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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zerklüfteten, aber immer noch sehr lebendigen Gesicht, als hätte das Alter seinen Zügen Schwingen verliehen.
    »Du bist einer von den Heiligen, stimmt das, mein Junge?« fragte er auf Nye.
    Titus schluckte. »I-ich bin ein Aud. Ich habe eine Botschaft … für Euch, einen von Euch … vom Rocaan. Ich bitte Euch. Es ist doch meine Weisung.«
    Der Fey, der wie ein Danite aussah, redete in der anderen Sprache, einen rasch ausgestoßenen Satz, den der alte Mann mit einer Handbewegung wegwischte. »Ist die Botschaft an jemand Bestimmten gerichtet?« fragte er.
    »An denjenigen, der hier die Verantwortung trägt. Der Rocaan bittet um Verzeihung dafür, daß er Eure Namen nicht kennt.« Die Sätze kamen ihm schon leichter über die Lippen. Wie der Rocaan es vorausgesagt hatte, nahmen die Dinge ihren Lauf.
    »Woher soll ich wissen, daß es kein Trick ist? Daß du nicht mit Gift bedeckt bist und versuchst, unsere Heimstatt zu vernichten?«
    Titus blinzelte zu dem Fläschchen, das vor dem Erdring lag. »Man … äh, man hat mir gesagt, ich solle mein Weihwasser draußen lassen und notfalls nackt zu euch gehen.« Er streckte die Arme aus, so wie es ihm der Rocaan aufgetragen hatte. »Ihr könnt mich durchsuchen. Ich werde nichts unternehmen. Bei der Himmelfahrt des Roca, ich werde nichts Böses tun.«
    Der Fey, der dem Daniten ähnelte, ergriff abermals das Wort. Der ältere Mann nickte. Er schnippte dem Jungen, der die Tür geöffnet hatte, mit den Fingern zu. Der Junge warf ihm einen haßerfüllten Blick zu und trat dann aus der Tür.
    »Wenn du auch nur versuchst, mich zu töten«, flüsterte der Junge Titus zu, »dann sorge ich dafür, daß deine ganze Familie stirbt.«
    Titus schüttelte den Kopf. Wenn der Junge nun aber unbeabsichtigt starb? Die Weisung konnte doch wohl nicht Titus’ ganze Familie mit einbeziehen, oder? Er rührte sich immer noch nicht von der Stelle. Der Junge durchsuchte Titus und hielt inne. Seine Hand verharrte über dem Schwert.
    »Leg das ab«, sagte er.
    »Da-das kann ich nicht«, stammelte Titus. »Ich habe einen Eid abgelegt. Auds dürfen sich auf keinen Fall von ihrem Schwert trennen.«
    »Du sagtest, notfalls nackt. Dein Gewand kannst du anlassen, aber das Schwert wirst du wohl ablegen müssen«, sagte der Junge.
    Der Rocaan hatte gesagt ›nackt‹, und er hatte ihm aufgetragen, nachgiebig zu sein. Titus biß sich auf die Unterlippe. Hatte sein Versprechen dem Rocaan gegenüber Vorrang vor dem Schwur, den er abgelegt hatte, als er ein Aud wurde? Oder war das hier ein Teil der Prüfung? Er wußte es nicht. Er war nicht schlau genug, derlei Entscheidungen treffen zu können.
    Aber was machte es schon aus? Wahrscheinlich töteten sie ihn sowieso. Er mußte sich darauf einstellen, seinem Gott entgegenzutreten.
    »Ich darf es nicht«, sagte er. »Ich habe es gelobt.«
    »Herrje!« Der Danite drängte sich aus dem Hintergrund weiter nach vorne. Sein Gesicht sah wirklich vertraut aus. Er sprach jetzt die Sprache der Inselbewohner. »Das Schwert ist nur ein Symbol, mein Junge. Was allein zählt, ist dein Herz.«
    Das stimmte. Aber wenn der Glaube echt war, dann wurde auch das Symbol wahrhaftig. Das hatten sie so gelernt. Aber Titus sagte es nicht. Statt dessen sagte er in der Inselsprache: »Hat Euch der Rocaan ebenfalls gesandt?«
    Der Danite blickte sich um, als bitte er die anderen um eine Bestätigung. Als er sich wieder zu Titus umdrehte, war sein Mund nur noch ein schmaler Strich. »Nein«, sagte der Danite. »Ich habe hier andere Dinge zu erledigen.«
    Titus nickte, obwohl er eigentlich nichts verstanden hatte. »Ich muß mit dem Anführer der Fey sprechen.«
    Der Danite lächelte ihn ein bißchen traurig an. »Solange du dieses Schwert trägst, wird sich kein Fey mit dir unterhalten.«
    »Ich darf es nicht ablegen.« Titus umfaßte das Schwert mit der Hand, als sei es die einzige Sicherheit, die ihm an diesem Ort noch geblieben war.
    Der Danite seufzte und sprach auf Nye. »Er wird sich nicht davon abbringen lassen. Ihr müßt euch etwas anderes überlegen.«
    Eine Frau im Hintergrund sagte etwas in der Sprache der Fey. Eine andere schien ihr beizupflichten. Beide sprachen gleichzeitig, und schließlich lief eine von ihnen davon, aus Titus’ Blickfeld hinaus.
    Der Junge stand noch immer unbeweglich neben Titus. Während die anderen auf etwas zu warten schienen, sah der Junge Titus an und grinste. »Weißt du was?« sagte er. »Wir könnten dich anhören, aber wir könnten dich ebensogut

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