefinger hin und zuckte zusammen, als dieser ihn mit dem kleinen Dom stach, den jeder Steuermann am Ende seiner Ausbildung erhielt. Dann floß Emaques dunkelrotes Blut, vermischte sich mit dem Regen und tropfte auf das Deck zu ihren Füßen.
    Kapad stach sich in den eigenen Finger und preßte dann die beiden Wunden aufeinander. Einen Moment lang spürte Emaque gar nichts. Dann fühlte er die Verbindung wie eine leise Stimme in seinem Kopf. Die Verbindung von Fey zu Fey herzustellen war eine besondere Kunst der Steuerleute, die Emaque trotz aller Bemühungen nicht beherrschte. So konnte der Steuermann die Informationen hören und umsetzen, die der Seefahrer aus der Tiefe zutage förderte.
    Es fühlte sich an, als niste ein Teil von Kapad sich direkt hinter Emaques Augen ein. »Imatar ist der nächste«, sagte Kapad, und seine Worte hallten wie ein seltsames Echo erst in Emaques Schädel und dann in seinen Ohren wider. »Warum fängst du nicht schon an, dir einen Ze zu suchen? Je früher wir Hilfe bekommen, desto besser. Ich schicke dir jemanden von der Besatzung her.«
    Es gehörte immer zur Aufgabe der Besatzung, die Seefahrer zu bewachen, falls sie Anstalten machten, sich vor lauter Begeisterung über Bord zu stürzen. Emaque hatte diesen Drang noch nie verspürt, aber er hatte auch noch nie eines der Wesen getroffen, die die älteren Seefahrer noch kannten.
    Kapad überquerte das Deck, um mit einem der Offiziere zu sprechen. Ganz gleich, was der Steuermann ihm befahl, Emaque weigerte sich anzufangen, bevor nicht ein Mitglied der Besatzung neben ihm stand. Während seiner Ausbildung hatte er einmal mit angesehen, wie ein Seefahrer ins Meer sprang, um sich zu einem Delphin zu gesellen, der ihn angelockt hatte. Der Mann konnte nicht schwimmen und war ertrunken, bevor die Rettungsmannschaft und der Delphin ihn bergen konnten.
    Um sich wieder zu beruhigen, holte Emaque tief Luft. Sie hatten es fast geschafft; hatten beinahe schon die Felsenwächter passiert, die Stelle, an der der Fluß ins Meer mündete. Dann mußte er die Blaue Insel in seinem ganzen Leben nicht mehr betreten.
    Eine junge Frau trat zu ihm und erklärte, sie sei seine Wache. Er musterte sie kritisch: Sie war groß und drahtig, mit muskelbepackten Armen. Sie würde ihn halten können, falls es soweit kam.
    »Hast du das schon mal gemacht?« fragte er sie. Vorne auf dem Deck preßten Imatar und Kapad die Fingerkuppen gegeneinander.
    Sie blickte ihn ernst mit großen braunen Augen an. »Ein paarmal in Nye und auf der Hinfahrt«, antwortete sie. Sie sprach leise. Vom Regen wurde ihre Stimme fast übertönt.
    »In Ordnung«, sagte Emaque, erleichtert darüber, daß er sich ausführliche Erklärungen sparen konnte. »Wichtig ist, daß du mich festhältst, egal, was passiert. Das letzte Mal, als ein Schiff versucht hat, diese Passage zu meistern, haben die Inselbewohner mit Pfeilen auf die Besatzung

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