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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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würde sich auflösen. Hast du dich in diesem Punkt geirrt?«
    »Nein.« Er rieb sich die Knie. »Nein. Das ist schon richtig.«
    »Also kann dir nichts passieren.«
    »Nein.« Er sprach das Wort leise aus, als würde ihm nichts mehr folgen. »Es wird mich jemand dabei sehen. Im Schattenland sitzen alle sehr eng aufeinander. Wie hier an diesem Ort.«
    »Du sagtest doch, auf Rotkappen gebe niemand acht. Würden sie denn auf dich achten? Und falls ja, würden sie hinterher wissen, daß du es gewesen bist und kein anderer?«
    Er sah auf. Sein Mund stand offen, und seine Fingerspitzen fuhren über die Lippen, als erinnerte er sich nicht mehr an ihre Konturen. »Niemand würde mich bemerken.«
    »Dann könntest du es tun.«
    Fledderers Augen waren weit aufgerissen. Er nahm die Hand vom Mund und verzog ein wenig das Gesicht, als stellte er sich den eigenen Tod vor. Alexanders Kehle war wie ausgetrocknet. Er hatte noch niemals etwas Derartiges ausprobiert. Fledderers Schweigen beunruhigte ihn. »Wenn du mir hilfst, machst du dich bei meinem Volk zum Helden«, sagte Alexander. Er hatte keine Ahnung, ob seine Worte der Wahrheit entsprachen.
    Fledderer drehte ihm langsam das Gesicht zu. »Mit einem eigenen Haus? Und keine Leichen mehr?«
    »Genau«, nickte Alexander.
    »Und kein Caseo mehr«, flüsterte Fledderer. »Ihn wäre ich gleich mit los, und ich müßte ihn nicht einmal selbst umbringen.«
    »Richtig«, sagte Alexander. Er stieß sich vom Tisch ab und richtete sich auf. Das war sein Stichwort zum Gehen. Er ging zur Tür. »Wartet!« rief Fledderer. »Ich brauche eine Garantie. Ich meine, damit Ihr, nachdem ich ihn getötet habe, nicht auch einfach mich umbringt.«
    Alexander runzelte die Stirn. Was für ein fremdartiger Gedanke. »Das würde ich niemals tun.«
    »Schon möglich«, meinte Fledderer. »Und ich sitze nicht hier in diesem provisorischen Gefängnis und rede darüber, den Anführer meiner Leute umzubringen.«
    Er glaubte es. Er glaubte wirklich, Alexander würde ihn hintergehen. »Ich gebe dir mein Wort.«
    »Euer Wort? Als was? Ich weiß nicht einmal, wer Ihr seid. Bis jetzt habe ich nur Vermutungen angestellt.«
    »Mein Wort als König«, sagte Alexander. Die Worte machten ihn ein wenig schwindelig. Angst stieg in ihm auf, die Angst, sich selbst preiszugeben.
    »Und damit soll ich mich sicherer fühlen?«
    »Ich habe mein Wort noch nie gebrochen«, sagte Alexander.
    »Kein einziges Mal? In all den Jahren, in denen Ihr König seid?«
    »Noch nie.«
    Fledderer schien nicht überzeugt.
    Alexander ließ den Türknauf los. »Ist es denn bei den Fey üblich, sein Wort zu brechen?«
    »Es ist sozusagen eine Kunstform.«
    »Wie kann ich dir dann vertrauen?«
    »Ich bin kein echter Fey, erinnert Ihr Euch nicht?« sagte Fledderer.
    »Das spielt keine Rolle. Wenn es bei eurem Volk üblich ist, sein Wort zu geben, um es dann zu brechen, so wirst auch du dieser Sitte folgen.«
    Fledderer blickte ihn an. »Ich werde tun, was Ihr von mir verlangt.«
    »Ich werde es ebenso halten«, entgegnete Alexander. »Das Problem dabei ist nur, daß jetzt keiner von uns dem Wort des anderen trauen kann.«
    »Habt Ihr denn irgend etwas von Wert, das Ihr mir anvertrauen könnt?« fragte Fledderer.
    »Das habe ich bereits getan«, erwiderte Alexander. »Mein Leben.«
    »Ich kann Euch Euer Leben nicht nehmen«, brummte Fledderer. »Draußen stehen die Wachen.«
    Alexander zuckte die Achseln. »Woher soll ich das wissen? Dein Volk ist der Magie mächtig. Du hättest mich anlügen oder mir einen Trick, den du beherrschst, verschweigen können.«
    »Ich verfüge nicht über magische Kräfte.«
    »Und darauf habe ich nichts als dein Wort.« Alexander lächelte. »Ich kann dir vertrauen. Bist auch du bereit, mir zu vertrauen?«
    Fledderer starrte eine Weile vor sich hin. »Mir bleibt nichts anderes übrig«, sagte er dann. »Es sieht ganz so aus, als müßte ich Euch vertrauen.«

 
26
     
     
    Das Kind verunsicherte ihn. Rugar saß, von wallendem Grau umgeben, auf dem Versammlungsblock. Er verbrachte viel zuviel Zeit dort, indem er ständig auf den Torkreis starrte und sich dabei irgendwo anders hin wünschte. Aus der Ferne schallten die Stimmen der Domestiken herüber, die den letzten Wasserbehälter aufstellten. Heute hämmerte niemand. Die meisten Gebäude waren inzwischen aufgebaut – zumindest bis die nächste Gruppe zum Holzholen in den Wald zog. Keiner der Bewohner der Schattenlande wollte weg, bevor nicht der letzte Leichnam aus

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