Fey 02: Das Schattenportal
töten.«
»Weiß ich«, sagte Titus. Wenn er sich sicherer gefühlt hätte, hätte er vielleicht darüber nachgedacht, das Schwert abzulegen. Für wie dumm hielten die ihn eigentlich?
Endlich kam die Frau mit einer Schüssel voll Wasser zurück. Sie reichte sie dem Jungen hinunter, und der hielt sie Titus hin.
»Wasch das Schwert ab, und auch alles andere, was mit dem Gift in Berührung gekommen sein könnte.«
Titus sah das Wasser an. Ebensogut könnten sie versuchen, ihn zu verletzen. Aber das gehörte nun mal zu einer Weisung: Risiken einzugehen. Er mußte hier wohl ein ziemlich großes Risiko eingehen, und um seinen Auftrag zu erfüllen, würde er wohl auch ein wenig nachgeben müssen.
Er nahm das Schwert in die zitternden Finger und wischte die Klinge vorsichtig ab. Dann langte er in die Tasche, zog sein Tuch heraus und ließ es auf den Boden fallen. Ihm fiel nichts anderes ein, was mit dem Weihwasser in Berührung gekommen sein konnte, aber um den guten Willen zu zeigen, wusch er auch noch die Hände in dem Wasser.
Der alte Mann sagte etwas in Fey zu dem Jungen. Der Junge schürzte die Lippen. Offensichtlich mißfiel ihm die Bemerkung.
Er setzte die Wasserschüssel ab. Rasch, beinahe trotzig, streckte er die Hand aus und legte die Finger um das Schwert.
Sämtliche Fey hielten den Atem an. Titus konnte die Angst des Jungen förmlich spüren. Aber der Junge blickte ihm ins Gesicht, als wollte er sich seine Züge einprägen, falls sie sich auf der anderen Seite einmal begegneten.
Nach einigen Sekunden ließ der Junge das Schwert wieder los, starrte auf seine Hand und hielt sie den anderen hin. »Ich werde wohl noch eine Zeitlang leben, Rugar«, sagte er in Nye.
Der ältere Mann – Rugar – schien unbeeindruckt davon. »Bring den Jungen herauf«, sagte er.
Titus schluckte schwer. Er warf einen Blick über die Schulter zurück auf die wirkliche Welt, die er vielleicht nie wiedersehen würde. Dann ließ er sich von ihnen in die trübe graue Masse hinaufziehen.
32
Fledderer kletterte vom Gewicht der Beutel vornübergebeugt ins Schattenland. Caseo dachte die Dinge niemals zu Ende. Mit Knochen gefüllte Beutel waren schwer, auch wenn es nur Knochensplitter waren, und müde Leute sollten sie nicht tragen. Der Domestike war schon vor einigen Stunden zusammengebrochen; zumindest nahm Fledderer das an, denn er war nicht wieder zurückgekehrt.
Er hatte länger als geplant arbeiten müssen und war Uences flußaufwärts gefolgt. Sie hatten Dutzende, vielleicht Hunderte Skelette geschält. Fledderers rechte Hand tat ihm vom Messerhalten weh, und die Handfläche war von aufgeplatzten Blasen übersät; auf dem Daumen glänzte ein fetter Bluterguß.
Er bedauerte, Uences dort draußen zurückgelassen zu haben. Nachdem Klaue gegangen war, hatte sie sich als recht umgänglich erwiesen. Aber er hatte keine andere Wahl. Er konnte so lange arbeiten, bis er zu erschöpft war, oder aber er trug die Beutel selbst, ging hinein und machte sich auf die Suche nach Rugar.
Als er den Hügel hinaufgegangen war, war er ins Schwanken geraten, hatte sich aber wieder gefangen, sobald er die Lichtung erreicht hatte. Der letzte Schritt hinein ins Schattenland war jedoch einer der schwersten Schritte, die er jemals getan hatte.
Die Schattenlande sahen beinahe verlassen aus. Ein Mann schlug Nägel in ein Brett, das er vor sich auf den Boden gelegt hatte, doch Fledderer konnte nicht erkennen, was der Mann da baute. Rings um das Domizil arbeiteten ein paar Domestiken. Ein Trupp Infanterie verließ gerade Rugars Hütte, doch sonst war nirgendwo jemand zu sehen. Rauch stieg aus dem Schornstein der Hüterhütte, vor der mehrere Dutzend Knochenbeutel standen. Daneben lag der schlafende Klaue, Gesicht und Kleidung noch immer verdreckt von der Arbeit, die er zuvor verrichtet hatte.
Fledderer hockte sich neben ihn und schüttelte ihn an der Schulter. Klaue öffnete träge die Augen und verrollte sie, als er sah, wer ihn da weckte.
»Los, geh und löse Uences ab. Sie arbeitet schon, seitdem du gegangen bist.«
»Ich habe mehr Schlaf verdient«, sagte Klaue.
»Mach schon.« Fledderer versetzte ihm einen Stoß.
Klaue setzte sich auf und rieb sich die Augen. »Warum gehst du nicht zurück? Du hast noch am wenigsten gearbeitet.«
»Ich muß ein paar Sachen im Domizil abliefern, dann komme ich auch wieder raus. Aber sie sagten, es kann gut ein paar Stunden dauern. Es ist besser, wenn du sie gleich ablöst.«
Klaue stöhnte. »Und
Weitere Kostenlose Bücher