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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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eines Menschen eindringen und ihn für ihre Zwecke benutzen.«
    »Sie können doch nicht allmächtig sein«, sagte Alexander. »Sonst wären sie schon viel früher zu uns gekommen.«
    »Oh, sie sind sterblich.« Stephan legte die Hände auf seine Knie. Seine Stimme klang ruhig, aber sein Haar war zerzaust und die unrasierten Wangen mit grauen Haarstoppeln bedeckt. »Sie sterben genauso schnell wie wir. Vom Schwert durchbohrt, durch Blutverlust. Sie sind nicht übermenschlich, Sire. Sie besitzen einfach mehr Fähigkeiten als wir. Es ist, als eroberten sie uns mit Pfeil und Bogen, während wir noch nicht einmal gelernt haben, mit Stöcken zu kämpfen.«
    Alexander lehnte sich zurück. Er war ein Narr gewesen, daß er ernsthaft angenommen hatte, die natürlichen Verteidigungsanlagen der Insel reichten aus, um Wesen wie die Fey von hier fernzuhalten. Die Eroberung von Nye hätte ihm eine Warnung sein sollen. Die Fey waren so weit nach Osten vorgedrungen, wie sie konnten. Es lag auf der Hand, daß ihr nächster Anlaufpunkt die Blaue Insel sein würde.
    »Was sollen wir jetzt tun?« fragte Alexander, aber er war sich nicht sicher, ob er die Antwort auf diese Frage wirklich hören wollte.
    »Wir schlagen uns irgendwie bis zum Abend durch«, erwiderte Stephan. »Und hoffen, daß wir noch so lange leben, bis ein neuer Tag anbricht.«

 
15
     
     
    Nicht weit vom Cardidas entfernt hatte sich Rugar seinen Stützpunkt eingerichtet. Er hatte einen Gasthof besetzt und Besitzer und Gäste mit dem Hintergedanken entkommen lassen, daß die Furcht, die sie verbreiteten, den Fey von größerem Nutzen sein würde als ihr vergossenes Blut. Nackte Angst vermochte eine Schlacht schneller zu entscheiden als das Töten. Vernichtung führte manchmal dazu, daß die Angegriffenen wütend und rebellisch reagierten. Hingegen verlieh ein wenig Gnade hin und wieder, umrankt von Furcht und wilden Spekulationen, der Truppe ungeahnte Stärke.
    Der Gasthof war ein zweigeschossiges Holzhaus mit einem großen Gemeinschaftsraum, der in diesem Jahrhundert noch nicht gereinigt worden war. Die Küche war so verdreckt, daß Rugar es vermied, Tische und Geschirr zu berühren. Alle Strohmatratzen in den Räumen der oberen Etage waren verlaust. Sollten seine Leute hier ihr Nachtlager aufschlagen, würde er dafür sorgen, daß die Matratzen verbrannt und die Räume gesäubert wurden.
    Gleich nach seiner Ankunft hatte er einen großen Holztisch abgewischt, näher an die Tür geschoben und ihn zu seiner Kommandozentrale ernannt. Er saß mit untergeschlagenen Beinen darauf und teilte Befehle aus wie Essensrationen. Seinen Offizieren war es gestattet, sich mit ihm zu beraten, bevor sie Anweisungen erteilten oder seine Pläne abänderten. Was er in Jahn vorgefunden hatte, gefiel ihm. Die Invasion verlief noch einfacher als erhofft. Zur Überraschung der Fey gaben die Inselbewohner entweder einfach auf oder liefen in panischer Angst davon, statt zurückzuschlagen. Lediglich im Palast hatte es koordinierte Versuche gegeben, die Fey aufzuhalten, aber gerade diese Versuche hatten gezeigt, wie unerfahren die Inselbewohner waren.
    Draußen tönten das Gebrüll und der Lärm der Schlacht. Vor ungefähr einer Stunde hatte Rugar die dumpfen Schläge des Rammbocks gegen das Palasttor gehört, gefolgt vom Triumphgeschrei seiner hineinstürmenden Leute. Es war jetzt nur noch eine Frage der Zeit, bis die Fey Jahn endgültig erobert hatten. Sobald der Palast sich in den Händen der Fey befand, würden diese Leute ohne Rückgrat vor ihren neuen Herrschern kapitulieren.
    Über einzelnen Stadtteilen stieg der Staub der rennenden, flüchtenden und kämpfenden Menschen auf. Es roch unangenehm nach Blut, Angst und Schweiß, deren unverkennbarer Charakter sich über den Geruch von frischem Brot und Abwasser gelegt hatte, der sonst die Stadt erfüllte. Die rege Tätigkeit um ihn herum machte Rugar ruhelos. Er hatte diesen Angriff zu lange geplant, um sich jetzt in einen improvisierten Stützpunkt am Rande des Geschehens zurückzuziehen.
    Er kletterte vom Tisch herunter, spürte die kühle Luft an seinen Beinen und fuhr sich mit den Händen durch das schwarze Haar. Schon seit einiger Zeit hatte ihn niemand mehr aufgesucht. Seine Aufgabe als Koordinator war abgeschlossen, falls nicht eine plötzliche Krisensituation entstand, womit er jetzt nicht mehr rechnete. Seine Truppen verstreuten sich über das Land und verbreiteten überall Entsetzen. Ihr Befehl lautete, jedes Haus, Dorf und jede

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