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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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das Kind ebenfalls sterben. Vielleicht gelang es ihr noch, um das Leben des Kleinen zu bitten. Sie konnten ihn so erziehen, wie sie wollten. Sie selbst würde man töten; sie war nur eine alte Frau, die sich in Dinge eingemischt hatte, die sie nichts angingen. Aber ein Kind. Ein Kind war für jedes Volk eine Kostbarkeit.
    Der Kleine zitterte, schluckte und hörte plötzlich auf zu weinen. Ein Zittern durchlief den winzigen Körper, als wäre er plötzlich sogar zum Weinen zu müde.
    Eleanora kam um die nächste Wegbiegung und sah eine Lichtung vor sich. Die Sonne beschien das Gras, und sie sah Leute hin und her gehen und Kinder am Waldrand spielen.
    Also waren sie noch am Leben. Diese Wesen waren nicht zuerst hier entlanggekommen.
    Die Erleichterung verlieh ihr einen Rest dringend benötigter Kraft. Sie war nicht mehr in der Lage zu rennen, aber sie versuchte, so schnell wie möglich durch Morast und Nässe zu humpeln.
    Als sie zwischen den Bäumen hervorbrach, schrien die Kinder auf und liefen entsetzt davon. Erst dann wurde ihr klar, was sie für einen erschreckenden Anblick bieten mußte.
    »Hilfe!« schrie sie. »Bitte! Helft mir!«
    Ihre Beine versagten ihr den Dienst. Irgendwie hielt sie sich noch aufrecht, um das Baby nicht zu gefährden. Die Sonne wärmte ihre Haut, aber ihre Kleider hatten sich mit Wasser vollgesogen und hingen schwer an ihr herunter. Der Kleine hatte wieder zu weinen angefangen.
    Drei Männer und zwei Frauen rannten auf sie zu. Eleanora erkannte sie: Helter und seine Frau Lowe; Pier und seine Frau Vy; und Arl, der unverheiratet war. Lowe nahm ihr das Kind ab, und Eleanora stürzte, wie von einer Zentnerlast befreit, zu Boden. Noch im Fallen fingen die Männer sie auf und ließen sie langsam auf die Erde gleiten.
    »Eleanora?« fragte Helter mit unsicherer Stimme.
    »Ja«, sagte sie. Sie schloß die Augen. Alles drehte sich. Alles war gut. Sie war bei Freunden, war in Sicherheit. Aber nicht für lange.
    »Das Kind muß dringend versorgt werden«, sagte sie. »Es ist Coulters Sohn. Seine Eltern sind tot.«
    »Tot?« fragte Lowe. Das Baby in ihren Armen wimmerte.
    »Ermordet«, erwiderte Eleanora. Dann berichtete sie in kurzen, abgerissenen Sätzen alles, was sich heute morgen zugetragen hatte. Vy blickte von ihr zu dem Kleinen, als sei die Geschichte nur durch die Anwesenheit des Babys glaubhaft. Pier stützte sie mit seinem kräftigen Arm. Arl beobachtete den Waldrand, als fürchtete er, die Fremden würden jeden Augenblick durch das Unterholz stürzen.
    Als Eleanora geendet hatte, herrschte ein langes Schweigen. Die Kinder hatten sich ebenfalls herangeschlichen und mit weit aufgerissenen Augen zugehört. Eleanora wünschte, sie hätte es ihnen nicht erzählt, aber sie hatte keine andere Wahl gehabt.
    Schwarze Punkte tanzten vor ihren Augen. Sie würde nicht mehr lange durchhalten. Furcht und Erschöpfung forderten ihren Tribut. »Ich habe nichts gegessen«, sagte sie in die Stille hinein.
    Ihre Stimme schien Lowe aus ihrer schockartigen Erstarrung zu befreien. »Ja«, sagte sie. »Und dieses Baby muß gewickelt werden.« Sie drückte den Kleinen zärtlich an sich.
    Helter nickte. »Laßt uns hineingehen. Wir müssen einen Plan aushecken.«
    Einen Plan. Eleanora schloß für einen Augenblick die Augen. Sie mußten sich für diesen Plan allein auf ihre Aussagen verlassen, dabei konnte sie nicht einmal sagen, ob die Eindringlinge Menschen waren oder nicht. Sie wußte nicht, ob man sie mit Messern verletzen konnte, ob sie überhaupt sterblich waren.
    »Komm, Eleanora.« Piers Stimme erklang leise neben ihr. »Wir kümmern uns um dich.«
    Das hoffte sie. Als Pier ihr auf die Füße half, öffnete sie die Augen.
    Arl hatte sich nicht bewegt. Er starrte immer noch zum Waldrand hinüber, und stilles Entsetzen zeichnete sich auf seinen Zügen ab. »Sie werden auch zu uns kommen, nicht wahr?« flüsterte er.
    »Ich fürchte, ja«, erwiderte Eleanora. Sie hatte nicht den geringsten Zweifel daran.

 
21
     
     
    Die Schwarzkittel hasteten an ihm vorüber. Fledderer verschmolz mit den Schatten vor der menschenleeren Fassade der Ladenzeile. Er befand sich jetzt auf einer staubigen Straße direkt dem Palast gegenüber, aber er hatte das Gefühl, als wäre er noch meilenweit von seinem Ziel entfernt. Seit er zu Caseo gelaufen war, um ihm die schrecklichen Vorfälle auf der anderen Seite des Flusses zu berichten, hatte er über fünfzig Fey sterben sehen. Kein Blut war geflossen, dafür breitete sich

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