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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Rugar davongestürmt war. Sucher hatte versprochen wiederzukommen, war jedoch bis jetzt noch nicht wieder erschienen, und Caseo hatte das Gewand völlig vergessen.
    »Streifer«, sagte er.
    Streifer starrte immer noch an die Decke. Er schien Caseo überhaupt nicht gehört zu haben.
    »Streifer!«
    Langsam neigte sich Streifers Kopf nach vorne. Seine Augen stellten sich auf Caseo ein. »Was wäre, wenn …«, knarzte seine Stimme. »Was wäre, wenn wir die Domestiken und die Kobolde einfach vergessen? Wenn wir uns statt dessen eines Zauberers bedienten?«
    Caseo widerstand dem Drang, mit den Augen zu rollen. »Großartige Idee«, sagte er, »bis auf die Kleinigkeit, daß wir bei unserem Ausflug auf die Insel keinen Zauberer mitgenommen haben.«
    Streifer blinzelte und verzog das Gesicht. »Doch, haben wir. Wir haben einen, hier im Lager. Spürst du es nicht?«
    Caseo spürte es nicht. Er hatte Zauberer noch nie spüren können; sein einziger Mangel als Hüter. Aber das wollte er Streifer gegenüber nicht zugeben. »Ich frage noch mal bei Rugar nach. Falls wir einen Zauberer im Lager haben, dann will er bestimmt nicht, daß es jeder weiß.«
    Streifer biß sich auf die Unterlippe und ließ es dabei bewenden. Die Abdrücke seiner Zähne zeichneten sich auf der Lippe ab. »Mit dem Spruch eines Zauberers würde es funktionieren. Ein Zauberer hat die Distanz und die Macht, und er müßte nicht eine Flasche nach der anderen bearbeiten. Er könnte alles auf einmal bewerkstelligen.«
    Die Idee war brillant, aber ohne Zauberer nutzlos. Wenn der Junge einen spürte, so mußte sich etwas Merkwürdiges ereignet haben. Vielleicht war eines der Kinder in die Pubertät gekommen und entwickelte dabei seine vollen Zauberkräfte. Darüber hätte Caseo jedoch keine Hinweise erhalten. Wie bei Gestaltwandlern und Hütern zeigte sich auch bei Zauberern ihre Begabung bereits im frühen Kindesalter. Zwar nur in kurzem Aufblitzen und Versprechungen, aber die Begabung machte sich bemerkbar. Er müßte es wissen, wenn Rugar einen Zauberer mitgebracht hatte.
    Außerdem waren Zauberer so selten, daß der Schwarze König wahrscheinlich keinen erübrigen konnte. Feldzüge in derart weit entfernte Gegenden wurden ohnehin meistens ohne Zauberer durchgeführt.
    »Keine schlechte Idee«, sagte Caseo, »aber ich glaube, momentan müssen wir uns mit Domestiken und Kobolden zufriedengeben. Es ist besser, wenn wir die Kräfte einsetzen, die uns auch zur Verfügung stehen.«
    »Schade«, meinte Streifer. »Es war eine gute Idee.«
    Caseo hätte ihm beinahe widersprochen. Eine Idee war nur dann gut, wenn sie sie auch umsetzen konnten. Aber er war in der letzten Zeit ohnehin ziemlich rauh mit dem Jungen umgesprungen. Zumindest konnte er sich einen Zauber bildhaft vorstellen – wozu viele andere Hüter nicht in der Lage waren.
    »Ist dir noch etwas anderes eingefallen?« erkundigte sich Caseo.
    »Ich habe die ganze Zeit über dieser Idee gebrütet.« Streifer biß sich wieder auf die Lippe. Wenn er sie nicht eines schönen Tages durchbeißen wollte, mußte er sich diese Angewohnheit bald abgewöhnen.
    »Na schön«, meinte Caseo. »Erinnerst du dich noch daran, was Sucher sagte, als er heute morgen dieses Gewand hereinbrachte?«
    »Er sagte, er habe bei seiner Ankunft die Lichter auf der Innenseite des Torkreises zum Kreiseln gebracht. Nachdem Rugar ihm befohlen hatte, Kleider und Schwert abzulegen, haben die Lichter aufgehört.«
    »Merkwürdig«, sagte Caseo. Er trat noch einmal gegen das Gewand. Das Prickeln stieg ihm bis zum Oberschenkel hinauf. »Hebst du das Ding bitte mal auf?«
    Streifer stand seufzend auf. Er zitterte nicht wie Caseo, aber er arbeitete schon ebenso lange wie dieser und war blaß vor Erschöpfung. Er ging in die Hocke und legte eine Hand auf den schwarzen Stoff, zog sie jedoch sofort wieder mit einem Schrei zurück, als hätte er sich die Hand verbrannt.
    »Es lebt!« sagte er.
    »Jedenfalls verfügt es über eine gewisse Macht, stimmt’s?«
    Streifer betrachtete seine Hand. »Es scheint mich nicht verletzt zu haben. Und Sucher hat es die ganze Zeit auf dem Leib getragen?«
    »Zumindest mehrere Tage. Ihm scheint es gutzugehen. Trotzdem bleibt das kleine Problem mit den Lichtern auf der Innenseite.«
    »Kreiseln sie denn sonst aus irgendeinem bestimmten Grund?«
    »Nein, nie. Schattenland ist ein rein funktionaler Zauber. Alles, was darin eingebaut ist, dient einem eingeschränkten Zweck. Die Lichter haben uns stets die nötige

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