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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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die er gefangengenommen hatte, was seine Leidenschaft nur noch mehr entfachte. Das Verlangen, das er nach dieser Frau verspürte, die Tatsache, daß es ihm seit über einem Jahr nicht gelungen war, sie aus seinen Gedanken zu verbannen, verstörte ihn mehr, als er zuzugeben bereit war.
    Das Klopfen an der Tür ließ ihn aufschrecken. Er hatte gedacht, hier sei er ungestört. Nicholas erhob sich von seinem Fensterplatz. »Wer ist da?«
    »Lord Stowe.«
    Nicholas packte das Glasfläschchen mit dem Weihwasser, das er jetzt ständig mit sich führte, und verbarg es in der rechten Hand. »Herein.«
    Lord Stowe öffnete die Tür und schloß sie sorgfältig hinter sich. Nicholas hielt vorsorglich Distanz. Er traute keinem mehr, nicht bevor sie sich als unbedenklich erwiesen hatten. Mit einer raschen Handbewegung schleuderte er Lord Stowe das Weihwasser entgegen. Der Lord grinste ihn mit nassem Gesicht an.
    »Eine gute Überprüfung, Hoheit.« Er durchquerte den Raum, umfaßte das Fläschchen und reichte es Nicholas zurück. Nicholas verkorkte es wieder und schob es in seine Tasche. Er entschuldigte sich nicht. Das mußte er nicht tun.
    »Ich habe einen jungen Mann mitgebracht«, sagte Lord Stowe. »Er hat eine interessante Geschichte zu erzählen. Meiner Meinung nach solltet Ihr ihn anhören.«
    »Ich?« fragte Nicholas. »Was kann ich denn tun? Warum bringt Ihr ihn nicht zu meinem Vater?«
    »Ich weiß nicht, ob er in die Nähe Eures Vaters geraten sollte, aber jemand außer mir sollte seine Geschichte unbedingt hören.«
    »Jeder kann in die Nähe meines Vaters, sofern er sich der Weihwasserprobe unterzieht.«
    Lord Stowe lächelte. »Dann dürfte Euch um so mehr interessieren, was geschieht, wenn Ihr das versucht.«
    Das Haar in Nicholas’ Nacken prickelte. Die Vorahnung von Gefahr schlug ihn in ihren Bann. »Wo ist dieser Mann jetzt?«
    »Er steht vor der Tür«, antwortete Lord Stowe. »In der Begleitung mehrerer Wachen. Ich würde ihn aber lieber ohne die Wachen hereinbitten, wenn Ihr diesem Vorhaben zustimmt.«
    »Warum soll ich ihn anhören?«
    »Seine Geschichte«, sagte Lord Stowe, »ist wirklich phantastisch.«
    »Glaubt Ihr ihm?«
    »Ich möchte Euer Urteil nicht beeinflussen, Euer Hoheit. Weder in der einen noch in der anderen Richtung.«
    Nicholas ging zu seinem mit Kissen versehenen Fensterplatz zurück. Vor ein paar Tagen hatte er eine weitere Flasche Weihwasser unter einem der Polster versteckt. Er schob es ein wenig zur Seite und fühlte, ob sich die Flasche noch an Ort und Stelle befand. Sie war noch dort, und ein kurzer Blick zeigte Nicholas, daß auch das Haar, das er selbst um den Korken gewickelt hatte, noch an seinem Platz war.
    »Von mir aus«, sagte Nicholas. »Bringt ihn herein.«
    Lord Stowe verneigte sich, ging rückwärts zur Tür, wo er sich aufrichtete und hinausging. Er unterhielt sich kurz mit jemandem im Korridor, dann trat ein Mann ein. Eigentlich war es noch ein Junge, ein paar Jahre jünger als Nicholas. Er war gut gebaut, seine Statur ließ bereits seine zukünftige Kraft ahnen. Seine vor Angst weit aufgerissenen dunkelblauen Augen blickten unsicher aus dem hageren, von Akne übersäten Gesicht.
    »Hoheit, wenn ich bitten darf – das Weihwasser«, sagte Lord Stowe mit ausgestreckter Hand. Mit der anderen schob er die Tür zu. Diesmal ließ Nicholas den Stöpsel auf der Flasche und warf sie Lord Stowe zu. Der fing sie auf, entfernte den Korken und benetzte den Jungen.
    Dort, wo das Wasser den Burschen berührte, wurde es grün, glühte einen Moment auf und verblaßte. Hätten sie einen Eimer Weihwasser über ihm ausgeschüttet, hätte der ganze Kerl wahrscheinlich aufgeleuchtet.
    »Was bist du?« fragte Nicholas.
    Der Junge verneigte sich und schwieg, bis Lord Stowe leise auf ihn einredete. Dann richtete er sich auf. Lord Stowe legte die Hand auf den Rücken des Jungen und schob ihn weiter, bis sie nicht mehr weit von Nicholas entfernt waren.
    »Ich heiße Luke«, sagte der Junge. »Ich und meine Familie, wir wohnen in der Nähe von Killenys Brücke. Dann habe ich mich gemeldet, um gegen die Fey zu kämpfen.«
    »Wurdest du auf der Insel geboren?« fragte Nicholas.
    Lord Stowe betrachtete den Jungen aufmerksam. Seine Hand ruhte noch immer auf dem Rücken des Jungen.
    »Ja, Herr. Ich habe erst angefangen, grün zu leuchten, nachdem man mich zurückgeschickt hat, Herr. Ich weiß selbst nicht, was das ist!« Die Stimme des Jungen wurde bei jedem Wort lauter und überschlug sich vor

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