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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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jetzt zu sich rufen wollen?
    Vor sich sah er die gewaltige Eiche, vor der man ihn gewarnt hatte. Schon bald würde er die Lichtung erblicken, die zum Lager der Fey führte.
    Er schniefte und ging dann zu einem großen Baumstumpf am Straßenrand. Kaum hatte er sich gesetzt, da preßte er auch schon das Gesicht auf die Knie. Das Fläschchen mit dem Weihwasser brannte in der Tasche seines Gewandes wie eine Fackel. Der Rocaan hatte ihm aufgetragen, kein Weihwasser mitzunehmen, doch der Älteste Matthias hatte sich eingemischt und gesagt, er dürfe es ruhig tun.
    Er geht nicht als Feind, hatte der Rocaan gesagt.
    Aber er geht ganz bestimmt auch nicht als Freund, hatte der Ältere ihm entgegnet.
    Das Problem bestand darin, daß Titus nicht verstand, warum er überhaupt zu den Fey gehen sollte. Allein.
    Er fror an den Füßen, und er wünschte sich zum abertausendsten Mal, seit er Aud geworden war, daß es ihnen erlaubt wäre, Schuhe zu tragen. Mehr noch als sein kahlgeschorener Kopf machten ihm seine nackten Füße zu schaffen. Er konnte es nicht leiden, wenn er fror, und die Kälte fing bei ihm immer an den Füßen an.
    Der Rocaan hatte darauf bestanden, daß er ohne jeden Schutz – mit Ausnahme dem Gottes – reiste. Aber war nicht das Weihwasser der Schutz Gottes? Offensichtlich dachte der Rocaan anders darüber. Aber der Rocaan hatte nicht klar festgesetzt, an welchem Punkt seine Weisung anfing. Also hatte Titus sich dazu entschlossen, das Weihwasser bis zu den Fey mit sich zu tragen.
    Der Tränenfluß löste sich ein wenig. Er stand auf. Er wollte den Aufenthaltsort der Fey noch vor der Abenddämmerung erreichen. Er konnte sich nichts Unheimlicheres vorstellen, als sich dort im Dunkeln aufzuhalten.
    Die Sohlen seiner Füße hatten sich in den Jahren des Barfußlaufens abgehärtet, so daß er die Steine kaum noch spürte. Doch als er zu der Eiche hin einbog, zuckte er förmlich zusammen, so kalt war das feuchte Gras unter seinen Füßen.
    Von der Lichtung her drangen Stimmen an sein Ohr, Stimmen, die eine Sprache benutzten, die er nicht verstand.
    Er schluckte. Der Rocaan hatte ihm versichert, die Fey sprächen Nye, vielleicht sogar Inselsprache. Wenn sie alle nur diese eigenartige, kehlige Sprache konnten, war seine Weisung hinfällig geworden.
    Die Sprecher waren nirgendwo zu sehen. Sie mußten weiter weg sein, als es sich anhörte. Ihre Stimmen waren laut, fast schien es ihm, als stritten sie sich. Er schniefte wiederum, jetzt aber nicht mehr der drohenden Tränenflut wegen. Tränen halfen ihm nicht mehr weiter. Dazu hatte er jetzt viel zuviel Angst.
    Langsam überquerte er die Lichtung. Vor sich sah er den Ring aus Erde, von dem ihm der Rocaan erzählt hatte. Dorthin sollte er gehen und warten, bis ihn jemand fand. Er zitterte am ganzen Körper. Er versuchte sich einzureden, die Kälte sei schuld daran. Kalt war ihm ohnehin. Seine Zehennägel waren blau, und seine Finger fühlten sich wie Eiszapfen an.
    In diesen Eiszapfen hielt er das Fläschchen mit dem Weihwasser. Er hatte vergessen, es vor dem Betreten der Lichtung abzustellen.
    »Vergebt mir, Heiliger Herr«, flüsterte er, als hockte der Rocaan auf seiner Schulter und beobachtete ihn.
    Er sah sich nach einem Platz um, wo er die Flasche abstellen konnte, sah jedoch keinen dafür geeigneten. Schließlich stellte er sie einfach außerhalb des Erdkreises ab, wo sie vom Kreis weg ins Gras fiel.
    Während sich der Himmel verdunkelte, bemerkte er, daß es in der Lichtung eigentlich zu hell war. Er blickte auf und sah, daß über dem Erdkreis kleine Lichter schwebten. Die Lichter hatten die Gestalt menschlicher Wesen. Als sie ihn sahen, streckten sie alle die Arme nach ihm aus, ihre kleinen Lippen bewegten sich.
    Er konnte sich nicht bewegen. Das also passierte mit den Leuten, die in die Gefangenschaft der Fey gerieten. Er wollte sich umdrehen und davonlaufen, aber das ging nicht. Wenn er das tat, hatte er bei seiner Ersten Weisung versagt. Und ein Aud, der bei seiner Weisung versagte, verlor seinen Platz in der Kirche. Auch sein Vater würde ihn in diesem Fall nicht mehr zu Hause aufnehmen.
    Er schloß die Augen und trat in den Kreis. Als er die Augen wieder öffnete, waren die kleinen Wesen alle in sich zusammengesunken und hielten die Gesichter in den Händen vergraben, als hätte sie seine Bewegung in Angst versetzt. Von den Lichtem ging ein wenig Wärme aus, und das Gras unter seinen Füßen war sogar angenehm warm.
    Es war der Ort, den aufzusuchen ihm der

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