Fey 02: Das Schattenportal
Information geliefert, aber sie haben sich noch nie aus eigenem Antrieb bewegt.«
Streifer runzelte die Stirn. »Handelt es sich dabei um Fey-Lampen?«
Caseo schüttelte den Kopf. »Sie sind Bestandteil des Schattenlandes selbst. Nur ein Konstrukt aus Rugars Vision. Heute morgen hätte ich die Geschichte des Jungen beinahe abgetan. Rugars Vision ist nicht ganz einheitlich, und das kann manchmal zu Anomalien führen. Aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Du und ich haben beide die Macht in diesem Gewand gespürt, und ich überlege, ob ich nicht die anderen aufwecken soll, damit sie sie ebenfalls spüren.«
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Streifer.
»Ich weiß es nicht«, antwortete Caseo. »Sucher sagt, es handelt sich um religiöse Gewänder und das Schwert sei ein religiöses Symbol, genau wie das Gift. Vielleicht verfügt ihre Religion über eine Macht, die sie nicht kennen oder nicht einzusetzen wissen.«
»Wie kommst du darauf, daß sie sie nicht einzusetzen wissen?«
»Wenn sie es wüßten, wären wir alle schon längst tot. Sie hätten uns besiegt«, sagte Caseo.
»Das kannst du nicht wissen.«
Caseo lächelte den Jungen an. »Das kann ich schon, und du kannst es auch, wenn du genau hinzusehen gelernt hast. Dieses Gewand besitzt die Macht, uns, die wir gegen den Zauber anderer Geschöpfe gefeit sind, einen Schlag zu versetzen. Es besitzt außerdem genug Macht, um die Funktion des Torkreises zu beeinflussen. Was du davon auch halten magst, Streifer, es handelt sich dabei keineswegs um Nichtigkeiten. Hier deutet sich eine gewaltige Kraft an.«
Streifer fuhr mit einem Finger über das Gewand und zuckte zusammen. »Dann müssen wir es ebenfalls untersuchen. Vielleicht birgt es sogar das Geheimnis des Giftes.«
»Kann sein«, sagte Caseo. Er wollte nichts ausschließen. »Aber ich glaube, wir können das Rätsel des Giftes auch ohne das Gewand lösen. Wenn du einen Zauber für einen Zauberer entwickelt hast, dann sind wir nicht mehr weit davon entfernt, einen Zauber für andere zu entwerfen.«
Streifer ließ das Gewand fallen. Er wischte sich die Hände an der eigenen Robe ab, als müßte er sie saubermachen. »Ich finde, wir sollten uns erst mit Rugar darüber unterhalten und überprüfen, ob wir wirklich keinen Zauberer dabeihaben.«
»Nein«, sagte Caseo. »Das wäre der einfache Weg. Er hält den Zauberer aus einem bestimmten Grund vor uns verborgen. Wir sind mit einem breiter angelegten Zauber besser dran – ein Zauber, der von unterschiedlichen Leuten ausgeführt werden kann.« Er blickte Streifer an. »Wenn du dir einen Zauber für einen Zauberer ausdenken kannst, dann fällt dir auch einer für einen Kobold ein.«
Streifer schien noch bleicher zu werden, dunkle Schatten höhlten sein schmales Gesicht aus. »Ich arbeite am besten mit Zauberern«, sagte er.
»Das geht uns allen so, mein Junge«, sagte Caseo. »Sie sind unsere Lückenbüßer, lassen linkische Zaubersprüche elegant aussehen. Aber hier bleibt uns keine Wahl. Wir arbeiten mit den Domestiken und den Kobolden.«
»Das kann ich nicht«, flüsterte Streifer.
Caseo erstarrte. »Du … kannst nicht?«
Streifer schüttelte den Kopf. Er sah Caseo nicht an. »Meine Domestikensprüche funktionieren nicht. Und von Kobolden habe ich auch keine Ahnung.«
»Deine Domestikensprüche funktionieren hervorragend«, sagte Caseo. Er fühlte sich merkwürdig … leichter als sonst, als sei ein Teil von ihm erleichtert darüber, daß Streifer nicht arbeiten konnte. Ein anderer Teil war sehr, sehr zornig.
»Rotin hat mir geholfen. Sie hat die Sprüche immer fertiggestellt.«
Der Zorn übermannte ihn. Caseo mußte schwer kämpfen, damit sich die Gefühlsregung nicht auf seinem Gesicht zeigte. »Ach ja?«
Streifer nickte. »Sie sagte, ich solle dir nichts davon erzählen, aber ich weiß nicht, wie ich das in dieser Situation verhindern soll. Ich kann den Zauber einfach nicht auf die Domestiken und Kobolde übertragen. Mein Talent scheint in den großen Sprüchen zu liegen, wie denen der Zauberer, oder den blutigen Zaubern, wie sie die Fußsoldaten benutzen.«
Und Caseo hatte die ganze Zeit gedacht, Streifer würde das nächste große Genie unter den Hütern des Zaubers werden. Rotin hatte mit ihm gespielt, ebenso wie sie vor einigen Abenden mit Streifer gespielt hatte. Ihre Manipulationen mußten unterbunden werden, dafür würde Caseo schon sorgen. Streifer war nicht talentierter als alle anderen. Er litt sogar unter der ganz normalen
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