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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Stadt zu unterwerfen, bis sie am anderen Ende der Insel ankamen oder bis die Inselbewohner sich ergaben. Dabei sollten sie sowenig Schaden wie möglich anrichten. Die Fey waren auf die Insel gekommen, weil sie reich war, und dieser Reichtum sollte erhalten werden.
    Flankiert von seinen Leibwächtern trat er ins Freie. Rusty und Eisenfaust begleiteten ihn schon von Kindesbeinen an. Sie hatten ihn seit jeher beschützt, und er hatte sich immer um sie gekümmert. Sie waren älter geworden, aber ihre Körper waren noch immer schlank und durchtrainiert, ihre Bewegungen schnell und zuverlässig. Sie würden ihm überallhin folgen.
    Rugar machte einen Schritt vorwärts, als die Landschaft vor seinen Augen plötzlich verschwamm. Er wollte schreien, doch sein Mund war fest verschlossen. Irgend etwas brannte in seinem Gesicht, kroch in seine Nase, füllte seine Augen. Er konnte nicht mehr atmen. Er krallte die Finger ins Gesicht und stürzte. Dann änderte sich die Szenerie von neuem. Er lag in einem hölzernen Raum mit umgestürzten Bänken, dreißig Fey lagen rücklings mit schmelzenden Gesichtern auf dem Boden, die Körper bereits der Todesstarre verfallen. Ein schwarzgekleideter Mann rannte aus dem Raum, in den Armen jede Menge kleiner Glasgefäße.
    Wasser fiel vom Himmel und schwächte ihn. Je mehr auf ihn niedertropfte, desto schwächer wurde er, bis er schließlich fast genauso schwach war wie ein Inselbewohner. Sein zusätzlicher Muskel im Gehirn, der etwas aus dem Nichts erschuf, war zu Asche verbrannt, die der Wind verwehte.
    Er lag auf dem durchweichten Boden, das Gesicht halb im Schlamm vergraben. Um atmen zu können, mußte er sich umdrehen. Rusty kniete neben ihm, das Gesicht von Sorgenfalten durchzogen. Rugar richtete sich halb auf und wischte sich über Nase und Mund. »Alles in Ordnung«, sagte er, und seine Stimme klang so rauh, als habe er sie lange Zeit nicht benutzt.
    Er blickte in die blendenden Sonnenstrahlen und sah Hunderte von Fey auf den Straßen und neben den Gebäuden liegen, die Gesichter unkenntlich, die Körper grotesk verdreht. Nicht weit davon entfernt hoben die Inselbewohner eine gewaltige Grube aus, in die sie Kalk schütteten. Entsetzen erfüllte ihn, als er begriff, daß es sich um ein Massengrab handelte. Es waren keine Fey mehr am Leben, um ihre eigenen Toten zu beerdigen.
    Sein Kinn war naß, sein Mund wie ausgetrocknet. Der Rücken schmerzte ihn. Er lag zur Hälfte in dem Schlammloch, Speichel rann über sein Gesicht. Er sah bestimmt aus wie ein Idiot. Glücklicherweise hatten ihn Rusty und Eisenfaust schon häufig gesehen, wenn er Visionen hatte.
    Aber noch niemals so.
    »Sagt mir, daß ich in Ohnmacht gefallen bin«, stieß er hervor, als er sich jetzt in eine sitzende Position hochzog. »Erzählt mir, daß mich die Erschöpfung übermannt hat und daß ihr meine Träume nicht stören wolltet.«
    »Deine Augen waren offen«, erwiderte Rusty. Sein dunkles Gesicht war aschfahl. »Du hattest den Inneren Blick.«
    »So habe ich dich noch niemals gesehen«, fügte Eisenfaust hinzu. Seine Stimme bebte. »Als hätte dich eine unsichtbare Kraft zu Boden geworfen.«
    Rugars Augen und Mund waren geöffnet gewesen. Er hatte die Vision gefühlt, geschmeckt und gerochen. Er schloß die Augen und ließ die Szenen noch einmal an sich vorüberziehen. Jewel war nicht unter den Toten. Er selbst ebenfalls nicht. Vielleicht nur zu Anfang. Aber er wußte nicht, ob dieser Augenblick großen Schmerzes sein eigener Tod oder nur ein Teil der Vision gewesen war, ob er nur gefühlt hatte, was dieser schwarzgekleidete Mann den Fey angetan hatte.
    Er fröstelte, was zu einem gewissen Teil mit dem Schlamm zu tun hatte. Er war vollständig damit bedeckt.
    »Geht es dir wirklich besser?« fragte Eisenfaust.
    »Mir geht es gut.«
    »Dann befreien wir dich jetzt von dem Schlamm«, sagte Rusty und ergriff Rugars Arm.
    Rugar riß sich los. »Nein«, erwiderte er. »Ich muß nachdenken. Laßt mich hier allein nachdenken.«
    »Wir dürfen dich nicht allein lassen«, erwiderte Eisenfaust.
    Wütend blickte Rugar ihn an. Sie würden tun, was er ihnen befahl. Eisenfaust wich zurück. Rusty sah Eisenfaust an. Sie waren schon so lange mit Rugar zusammen, daß es keiner überflüssigen Worte bedurfte.
    »Wir warten in der Nähe des Eingangs«, sagte Rusty. »Von dort aus können wir dich sehen.«
    »Gut«, sagte Rugar. Es war ihm gleichgültig, was sie taten, solange sie ihn nur allein ließen. Er ließ den Kopf bis auf die

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