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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Position unausweichlich war.
    Wenn Jewel nicht nach Nye zurückkehrte, würde ihr Großvater einen ihrer Brüder zu seinem Nachfolger ernennen. Darüber hatte er bereits nachgedacht. Das war auch der Grund, weshalb nie mehr als zwei Mitglieder ihrer Familie in derselben Schlacht kämpfen durften. Der Schwarze König wollte seine Erbfolge schützen. Die Geschichte gab ihm Anlaß zu solchen Vorsichtsmaßnahmen. Sein eigener Vater hatte den zweiten Sohn auf den Thron gesetzt, als es schien, daß der erste Sohn bei einem Überfall ums Leben gekommen war. Zu Rugars Glück war der Bruder erst ein Jahrzehnt nach dem Tod des Vaters zurückgekehrt; damit war sein Anspruch verfallen.
    Jewel wünschte, sie hätte mehr über die Gründe ihres Großvaters, den Feldzug zur Blauen Insel abzulehnen, gewußt, bevor sie Nye verließen. Sie ärgerte sich, daß sie sich ganz auf ihre seltsame erste Vision konzentriert hatte, anstatt bei den Streitgesprächen besser zuzuhören.
    Aber sie hatte eine Vision hinsichtlich Nicholas, den Sohn des Königs der Insel, gehabt. Es war ihr bestimmt gewesen, die Blaue Insel zu betreten. Oder war die Vision eine Warnung?
    Sie würde es nie erfahren.
    Schließlich erreichte Jewel ihre Hütte. Aber sie ging nicht hinein. Zwei Wachen standen vor der Tür. Einer von ihnen war Burden. Sein schmales Gesicht blickte finster drein. Er mußte wieder mit ihrem Vater aneinandergeraten sein. Der andere, Amar, stand mit leicht gespreizten Beinen und über der Brust gekreuzten Armen da, auf denen sich die Muskeln wölbten. Jewel hatte Amar immer gemocht, obwohl er so alt wie ihr Vater sein mußte und nie Anzeichen von Magie gezeigt hatte. Er war ein wackerer Infanterist und treuer Gefolgsmann der Königsfamilie.
    Jewel nickte den beiden zu. »Ist mit meinem Vater alles in Ordnung?«
    »Er nimmt endlich die Dinge wieder selbst in die Hand«, antwortete Burden überheblich. Langsam ging Burden auch Jewel auf die Nerven.
    »Wie ungewöhnlich für einen Anführer und Sohn des Schwarzen Königs«, sagte sie ironisch.
    Burden wurde rot. Amar verkniff sich ein Grinsen. Jewel bemerkte es trotzdem; auch ihre Augen begannen belustigt zu funkeln, aber ihre Miene blieb kühl. Sie ging zwischen den beiden hindurch und betrat die Hütte.
    Ohne Feuer wirkte der Raum eng und dunkel. Jewels Vater saß auf dem Tisch, einen Fuß auf seinem Stuhl, der andere hing herunter. Nur seine Augen bewegten sich, als sie die Tür hinter sich schloß und näher kam.
    »Du hättest eigentlich hierbleiben sollen«, sagte er.
    »Ich konnte nicht länger untätig herumsitzen.«
    »Du hättest nachdenken können.«
    Jewel zuckte die Achseln. Sie hatte keine Lust, sich zu streiten. »Herumsitzen und Nachdenken paßt nicht zu mir, obwohl ich schon einiges dazugelernt habe.«
    »Nur weiter so.« Rugar schob den Stuhl beiseite und sprang vom Tisch. »Ich habe hier ein paar Gefangene für dich.«
    Jewels Herz begann schneller zu schlagen, und sie holte tief Luft. Er hatte ihr immer verboten, die Gefangenen zu sehen, bevor die Hüter mit ihnen fertig waren. »Warum hast du sie hierherbringen lassen?«
    »Caseo hat mir seine Experimente erklärt, und ich habe entschieden, daß er soviel Gift verbrauchen kann, wie er will, bevor er Menschenleben auslöscht, die für uns noch wichtig werden können.« Rugar sprach ausdruckslos, aber Jewel hörte unterdrückten Ärger in seiner Stimme.
    »Du hast doch gesagt, die Gefangenen gehörten ihm.«
    »Und das werden sie auch«, erwiderte Rugar. »Wenn ich mit ihnen fertig bin.«
    »Hast du sie schon verhört?«
    »Ja, und auch ein paar andere haben es versucht. Sie verweigern jede Antwort.«
    »Und jetzt bin ich an der Reihe? Ich habe keine Erfahrung mit Verhören.«
    »Du hast mehr Erfahrung mit den Inselbewohnern als die meisten von uns. Du bist eine der wenigen Fey, die länger mit einem von ihnen gesprochen haben.«
    Jewels Mund war ganz trocken. Das stimmte, aber das war eine ganz andere Situation gewesen. »Was ist mit Solanda?«
    »Sie ist noch nicht zurück. Und wir haben hier keine Doppelgänger mehr.«
    »Ich hatte seit einem Jahr keinen Kontakt mehr mit den Inselbewohnern. Sicher könnten Burden und die anderen …«
    »Sie wissen nur, wie man Inselbewohner tötet. Es gibt einen Haufen Leute, die mir dabei behilflich sein würden.« Jetzt war Rugars Ärger nicht zu überhören. Endlich verstand Jewel, worauf er hinauswollte.
    Die Soldaten vergaßen manchmal, daß die Gegner mehr waren als militärische

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