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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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die Seite. Burden.
    »Was?« fragte Fledderer, um einen Ton bemüht, der seinen Ärger nicht verriet. Wenn er sich jedesmal darüber beschweren würde, wenn ihn jemand ›Bursche‹ nannte, wäre er schon lange nicht mehr am Leben.
    »Wir brauchen dieses Holz hier. Verschwinde.«
    Fledderer seufzte, schnappte sich seine Decke und die leeren Säcke und setzte sich auf. Bestimmt hatte er vom Tritt dieses Kerls blaue Flecken auf dem Rücken. Dabei war die Stelle schon seit Tagen ein so guter Schlafplatz gewesen. Aber vielleicht gelang es ihm ja, Klaue von seinem Platz unter den Stufen des Domizils zu vertreiben.
    »Noch was, Bursche.« Fledderer blickte zu Burden hoch. Dessen Lippen waren zu einem dünnen Strich zusammengepreßt.
    »Schlaf gefälligst nicht mehr auf öffentlichen Plätzen. Das schickt sich nicht.«
    Fledderer biß die Zähne zusammen, aber er platzte heraus: »Habt Ihr eine bessere Idee?«
    Der Junge hob das Kinn, als hätte Fledderer ihm eine Ohrfeige verpaßt. »Wie bitte?«
    »Ich habe nur gefragt, ob Ihr einen anderen Schlafplatz für mich wißt. Niemand scheint eine Rotkappe in seiner Hütte aufnehmen zu wollen.«
    Burden schüttelte leicht den Kopf, als könnte er gar nicht glauben, was Fledderer da gesagt hatte. »Wir haben uns alle unsere Hütten selbst gebaut, Rotkappe. Ich nehme an, ihr könnt dasselbe tun.«
    »Ihr habt Domestiken, die euch helfen. Mit mir sprechen die noch nicht einmal.«
    Burden zuckte die Achseln. »Habt ihr keinen Anführer? Rede doch mit dem.«
    Fledderer starrte den Jungen an. Jetzt konnte er nicht glauben, was er hörte. Natürlich hatten die Rotkappen keinen Anführer. Fußsoldaten kommandierten die Rotkappen herum und Hüter auch, aber untereinander waren sie nicht organisiert. Das hatte der Schwarze König ausdrücklich verboten. Wurden mehr als zwei von ihnen zusammen auf einem öffentlichen Platz angetroffen, durfte man sie verhaften, ja sogar töten.
    »Es gibt keinen«, sagte Fledderer schließlich. »Wenn Ihr nicht wollt, daß ich neben Eurem kostbaren Holz schlafe, würde ich Euch vorschlagen, mit jemand anderem darüber zu verhandeln.«
    »Hat dir schon mal jemand gesagt, daß du darauf achten solltest, wie du mit Ranghöheren sprichst?«
    Fledderer schluckte. »Ich bin in einer Notlage, Herr. Ihr befehlt mir, nicht an öffentlichen Plätzen zu schlafen, aber niemand will mir helfen, mir einen eigenen Schlafplatz einzurichten. Ihr befehlt mir, mit dem Anführer meiner Kompanie zu reden, aber ich gehöre keiner Kompanie an und habe keinen Anführer. Ich wünsche nur, Eure Befehle zu befolgen.«
    Burden schüttelte den Kopf. »Ich wußte nicht, daß das so kompliziert ist«, sagte er. »Hör zu, Bursche. Schlaf einfach irgendwo, wo du keinen störst. Und erinnere dich immer daran, daß wir Holz und Wasser brauchen.«
    Er zeigte auf eine leere graue Stelle noch näher am Rand des Schattenlandes. »Schlaf irgendwo dort, wo du keinem in die Quere kommst.«
    Einen Augenblick lang stellte sich Fledderer vor, wie er seine Hände um Burdens Hals legte und ihm mit seinen kleinen Fingern die Luft aus der Kehle preßte. Aber Burden war Infanterist. Er war durchtrainiert und stark, selbst wenn er noch keine Zauberkraft besaß. Er würde Fledderer in Sekundenschnelle niederringen, und dann würden die Hüter oder Rugar Fledderer bestrafen.
    Fledderer klemmte sich die Säcke unter den Arm, griff nach seiner Decke und stand auf. »Verzeiht, Herr. Ich bin froh, daß Ihr mir gesagt habt, was ich zu tun habe. Ich werde Euch aus dem Weg gehen. Danke für die Hilfe.«
    »Gern geschehen«, antwortete Burden. Er drehte Fledderer den Rücken zu und begann, Holzstücke aufzusammeln.
    Fledderer stand noch immer da und beobachtete, wie mühelos der andere die schweren Bretter bewegte. Diese Anmut, dieses Selbstbewußtsein, obwohl er nur ein Infanterist war. Als wüßte er schon jetzt, daß er später über herrliche Zauberkräfte verfügen würde.
    Und das würde er auch. Alle großgewachsenen, geschmeidigen Fey erwarben eines Tages Zauberkräfte. Doch ein Fey, der schon im Kindesalter aufhörte zu wachsen wie Fledderer, würde niemals der Magie teilhaftig werden.
    Aber alle behandelten ihn, als hätte auch sein Gehirn aufgehört zu wachsen. Und das war ungerecht. Der Kerl hatte noch nicht einmal den Spott in Fledderers Worten bemerkt. Wahrscheinlich dachte er, Fledderer wäre überhaupt nicht in der Lage, seine Worte mit Bedacht zu wählen, genausowenig wie ihm klar war, daß auch

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