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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ausspreche, spiegelt meine persönliche Meinung wider, nicht die der Kirche.«
    Tels Mund war trocken. Hieß das, daß der Rocaan über ihn Bescheid wußte? Wollte er Tels wahre Identität bekanntgeben und dann die anderen Ältesten überprüfen, um herauszufinden, ob noch mehr von ihnen Fey waren? Er rieb die Daumen aneinander, froh darüber, daß er die nervöse Bewegung hinter seinem Rücken verbergen konnte.
    »Wenn wir hier fertig sind, verlasse ich euch und begebe mich zur Kapelle am Blumenfluß. Dort findet eine wichtige religiöse Zusammenkunft statt. Drei von euch, von denen ich weiß, daß sie stark im Glauben sind, nehme ich mit. Das bedeutet nicht, daß die anderen keinen Glauben hätten, nur eben, daß er nicht so rein ist, wie ich ihn auf meiner Mission brauche.« Er lächelte, doch es war ein trauriges Lächeln. »Auch mein Glaube ist nicht so rein, wie ich ihn mir wünschte, aber dagegen kann ich nichts tun, denn meine Anwesenheit ist bei dieser Reise unbedingt vonnöten.«
    »Kannst du uns sagen, worum es überhaupt geht?« fragte Porciluna. Seine Haltung hatte sich nicht verändert, aber die Spannung in seinem Körper war gewachsen. Im Gegensatz zu seinem entspannten Äußeren war Porciluna extrem ehrgeizig. Andre war diesem Konkurrenzdenken mehr als einmal zum Opfer gefallen. Aus diesem Grund war Tel Porciluna bislang so gut wie möglich aus dem Weg gegangen.
    »Matthias und ich haben beratschlagt, ob wir euch über die Details dieser religiösen Angelegenheit aufklären sollen oder nicht«, sagte der Rocaan, »und wir sind zu dem Schluß gekommen, daß ihr besser nichts davon wißt. Die Angelegenheit steht weder zur öffentlichen noch zur internen Debatte. Wenn wir erfolgreich sind, erfahrt ihr es früh genug, und wenn wir versagen, erfahrt ihr es ebenfalls. Bis dahin ist es besser, wenn ihr sowenig wie möglich davon wißt.«
    Tel hörte auf, die Daumen aneinander zu reiben. Eine religiöse Angelegenheit – das hatte nichts mit ihm zu tun. Es war etwas anderes, etwas, das ihn nicht zu beschäftigen brauchte. Die anderen hingegen beschäftigte es sehr wohl. Sie beugten sich vor und musterten den Rocaan genau, als hänge alles von seinen nächsten paar Worten ab.
    »Meine Wahl ist auf folgende drei gefallen: Timothy, Reece und Andre.«
    Tel zuckte zusammen. Andre war einer der größten Gläubigen? Andre schien einen reinen Glauben zu haben, aber spürte der Rocaan denn nicht, daß etwas mit ihm nicht stimmte? War der Glaube denn nicht etwas, das man spüren konnte?
    Nach dieser Bekanntgabe kam Leben in die anderen Ältesten. Einige bissen die Zähne zusammen und zeigten ihre Verärgerung auf diese Weise. Andere senkten den Kopf, als schämten sie sich ihres mangelhaften Glaubens. Der Rocaan schien es nicht einmal zu bemerken.
    »Noch während wir uns hier unterhalten, packen die Auds eure Sachen zusammen. Sobald dieses Treffen vorüber ist, müssen wir nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen, dann brechen wir auf.«
    Tel war wie betäubt. Die Auds durchwühlten seine Sachen. Womöglich packten sie echtes Weihwasser anstelle des gepanschten ein. Er mußte äußerst vorsichtig sein.
    »Ihr anderen geht euren alltäglichen Aufgaben nach und sprecht mit niemandem ein Wort über unsere Reise. Den Sakramentplan müßt ihr wohl ein wenig umgestalten, aber das dürfte euch keine Schwierigkeiten bereiten.«
    Der Rocaan unterbrach sich und ließ den Blick von einem zum anderen wandern, als bemerkte er ihre Reaktionen erst jetzt. »Ich weiß, daß jeder von euch ein guter und würdiger Mann ist, der das Zeug hat, das Kirchenoberhaupt dieses Landes zu sein. Aber ich kann nur einen zu meinem Nachfolger bestimmen.«
    Außer Matthias und Tel waren alle im Raum Anwesenden von nervöser Bewegung ergriffen. Tel hielt sich starr aufrecht. Wenn der Rocaan Andre auswählte, waren Tels Probleme gelöst, rasch und ohne große Anstrengungen.
    »In Anbetracht meines Alters hätte ich es schon vor langer Zeit, schon vor einigen Jahren tun sollen. Ich habe es nicht getan, vielleicht aus Stolz und auch ein wenig aus Arroganz, in dem Glauben, ich würde ewig leben. Ich hätte es offiziell und vor einem Jahr tun sollen, als die Fey auf unsere Insel kamen und jeder von uns jederzeit hätte sterben können.«
    Er legte eine kleine Pause ein und sah einen nach dem anderen an. Als er damit fertig war, sagte er: »Matthias wird unser nächster Rocaan sein.«
    Porciluna sah zu Matthias hin, ebenso Vaughn. Tel fing an zu frieren.

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