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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ihnen sogleich befehlen würde, drei weitere Rammböcke aufzutreiben. Jeder Augenblick, der verstrich, gab den Inselbewohnern zusätzliche Zeit, sich zu organisieren. Aber bis jetzt hatte es noch keinen ernstzunehmenden Widerstand gegeben.
    Shima stand in der Nähe des ersten Tores. Sie war ungewöhnlich dünn, ihr langes Haar weiß und ihr Gesicht von Narben aus allen Schlachten übersät, in denen sie gekämpft hatte. Sie war einer der unbedeutenderen Visionäre ohne weitere Talente und hatte sich vor langer Zeit entschlossen, die Infanterie anzuführen, indem sie behauptete, die Jugend mache die Stärke einer Armee aus.
    Eher hitzig besprach sie das Problem soeben mit einem ihrer Adjutanten, und ihre laute Stimme erhob sich über Staubwolken und geschäftiges Durcheinander. Jewel rieb sich die Arme.
    Sie hatte den Müßiggang immer für die Geißel aller Kriegsführung gehalten.
    Burden stieß mit ihr zusammen. Schützend legte sich seine Hand um ihren Ellbogen. Er war ein Jahr jünger als sie, aber sie standen sich seit ihren Kindertagen nahe. Als seine Familie ihn im Alter von zwölf Jahren wegen fehlender Zauberkräfte vor die Tür gesetzt hatte, war er der Infanterie beigetreten. Ganz gleich, wie sehr die Schamanen auch auf seine Eltern einredeten, seine Familie nahm ihn nicht mehr auf. Von da an hatte Jewel ihn beobachtet, ohne zu ahnen, daß er eines Tages größer und stärker als sie werden würde. Sein Gesicht war von den Feldzügen gegen die Nye immer noch sonnengebräunt, und in den letzten Monaten war sein Lächeln selbstbewußter geworden.
    Im Moment lächelte er jedoch nicht. »Wenn sie so weitermacht, verschenkt sie unsere sämtlichen strategischen Vorteile«, raunte er verschwörerisch.
    »Ich weiß«, erwiderte Jewel im selben Ton. Sie blickte rasch um sich. Auch die restliche Truppe machte einen nervösen Eindruck. Wenn Shima nicht bald etwas unternahm, würde die Infanterie auf eigene Faust loslegen, was unvermeidlich eine Katastrophe nach sich zöge. Die meisten Infanteristen waren noch keine zwanzig, zu jung, um über Zauberkraft oder ausreichend viel Verstand zu verfügen.
    »Du solltest mit ihr reden.«
    »Und was soll ich ihr sagen?«
    Sein Griff wurde fester, und er zog sie so dicht an sich, als wären sie Liebende, die einander umarmten. Auf diesen Trick würde Shima bestimmt nicht hereinfallen, aber sie debattierte immer noch mit dem Adjutanten.
    »Du hast doch sicher schon einen Plan. Ich kann es dir ansehen.«
    Jewel warf ihm einen Blick von der Seite zu. Seit dem Feldzug in Nye hatte er abgenommen. Dadurch traten seine hohen Wangenknochen und die großen Augen noch auffälliger hervor. »Wie kommst du darauf?«
    »Deine Ungeduld verrät dich. Du reagierst gereizt, wenn jemand einen groben Schnitzer begeht.«
    Nun, in diesem Fall handelte es sich um mehr als nur einen Schnitzer. Er sah, wie ärgerlich sie war. So deutlich, als sei die Schlacht schon vorbei, hatte sie Gesehen, was getan werden mußte. Sie brauchten keine vier Rammböcke. Sie brauchten Verstärkung, um die anderen drei Tore zu bewachen, während sie sich zu dem einen Zutritt verschafften.
    »Wenn ich mit ihr spreche, denkt sie bestimmt, ich will ihre Autorität untergraben.«
    Burden zuckte mit den Achseln. »Es ist doch gleichgültig, was sie denkt.«
    »Sie ist immerhin meine Vorgesetzte.«
    »Und du bist die Enkelin des Schwarzen Königs. Eines Tages werden wir doch alle auf dich hören.«
    Jewel seufzte. Man diente auch in den unteren Divisionen, um zu lernen, wie man sich unterordnet. Unterordnung fiel ihr schwer. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn. Sogar nach dem Regen war die Luft in dieser Stadt so ausgesucht schmutzig, wie sie es noch nie erlebt hatte.
    Eine Gruppe Soldaten stand vor einer der Ladentüren und spielte Katz und Maus mit den Leuten, die sich dahinter befanden. Das Lachen der Soldaten drang bis zur Straße. Shima schien es nicht zu hören. Sie wies erst in Richtung Tor und dann auf den Rammbock. Die Truppen liefen auseinander und wanderten die Straße hinunter, um die Beute in Augenschein zu nehmen.
    Jewel drängte sich, hier einen Arm, dort eine Schulter streifend, an ihren Kameraden vorbei. Ihr fiel auf, daß die Soldaten recht gelassen waren. Obwohl sie kurz vor einer Schlacht standen, wirkten sie kein bißchen aufgeregt. Es war ein großer Unterschied, ob man hier kämpfte oder in Nye. Die Nye hatten über eine Armee verfügt, die die nordöstliche Grenze unzählige Male vor

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