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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nichts zu suchen; sie war nur eine einfache Soldatin, eine Angehörige der Infanterie, deren Mitglieder über keinerlei Magie verfügten und häufig vorgeschickt wurden, um Angst und Schrecken zu verbreiten. Aber da sie die Enkelin des Schwarzen Königs war, wagte es niemand, sie wegzuschicken.
    Der Wollumhang ihres Vaters war zwar trocken, aber die Haare klebten klatschnaß an seinen Wangen. Während dieser Reise war Jewel mit ihm zu gleicher Größe aufgeschossen und konnte ihm jetzt gerade ins Gesicht sehen. Seine Lippen waren aufgesprungen, die Nasenspitze vor Kälte rot angelaufen. Nur seine Augen blickten unverändert schwarz und glänzend. Ihr mandelförmiger Schnitt paßte besser zu seinen falkenhaften Zügen als zu den etwas weicher geformten Gesichtern der anderen Fey. Für einen Fey war er von mittlerem Wuchs. Caseo war größer, aber dennoch schien ihr Vater alle zu überragen.
    Zum Zeichen, daß er sie bemerkt hatte, legte er den Arm um ihre Taille.
    Caseo runzelte bei Jewels Anblick die Stirn und blickte dann zu Rugar, als sollte er seine Tochter zum Gehen auffordern. Mit einer eindeutigen Geste zog Rugar Jewel noch dichter an sich. Auch wenn sich die Hüter für die wichtigsten Fey hielten, so waren sie doch auf die Visionäre angewiesen. Auch Hüter waren nur Untertanen der königlichen Familie.
    Hanouk, der weibliche Wetterkobold, hatte jetzt das Wort ergriffen. »Wir können die Ereignisse nicht exakt vorausplanen, Rugar.« Ihr einziger Schutz vor dem Regen bestand in einem dünnen Hemdchen. Rippen und Schlüsselbeine traten unter der Haut hervor, Nacken und Gesicht waren so deutlich von den Elementen gezeichnet, daß sie viel älter aussah, als sie war. »Du mußt dich entscheiden: Entweder soll der Regen demnächst aufhören oder erst nach der Landung.«
    Caseos Seufzer wurde fast vollständig vom prasselnden Regen übertönt. »Wir können das Schiff bei dieser schlechten Sicht kaum steuern. Unser Medium aus Nye hat entsetzliche Angst. Bevor wir ihn in Trance versetzten, hat er uns beschworen, daß er das Schiff ohne gute Karte nicht an den Wächtern vorbeisteuern kann.«
    »Ich war bei seiner Befragung dabei. Dieser Mann ist sein ganzes Leben lang zur Blauen Insel gesegelt. Er muß den Weg kennen«, sagte Jewels Vater.
    »Seine letzte Fahrt liegt über ein Jahr zurück …«
    »Außerdem ist er ein Nye. Vielleicht belügt er uns«, wandte Oswel ein.
    »Nein.« Caseos Ton duldete keinen Widerspruch. »Er belügt uns nicht. Aber er kann nicht wissen, ob sich die Strömung verändert hat oder ob zwischen den Felsen Fallen aufgebaut worden sind, als Reaktion auf unsere Eroberung von Nye. Es gibt in der ganzen Welt keinen Hafen, der so gut gesichert ist wie dieser, Rugar. Eine falsche Bewegung des Steuers, und wir gehen unter.«
    »Wir gehen nicht unter«, bellte ihr Vater. Sein Griff um Jewels Taille wurde fester. »Die Inselbewohner sind isoliert. Sie fühlen sich völlig sicher und denken, ihr Hafen sei ohne ihre kostbaren Karten uneinnehmbar. Abgesehen von einigen Gerüchten, die sie vielleicht bei irgendwelchen Handelsgeschäften mit den Nye gehört haben, wissen sie nichts von uns und unseren geheimen Kräften.«
    »Ebensowenig wie wir von ihnen wissen«, sagte Oswel.
    »Mit dem kleinen Unterschied, daß sie seit mindestens zehn Generationen in Frieden leben.« Jewel hatte den Tonfall ihres Vaters angenommen. »Wir sind ein kriegerisches Volk. Statt so furchtsam von diesen Inselleuten zu reden, sollten wir uns besser mit der Vorbereitung unserer Siegesfeier beschäftigen.«
    »Das Unbekannte ist immer gefährlicher als das Bekannte«, sagte Rugar eine Spur freundlicher. »Aber in einem Punkt stimme ich Jewel zu: Wir dürfen nicht angsterfüllt in die Schlacht ziehen.« Er wandte sich an Hanouk. »Wir gehen wie geplant im Schutz des Regens und der Dunkelheit an Land. Sobald die Schiffe dann im Schattenland sind, wird sich das Wetter aufklären.«
    »Ich steuere nicht gerne ohne Sicht«, sagte Caseo. »Gestatte doch wenigstens den Seefahrern, daß sie wie üblich ihre Arbeit verrichten.«
    Jewel fühlte, wie sich ihr Vater anspannte, obwohl die Bewegung äußerlich unsichtbar blieb. »Willst du mir damit sagen, daß ich die gesamte Flotte gefährde, wenn ich nicht an strategischen Punkten Seefahrer einsetze? Ist das deine Ansicht, Caseo?«
    Caseo schob die Hände in die Taschen seines Umhangs. Wasser tropfte von seiner Nasenspitze. »Ich hatte angenommen, daß du dich auf den Nye und die Hüter

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