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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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umgehen können. Sag ihm, falls er nicht erscheint, werde ich jeden Inselbewohner abschlachten, der mir unter die Finger kommt. Und sage ihm auch, wenn er mich hintergeht, werde ich das gleiche mit ihm tun.«
    »Jawohl, Herr«, flüsterte Titus. Ein unkontrollierbares Zittern durchlief ihn. Dieser Mann, dieser Fey, meinte das, was er sagte.
    »Sage ihm auch, wenn er mir das nächste Mal eine Botschaft überbringen will, soll er kein Kind, sondern einen Mann schicken. Ich habe für Kinder nicht mehr Mitgefühl als für erwachsene Männer und töte einen so leicht wie den anderen.«
    Titus schluckte schwer. »Jawohl, Herr.«
    Der Fey gab ihm einen Klaps auf die Wange und grinste. »Und jetzt erzähl mir, wo dieses Treffen stattfinden soll.«
    »In zwei Tagen, in der kleinen Kapelle am Blumenfluß.«
    »In einer Kapelle?« Der Fey hob eine Augenbraue. »Ist das nicht ein religiöser Ort?«
    »Jawohl, Herr, aber er trug mir auf, Euch daran zu erinnern, daß Ihr bewaffnet kommen dürft.«
    »Ich würde es vorziehen, an einem Ort zusammenzukommen, der für euer Volk keine religiöse Bedeutung hat.«
    »Er sagt, er versteht Eure Bedenken, bittet jedoch um Verzeihung. Er sagt, wenn er sich mit Euch in einer Kapelle trifft, wird ihn niemand in Zweifel ziehen, und der König wird keine Truppen entsenden.«
    Das Grinsen des Fey erstarb. »Dein Rocaan ist ein gerissener Bursche.«
    »Nein, Herr«, beteuerte Titus. »Er ist ein guter Mann, den es nach Frieden verlangt, bevor er stirbt.«
    Der Fey verschränkte die Arme, lehnte sich gegen den Tisch und seufzte. »Also gut. Richte deinem Rocaan aus, daß ich auf seine Bedingungen eingehe, und warne ihn auch, daß ich mich fürchterlich rächen werde, falls ich irgend etwas anders als abgesprochen vorfinde.« Dann lächelte der Fey, ein kaltes, abstoßendes Lächeln. Titus erschauerte unwillkürlich.
    »Du bist entlassen, mein Junge. Draußen wartet Burden auf dich. Er führt dich aus dem Schattenland hinaus.«
    Titus stand auf. Seine Beine drohten ihren Dienst zu versagen.
    »Und, mein Junge, sorge dafür, daß dein Rocaan alles erfährt, was ich gesagt habe, denn ich ziehe dich für dieses Treffen ebenso zur Verantwortung wie ihn.«
    »Jawohl, Herr.« Titus verneigte sich. Er wußte nicht genau, was der Fey mit dieser Bemerkung gemeint hatte, aber sie jagte ihm große Angst ein.
    »Du kannst gehen.«
    »Vielen Dank, Herr.« Titus zwang sich, zur Tür zu gehen. Er durfte nicht rennen, durfte vor diesen Leuten jetzt keine Schwäche zeigen. Er öffnete die Tür und trat hinaus in das graue Etwas. Der junge Kerl, der ihn hergebracht hatte, wartete in einer Gruppe anderer Fey vor einem nahe gelegenen Gebäude. Als er Titus erblickte, kam er herüber.
    »Aha«, sagte der Kerl. »Dann hat er dich also verschont.«
    Titus schob das Kinn nach vorne. »Ich habe eine Botschaft zurück nach Jahn zu bringen.«
    Der Bursche zuckte die Achseln. »Ich halte dich nicht auf. Nicht, wenn unser erlauchter Rugar beschlossen hat, dich laufenzulassen.«
    Titus erwiderte nichts. Er ging eilig die Stufen hinunter und ging durch den Bodennebel auf die Stelle zu, an der er hereingekommen war. Nur konnte er jetzt nirgendwo eine Tür sehen.
    »Du mußt nicht so rennen, kleine Maus«, sagte der Bursche. »Ohne meine Hilfe kannst du nicht weg.«
    Plötzlich wurde Titus’ Kehle ganz trocken. Was sollte den Burschen daran hindern, ihn zu töten und es seinem Anführer einfach zu verschweigen? Dann hätten sie eine gute Entschuldigung dafür, Tod und Verderben über den Rocaan zu bringen. Aber wenn sie dazu in der Lage wären, hätten sie es längst getan. »Dein Anführer hat gesagt, daß ich gehen darf.«
    Der Bursche grinste. »Sieht wohl so aus. Für dieses Mal. Aber wenn er beschließt, daß wir mit dir tun dürfen, was wir wollen, gehörst du mir. Dafür werde ich schon sorgen.«
    Er winkte mit der Hand, und die Tür öffnete sich. Titus sprang hindurch, rollte sich auf dem Gras ab und landete außerhalb des niedrigen Erdwalls. Die Barriere war verschwunden. Er schnappte seine Flasche Weihwasser und drehte sich gerade rechtzeitig um, um noch zu sehen, wie die Tür sich schloß. Dunkelheit umgab ihn, doch zum ersten Mal, seitdem er Jahn verlassen hatte, fühlte er sich sicher.

 
34
     
     
    Es roch eigenartig in der Hütte. Jewel schob den Stuhl, auf dem der junge Inselbewohner gesessen hatte, mit dem Fuß zur Seite. Ein Domestike würde ihn säubern müssen. Sie selbst weigerte sich, darauf Platz zu

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