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Fey 01: Die Felsenwächter

Fey 01: Die Felsenwächter

Titel: Fey 01: Die Felsenwächter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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jedesmal ein unerträglicher Gestank aus, begleitet von schrillen Schmerzensschreien. Bis jetzt hatten ihn die Schwarzkittel noch nicht entdeckt, aber sobald sie ihn sahen, würden sie ihn umbringen, denn seine Kleider waren mit dem Blut eines Inselbewohners befleckt.
    Caseo hatte ihn zum Palast zurückgeschickt, wo er seine Arbeit weiterverrichten sollte, aber Fledderer brachte es einfach nicht fertig. Sein Beutel war leer. Er schaffte es nicht, noch mal diese Mauern zu betreten und in einer Welt gefangen zu sein, die die Blaue Insel stärker repräsentierte als alles andere. Außerdem wirkte der Blutzauber nicht mehr. Er hatte Fußsoldaten beobachtet, die versucht hatten, Schwarzkittel anzugreifen. Noch bevor die Soldaten ihren Gegnern Rißwunden zufügen konnten, hatten die Schwarzkittel ihre Hände bereits mit der tödlichen Flüssigkeit übergossen.
    Die Inselbewohner hatten die Oberhand gewonnen.
    Als Fledderer ankam, hatte er durch ein Loch im aufgebrochenen Tor gespäht und Inselbewohner im Nahkampf gegen Infanteristen gesehen. Die Fußsoldaten waren gerade dazugestoßen und hatten begonnen, ihre Opfer abzuschlachten. Sie waren auf der Suche nach Rotkappen, von denen bereits drei im Innern des Palastes beschäftigt waren, und als Fledderer seine Kameraden so emsig arbeiten sah, hatte er sich wieder in den Schatten geduckt. Schon jetzt befand sich in der Lagerhalle ein Vorrat an Blutbeuteln, der für ein halbes Jahr ausreichte.
    Falls sie überhaupt noch so lange leben würden.
    Die Holzwand war noch immer feucht vom Regen. Das nasse Hemd klebte ihm bereits an der Haut. Er zitterte am ganzen Körper. Hier gab es kein Versteck, und es war nur eine Frage der Zeit, bis sie auch ihn gefunden und mit diesem furchtbaren Gift getötet hatten.
    Die Schwarzkittel blieben jetzt an den Palasttoren stehen und spähten ein wenig unschlüssig hindurch. Überall auf den Straßen lagen Fey-Soldaten, die im Todeskampf stöhnten und schrien. Fledderer bemühte sich vergebens, den Blick abzuwenden. Der entsetzliche Anblick geschmolzener Hände und konturloser Gesichter hielt ihn gefangen. Fast sah er sich selbst schon im Staub liegen und diesen grausamen Tod sterben.
    Merkwürdig, daß er plötzlich so berührt davon war. Er war schon oft im Blut anderer gewatet oder hatte es für die Herstellung magischer Gifte eingesammelt. Er wollte gar nicht daran denken, wie viele Menschen er hatte sterben sehen. In seinem ganzen Leben hatte er bisher jedoch höchstens eine Handvoll toter Fey gesehen, nicht Dutzende von ihnen wie jetzt.
    Die Schwarzkittel hatten den Palast immer noch nicht betreten. Das Durcheinander schien sie abzuhalten. Sie streckten ihre Fläschchen aus und zählten. Fledderer kroch zur Seitenwand des Gebäudes, sorgsam darauf bedacht, nicht ins Sonnenlicht zu geraten. Einige Fey an der Straßenseite hatten ihn inzwischen erblickt und forderten ihn auf, ihnen beizustehen. Er legte einen Finger an die Lippen. Er konnte ihnen nicht helfen, ohne Gefahr zu laufen, selbst zu sterben. Verstanden sie das denn nicht?
    Die Schwarzkittel hatten anscheinend nichts bemerkt. Jetzt, da sie stillstanden, wirkten sie weniger furchteinflößend. Es waren nicht mehr als zwanzig, und jeder von ihnen trug ein oder zwei Flaschen. Bestimmt nicht genug, um alle Kämpfer anzugreifen, die sich gerade im Palast verteilten.
    Fledderer leckte sich die Lippen. Vielleicht wußten die Fey im Palast nichts von dieser neuen Gefahr, die ihnen drohte. Irgend jemand mußte sie warnen.
    Er legte eine Hand auf die feuchte Mauer. Wenn er sie warnen wollte, mußte er zunächst einen Weg finden, um die Straße zu überqueren, ohne daß ihn die Schwarzkittel entdeckten. Er hatte Caseo schon einmal gewarnt, und er fühlte sich nicht heldenhaft genug, es ein zweites Mal zu tun.
    »Sieh mal einer an, wie sie sich verdrücken und davonschleichen, als sei ihr unbedeutendes Leben von irgendeinem Wert …«
    Die Stimme war unbekannt und nasal. Fledderer wirbelte herum. Sein Herz klopfte heftig. Ein schwergewichtiger Mann mit geschürzten Lippen, fleischigen Wangen und kleinen runden Augen stand vor ihm. Der Mann war ein Inselbewohner und trug die Uniform der Königlichen Wache.
    Der Mann lächelte angesichts von Fledderers lähmendem Entsetzen. »Deine Beutel sind leer, mein Junge.«
    Fledderer biß sich auf die Unterlippe. Er war zu verwirrt, um zu antworten. Seine Hände fuhren hastig zu den trockenen, leeren Beuteln, die schlaff an seiner Hüfte hingen. Dann erst

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