Fey 01: Die Felsenwächter
Therons Freunde seit seiner Kindheit; Bendre, Cyta und Lysis, die einzigen Freiwilligen für diesen Auftrag; Ure, Surl und Ort, Mitglieder der Königlichen Garde; und hinter ihnen in der Dunkelheit der Rest der Truppe. Alle sahen ihn schweigend an. Er hörte sie nicht einmal atmen.
Er zeigte in Richtung des Cardidas. Sie wußten, daß sie den Pfad jetzt verlassen mußten. Theron wartete, bis alle versammelt waren, bevor er ihnen den Weg wies. Dann legte er wieder den Finger auf die Lippen und glitt ins Gebüsch.
Der Boden war noch naß vom Regen, und die Luft roch nach feuchter Erde. Theron fand die Orientierungspunkte, die Monte ihm bezeichnet hatte: einen großen Felsblock zur Linken, einen schmalen Tierpfad durch das Gras, einen toten Baum, bleich und dürr im Mondlicht. Als Theron die Stelle erreichte, wo der Lichtkreis sich befinden mußte, machte er wieder halt. Das Auffälligste hatte Monte überhaupt nicht erwähnt.
Ein Kreis auf dem Boden, groß genug, um mehrere Leute gleichzeitig aufzunehmen. In dem Kreis befand sich weder eine Feuerstelle, noch schien dort niedergetrampeltes Gras zu wachsen. Der ringförmige Wall selbst bestand aus Erde. Gras und kleine Blumen reckten ihre Spitzen aus der niedrigen Aufschüttung. Der Erdring befand sich genau in der Mitte der Lichtung, dort, wo nach Montes Angaben der Lichtkreis sein sollte.
Therons Nackenhaare stellten sich auf. Er verabscheute Fehlinformationen und plötzliche Veränderungen. Sie machten ihn nervös. Hätte Monte ihm nicht versichert, daß der König selbst die Ausführung dieses Plans befohlen hatte, wäre er mit seinen Leuten auf der Stelle umgekehrt.
Innerhalb des Erdrings schien das Mondlicht heller zu leuchten als um ihn herum. Als hätte jemand eine Lampe angezündet und so an einen Baum gehängt, daß ihr Licht genau auf diesen Fleck fiel. Aber über dem Ring gab es keine Äste.
Theron schluckte. Er sah sich suchend nach dem Lichtkreis um, obwohl er bezweifelte, ihn in dem hellen Mondlicht überhaupt erkennen zu können. Der Mond verfärbte selbst den Himmel seltsam blaugrau.
Jetzt raschelte kein Tier mehr. Die Truppe schien ganz allein im Wald zu sein.
Eine Hand legte sich auf Therons Schulter, und er mußte sich beherrschen, um nicht aufzuschreien. Er wandte den Kopf. Kondros stand hinter ihm, sein rundes Gesicht vom Mondlicht klar umrissen, und deutete mit dem Kinn auf die Lichtung. Theron schüttelte den Kopf. Kondros zeigte mit dem Finger. Theron folgte der Geste mit den Augen.
Da, direkt über dem Erdring, schwebte ein ebenso großer Kreis in der Luft. Nur daß dieser Kreis aus flackernden, kleinen Lichtern bestand. Theron starrte die Lichter an. Sie kamen ihm irgendwie bekannt vor. Dann merkte er, daß sie den Irrlichtern glichen, die er als kleiner Junge nachts am Blumenfluß gesehen hatte. Aber das hier waren keine Irrlichter. Sie flackerten in regelmäßigen Abständen, und auch ihre Form war anders. Theron hatte fast das Gefühl, daß sie mit ihm sprechen würden, wenn es ihm gelänge, eines von ihnen zu berühren.
Immer noch hielt Kondros Therons Schulter mit festem Griff umklammert. Ohne es zu merken, hatte Theron einen Schritt auf die Lichtung hinaus getan. Er blickte den Freund an.
Der Kreis war größer, als er ihn sich vorgestellt hatte. Es würde nicht schwer sein hindurchzutreten.
Theron legte seine eigene Hand auf die von Kondros. Der andere nickte und ließ los. Theron wandte sich dem Rest der Truppe zu und hielt drei Finger in die Höhe. Die vordersten Männer wiederholten die Geste, so daß auch die hinteren sie sehen konnten.
Theron war froh, daß er den Männern vier verschiedene Pläne vorgelegt hatte. Der dritte war der vorsichtigste.
Die Gruppe verteilte sich um die Lichtung, hielt sich aber von dem Lichtkreis fern. Die ersten vier – Cyta, Adrian, Ort und ein junger Rekrut namens Luke, den Theron sogar für zu jung für einen Wachsoldaten hielt – öffneten die Beutel an ihren Hüften und holten das Weihwasser heraus. Einer aus der Wachkompanie hatte die Behälter vor ein paar Monaten verbessert. Statt der zu religiösen Zwecken benutzten Fläschchen trugen die Männer jetzt Ziegenblasen mit Spritztüllen. Ein schneller Druck, und das Wasser spritzte aus der Tülle. Auf diese Weise reichte der Strahl doppelt so weit wie der Guß aus einer Flasche. Ein Kämpfer konnte mit der Tülle zielen, die Blase drücken und mit großer Treffsicherheit zwei Körperlängen weit spritzen. Diese verbesserten Behälter
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