Fey 02: Das Schattenportal
Fey haben seine Eltern ermordet. Sie hat das Kind gerettet und versteckt, bis die Fey abzogen.«
»Womöglich waren sie schon zuvor hinter diesem Kind hergewesen.« Nicholas’ Mund war wie ausgetrocknet. Die Katze stand in Zusammenhang mit diesen Doppelgängern. Womöglich auch das Kind.
»Könnte gut sein.«
Nicholas nickte. »Vielen Dank für die Nachricht. Und laßt mich wissen, wie sich der Junge bei Euch aufführt.«
Lord Stowe, der sofort verstanden hatte, daß er hiermit entlassen war, verneigte sich abermals. Er zog sich zurück, ging nach draußen und schloß die Tür hinter sich.
Nicholas machte die Augen zu und ließ sich in die Kissen des Fenstersitzes fallen. Das wurde alles allmählich zu viel. Diese Katze – falls es sich überhaupt um nur eine Katze handelte – stand in enger Verbindung mit den Vorfällen, die sich in der Nähe des Palastes ereignet hatten. Dann der junge Bursche, mit dem die Fey irgend etwas angestellt hatten, woraus er momentan noch nicht schlau wurde.
Vielleicht war er selbst ein Fey. Vielleicht hatten sie eine Methode gefunden, sich dem Weihwasser zu entziehen. Wenn das zutraf … warum hatte er Nicholas nicht sofort angegriffen? Oder versucht, eine Stelle innerhalb des Palastes einzunehmen?
Die Fey taten niemals etwas logisch. Soviel immerhin wußte Nicholas nach einem Jahr des Kampfes gegen sie. Er seufzte und richtete sich auf. Es war höchste Zeit, daß er sich mit seinem Vater unterhielt. Jetzt konnte er nur noch hoffen, daß der Plan seines Vaters ein guter Plan war.
30
Caseos Hände zitterten. Er mußte mit der Arbeit aufhören, sonst würde er etwas verschütten. Er setzte sich auf einen der Stühle, der unter seinem Gewicht knarrte. Schon seit Tagen hielt er sich in dieser kalten Hütte auf, und er konnte sich nicht daran erinnern, wann er zum letzten Mal etwas gegessen hatte.
Streifer saß auf dem anderen Stuhl und starrte an die Decke, als offenbarten sich gerade dort die Geheimnisse. Im Hinterzimmer schliefen zwei weitere Hüter, die anderen hatten sich zum Schlafen in ihre eigenen Unterkünfte zurückgezogen, aus Angst, zuviel Zeit in der direkten Nachbarschaft des Giftes zu verbringen.
Caseo wünschte, er könne schlafen, doch sein Geist war zu beschäftigt. Nach der Diskussion mit Streifer und Rotin vor einigen Tagen hatte er eine Lösung geträumt: einen eleganten Zauber mit wundervollen Tricks und Kniffen, der einem Meisterhüter gut zu Gesicht stünde. Doch als er erwachte, konnte er sich nicht mehr an die Einzelheiten des Zaubers erinnern, nur an die allgemeine Stoßrichtung. Er hatte Streifer rufen lassen und ihm das, woran er sich erinnerte, erzählt, bevor er auch das vergaß, und seither hatten die beiden beinahe ohne Unterbrechung gearbeitet. Zwar waren sie einer Lösung immer noch nicht näher gekommen, doch zumindest kam es ihnen so vor, als seien sie auf der richtigen Fährte.
Manchmal war gerade dieses Selbstvertrauen der entscheidende Faktor.
Zumindest wußte Caseo, in welche Richtung er sich bewegen mußte. Streifer hatte recht gehabt. Sie mußten einen eigenen Zauber erschaffen. Aber Caseo hatte das Erscheinungsbild des Zaubers geliefert, das ihn für die Fey handhabbar machen würde.
Der Zauber mußte das Gift in eine tödliche Substanz für die Inselbewohner umwandeln – nur für die Inselbewohner. Er mußte aus einer gewissen Entfernung ausgesprochen werden, in einer Situation extremer Anspannung. Nur eine Handvoll Fey konnten solche Zauber aussprechen, und noch weniger waren in der Lage, das unter großer Belastung zu tun. Seiner Meinung nach kamen dafür nur Hüter selbst oder Wetterkobolde in Frage. Andererseits gab es zu wenig Hüter, die man aufs Spiel setzen konnte, und die Kobolde arbeiten normalerweise für sich allein. Was das betraf, ließ sich das gleiche auch von den Hütern sagen. Zwar könnten auch Domestiken die Arbeit verrichten, doch sie mußten direkt über dem Gift hantieren, und das war zu gefährlich. Trotzdem war es, wie es Rotin auf den Punkt gebracht hatte, besser, ein paar Domestiken zu verlieren, als das Problem überhaupt nicht zu lösen.
Caseo machte einen Schritt zur Seite, und seine Füße stießen gegen etwas, das auf dem Boden lag. Ein Prickeln stieg an seinem Bein hinauf. Er verspürte Magie und schielte sofort nach unten. Das Gewand, das Sucher mitgebracht hatte. Gewand und Schwert. Religiöse Ikonen. Das zumindest hatte Sucher ihm noch gesagt, bevor er eilig zu einer Unterredung mit
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