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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Hütte. Es roch nach frischgebackenem Brot. Sie konnte einfach nicht anders, sie mußte eine Scheibe davon nehmen. Wenn sie diesem Kind helfen wollte zu überleben, dann mußte sie essen. Als sie die warme Brotscheibe von dem kleinen Tisch nahm, hörte sie ein leises Wimmern.
    Die Schreie des Babys gingen im Todesröcheln seiner Mutter unter. Vielleicht hatte der Heiligste Eleanora erhört. Vielleicht hatten die Worte recht, wenn sie behaupteten, der Roca liebte die Kinder vor allen anderen Wesen.
    Aber noch hatte sie den kleinen Jungen nicht gerettet. Daß sie sich in der Hütte befand, war nur ein erster Schritt.
    Sie folgte dem Wimmern in ein kleines Nebenzimmer. Coulter hatte dem Baby eine Wiege gebaut, und Mehan hatte sie mit gewebten Decken so weich ausgekleidet, daß der Kleine wie ein winziger König darin lag. Eleanora stopfte die Brotscheibe in ihre Rocktasche und hob das Baby mitsamt den Decken hoch. Sobald sie das Kind berührte, ging sein Wimmern in lautes Weinen über.
    »Es tut mir leid«, flüsterte sie. »Ich wünschte, ich wäre deine Mama.«
    Ihre Stimme beruhigte den Kleinen. Sie legte ihn an ihre Schulter und erinnerte sich dabei an all die Nächte, in denen sie sich nach einem kleinen Wesen wie ihm gesehnt hatte, jemandem, den sie und Drew gemacht hatten, winzig, warm und liebevoll.
    Draußen waren die Schreie seiner Mutter abrupt abgebrochen, genau wie Coulters. Entsetzt blieb Eleanora stehen. Wenn die Fremden sie fanden … Würde sie auf dieselbe Art sterben? Und was würde dann aus dem Kind?
    Vorsichtig wickelte sie den kleinen Jungen in die Decken, die seine Schreie dämpfen sollten, ohne ihn zu ersticken, und eilte dann zur Tür. Dort blieb sie abrupt stehen. Von nun an mußte sie sich langsam bewegen. Wenn sie jetzt vorsichtig war, konnte das später ihre Rettung sein. Sie drehte sich um und warf einen Blick über die Schulter zurück. Sorgfältig ging sie in ihren eigenen Fußspuren durch den Schlamm.
    Vor der Hütte mischten sich die Stimmen wieder im Streitgespräch. Der kleine Mann kicherte erneut, und Eleanora überlief es kalt und heiß. Die Fremdlinge hatten sie noch nicht entdeckt. Offenbar verliehen ihnen ihre Zauberkräfte keine Allwissenheit.
    Schneller als erwartet hatte sie den Wald erreicht. Die Fußspuren sahen aus, als sei jemand in die Hütte gegangen und dort geblieben. Die Fremden würden kostbare Zeit verlieren, wenn sie in all den Winkeln und Ecken, die Coulter für seine Frau gezimmert hatte, nach dem Eindringling suchten. Erst dann würden sie ihr in den Wald folgen.
    Der Säugling gab leise Schluchzer von sich. Sein kleiner Körper zitterte. Er spürte ihre Angst. Sie strich über das warme Bündel. Sie würden ihn nicht verbluten lassen. Niemand würde das tun, solange Eleanora atmete.
    Sie ging in ihren eigenen Spuren bis zu der Weggabelung zurück. Dann verließ sie den Pfad und stapfte querfeldein durch das sumpfige Gras. Sie rannte, so schnell es ihr alter Körper und die durchnäßten Röcke zuließen. Das Baby, das dabei hin- und hergeworfen wurde, protestierte wimmernd, verhielt sich sonst aber ruhig. Nach allem, was Eleanora gesehen hatte, zogen diese Fremden über Land und schlachteten alles ab, was ihnen in die Quere kam. Wenn sie vom Fluß gekommen und als erstes Coulter heimgesucht hatten, mußten sie aus Jahn kommen. Eleanora konnte nur hoffen, daß sie bis jetzt nicht zu ihren anderen Nachbarn vorgedrungen waren.
    Zuerst mußte sie zu Helters Hütte, unten am Blumenfluß, so weit entfernt von Cardidas und Jahn, wie sie zu Fuß kommen konnte.
    Helter war ein tüchtiger Mann. Er wußte bestimmt, was zu tun war.

 
11
     
     
    Jewel wischte sich den Schweiß von den Brauen. Schwer und nutzlos schlug das Schwert gegen ihre Hüften. Sie stand in der Mitte der Straße und beobachtete, was vor sich ging. Die Truppe von hundert Soldaten erkundete unter dem Kommando von Shima die Mauer, die den Palast umgab, oder schikanierte die Bauern, die es wagten, sich einzumischen. Drei Inselbewohner waren bereits getötet, ihre verstümmelten Körper zur Abschreckung auf die Straße geworfen worden. Schon jetzt hatten die Mörder einige mutige Seelen dazu gebracht, ihre Entschlossenheit zur Gegenwehr aufzugeben.
    Das Problem war schon wenige Minuten nach ihrer Ankunft deutlich geworden. Die Inselbewohner hielten sich nicht an die traditionelle Art des Befestigungsbaus. Dieser Palast verfügte über vier Tore, eines an jeder Seite.
    Jewel fürchtete halb, daß Shima

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