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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Feldzüge an sich vorbeiziehen, an denen sie schon teilgenommen hatte. Manchmal fühlte sie dann wieder, wie es war, zu den Siegern zu gehören, ganze Kulturen zu unterwerfen, alles beizubehalten, was einem an den Unterlegenen gefiel, und den Rest nach eigenen Vorstellungen zu ändern. Wenn die Fey ein Gebiet erobert hatten, setzten sie Gouverneure ein, deren Aufgabe darin bestand, die Wirtschaft der Gegend in Gang zu halten, die Bevölkerung unter Kontrolle zu bringen und so wenig wie nötig zu verändern. Natürlich führten sie andere Gesetze ein: Die Fey brachten ihr eigenes Rechtssystem und ihre eigene Regierungsform mit; aber Kunst, Sprache und Gebräuche blieben dieselben.
    Hier jedoch waren die Dinge noch in Bewegung. Hier fühlte sie sich frei. Sie haßte es, im Schattenland zu leben und Rugars Befehlsgewalt unterstellt zu sein. Er ließ sie nicht aus den Augen und verbot ihr, auf eigene Faust in der Stadt umherzustreifen, denn auf diesem Feldzug war sie der einzige Gestaltwandler. Er fürchtete, sie auch noch zu verlieren.
    Diese Furcht wirkte sich nachteilig auf seine Pläne aus. Gestaltwandler waren kaum von Nutzen, wenn sie nur für unbedeutende Aufträge eingesetzt wurden. Ein Gestaltwandler arbeitete am besten als Spion in einem noch unbekannten Land, wo er den Einwohnern ihre Geheimnisse ablauschen konnte. Einige der wichtigsten Siege der Fey waren der guten Arbeit von Gestaltwandlern zuzuschreiben.
    Solanda hob den Kopf und folgte einem fremden Uringeruch weiter den Bordstein entlang. Sie hielt inne, schnupperte und kam zu dem Schluß, daß dort zwei Kater einen Revierkampf ausfochten. Außer ihr und den dunklen Häusern war die Straße leer. Sie rannte schnell über das Pflaster. Jetzt wollte sie sich keinesfalls in eine Auseinandersetzung verwickeln lassen. Das war ihr schon einmal passiert, und sie war blutig und zerkratzt in die Schattenlande zurückgekehrt, weil sie sich nicht wie eine normale Katzendame benommen hatte.
    Die Mauer des Palastes war nur notdürftig ausgebessert worden. Offensichtlich war man in Eile gewesen, hatte zersplitterte Bretter provisorisch über die Löcher genagelt und versucht, das zertrümmerte Tor mit neuen Brettern wieder funktionstüchtig zu machen. Solanda schlüpfte unter einem abgebrochenen Brett hindurch und gab acht, nicht an der scharfen Kante hängenzubleiben. Sie haßte Holzsplitter im Fell. Dann stolzierte sie über den Pfad und wich den Pfützen von Pferdeurin und den dunklen Haufen der Pferdeäpfel aus. Wie immer beleidigte der Geruch im Palast ihre feine Nase: Zu viele Menschen lebten hier auf zu engem Raum. Tiere liefen frei im hinteren Teil des Hofes herum; der riesige Gemüse- und Kräutergarten wurde mit Hilfe von althergekommenem Dünger bewirtschaftet.
    Wenn die Fey erst einmal die Herrschaft übernahmen, würden sie einige der unhygienischen Angewohnheiten dieses kleinen, rückständigen Völkchens ändern.
    Falls sie je die Herrschaft übernahmen.
    Solanda sprang auf einen Stein vor der Küche und schnappte nach Luft. Unwillkürlich hob sie eine Pfote. Sie benetzte sie mit der Zunge, dann fuhr sie sich damit über das Gesicht und wusch die Reste der üblen Gerüche und den Staub ihrer nächtlichen Wanderung ab. Sie ließ diese Zweifel nur höchst ungern an sich nagen. Rugar war schuld daran. Er war nicht der Anführer, den sie brauchten. Er mußte aufhören, sich im Schattenland zu verstecken, und endlich anfangen, die Fähigkeiten seiner Leute richtig einzusetzen, und die Inselbewohner einfach im Schlaf abschlachten.
    Aber er hatte ja immer Angst, daß Gift neben ihren Betten stand. Er hatte Angst, alle seine Soldaten zu verlieren und mit leeren Händen dazustehen.
    Und man konnte nicht abstreiten, daß er Grund dazu hatte. Von den sechs Doppelgängern, die sie mitgebracht hatten, hatten sie allein zwei im Tabernakel eingebüßt. Der eine war in der Ersten Schlacht um Jahn getötet worden, und der zweite hatte versehentlich ein Gefäß voller Gift berührt, das er mit normalem Wasser gefüllt glaubte. Hätte Solanda nicht zufällig auf einem ihrer Erkundungsgänge ein paar Tage später zwei Schwarzkittel belauscht, die sich darüber unterhielten, wie ein unverschämter Fey versucht hatte, in den Tabernakel einzudringen, hätte sie wohl niemals herausgefunden, was mit ihm passiert war.
    Und nun sollte sie zwei weitere Doppelgänger an diesen finsteren Ort schicken. Den Hütern des Zaubers war es immer noch nicht gelungen, das Geheimnis des Giftes

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