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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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fühlte er sich nun, als er seinen Willen bekommen sollte, einsam. »Ich werde morgen mit Nicholas reden.«
    »Gut«, erwiderte Matthias. Er hatte sich langsam zu seiner vollen, ungewöhnlichen Körpergröße aufgerichtet. Alle Mitglieder seiner Familie waren auffällig große Leute, und wenn Matthias nicht so früh dem Glauben beigetreten wäre, hätte man ihn gewiß verdächtigt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. »Wenn sich sein Verhalten ändern sollte, lasse ich es Euch wissen.«
    Der Diener trat wieder ein. Diesmal hatte er einen Hammer und ein paar Holznägel dabei. Matthias hielt die Tür fest, bevor sie zufiel, und nickte leicht mit dem Kopf. Das war seine Art, sich zu verbeugen. Dann verschwand er im Korridor. Alexander blickte ihm nach. Nicholas konnte sich glücklich schätzen, daß sich Matthias um sein Studium kümmerte. Keiner der anderen Ältesten hätte Alexander darauf hingewiesen, wie lasch die Haltung seines Sohnes war. Entweder, weil sie es für unwichtig gehalten hätten, oder aber, um später, sobald Nicholas König geworden war, die eigene Macht auszubauen. Matthias jedoch ging es nicht um Macht. Er wollte, daß alles blieb, wie es war.
    Der Diener hatte die losen Gobelins jetzt zurückgezogen. Kühle Luft wehte herein. Alexander erhob sich ebenfalls und ging zum Feuer. Er wollte sich keine Erkältung zuziehen wie seine Frau, und jetzt war ein besonders gefährlicher Moment. Dieser Dauerregen war unnatürlich. Es gab zwar in jedem Sommer stürmische Regenfälle, aber niemals dieses unaufhörliche Regenwetter, unter dem die ganze Insel litt.
    »Das Holz ist morsch, Sire. Bei der Nässe bricht es gleich stückweise heraus.«
    »Dann repariere es«, sagte Alexander. Es war ihm gleichgültig, daß die albernen Holzrahmen, die seine Mutter für die Gobelins hatte anbringen lassen, morsch waren, und es kümmerte ihn auch nicht, daß eine kleine Flutwelle sein Kaminfeuer auszulöschen drohte. Etwas an diesem Wetter ließ ihn nicht zur Ruhe kommen. Etwas, das wichtiger war als kleinere Katastrophen im Haushalt. Etwas, das er, aus lauter Furcht, damit das Mißtrauen des ganzen Königreiches auf sich zu ziehen, nicht laut zu benennen wagte.
    Dieses Wetter war irgendwie unnatürlich. In den fünfunddreißig Jahren seines bisherigen Lebens war es noch nie vorgekommen, daß der Regen tagelang die Sonne verdeckte. Er wünschte, er könnte einen Gesandten nach Nye schicken, um sich mit den dortigen Sehern zu beraten. Aber bereits vor einem Jahr hatten die Fey im Zug ihrer Eroberung des Kontinents Galinas auch Nye besetzt.
    Die Rocaanisten glaubten nicht an das Zweite Gesicht, es sei denn, es handelte sich um einen Propheten ihres Gottes.
    Und einen Rocaanpropheten hatte es seit fünfhundert Jahren nicht mehr gegeben. Alexander hatte sich einmal bei Matthias darüber beschwert, und Matthias hatte ihm geraten, auf die zarte, leise Stimme in seinem Inneren zu hören.
    Genau diese Stimme sagte Alexander jetzt, daß Könige nicht allein regieren sollten. Er wünschte, er hätte vor zwei Jahren heimlich einen Seher aus Nye mitgebracht, um nun jemanden zu haben, mit dem er über seine Ängste reden konnte. Über dieses Gefühl, daß der Regen nur der erste Vorbote tiefgreifenderer Geschehnisse war, dunkler, als er sie jemals erlebt hatte.

 
5
     
     
    Die Kabine war so winzig und klamm, daß die Feuchtigkeit sogar durch die dicke Matratze drang. Der Abdruck von Jewels Körper, die sich am frühen Morgen erhoben hatte, war immer noch darauf zu erkennen. Wie immer vor einer Schlacht hatte sie schlecht geschlafen. Sie stellte sich vor, wie sie mitten im Kampfgetümmel stand, wo sich der Geruch von Blut und Angst rings um sie verbreitete und die Schwerter betäubend laut gegeneinander klirrten.
    Ihr Vater hatte recht. Der Kampf war das Lebenselixier der Fey. Sie war so aufgeregt, daß sie nicht mehr still liegen konnte.
    Sie hatte ihre Laterne angezündet und an der Decke aufgehängt. Sie pendelte im Rhythmus des Schiffes hin und her. Jewel hätte schwören können, daß sich sogar die Wände im schwankenden Licht bewegten. Seit das Schiff einen Monat zuvor in Nye in See gestochen war, war sie gewachsen, und als sie jetzt auf der Bettkante saß, stießen ihre Knie gegen die grob zusammengezimmerte Wand. Wenn sie aus der Kabine trat, mußte sie den Kopf einziehen, und insgeheim wünschte sie sich, unten bei der Infanterie zu übernachten, denn dort, in der Mitte des Laderaumes, konnte sie wenigstens aufrecht

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