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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Jungen wieder, dem er die Weisung aufgegeben hatte: der junge Titus, der entgegen allen Voraussagen zurückgekehrt war, mit kalten und verdreckten Füßen und weit aufgerissenen Augen. Titus war im Inneren der Enklave der Fey gewesen und hatte es überlebt. Er war ein guter Talisman für diese Mission.
    Die Fey umringten einen einzelnen Mann. Dieser Mann war schon älter. Seine Haut sah ledrig aus, so wie es dem Rocaan schon bei Arbeitern aufgefallen war, die ihr Tagewerk in der Sonne verrichteten. Die Augen des Mannes funkelten vor Intelligenz. Das Alter hatte seine Züge zugespitzt: Kinn und Wangenknochen stachen scharf hervor. Alles an ihm verlieh ihm einen Ausdruck einer nach oben strebenden Bewegung.
    Der Rocaan nickte ihm zu. »Willkommen in der Kapelle am Blumenfluß«, sagte er auf Nye. »Ich freue mich sehr, daß Ihr kommen konntet. Ich bin der Rocaan, und das hier sind meine Ältesten Andre, Reece und Timothy.«
    Das Lächeln des Fey wirkte aufrichtig. »Ich bin Rugar, Sohn des Schwarzen Königs. Meine Adjutanten muß ich nicht vorstellen, denn diese Verhandlung findet zwischen Euch und mir statt.«
    Verhandlung. Ohne es zu wollen, hatten die Fey dem Rocaan einen Anlaß zum Anfangen gegeben. »Ich fühle mich sehr geehrt«, sagte der Rocaan, »die Bekanntschaft des Anführers der Fey auf der Blauen Insel zu machen.«
    »Und ich fühle mich geehrt«, entgegnete Rugar, »die Bekanntschaft eines großen Kirchenfürsten zu machen. Euer Volk ist das erste seit sehr langer Zeit, das dem Zug der Fey durch ein Land Einhalt gebietet. Ich muß zugeben, daß dieses Treffen meine Neugier allein aus diesem Grund geweckt hat.«
    »Mein Volk ist nicht von Natur aus kriegerisch«, sagte der Rocaan in der Hoffnung, seine Worte klängen nicht gleich wie eine Verurteilung. »Unsere Religion verbietet uns, irgend etwas – auch nicht den Tod anderer – zur persönlichen Bereicherung einzusetzen. Ich habe mir gedacht, daß wir vielleicht darüber reden könnten, was Ihr auf der Blauen Insel wollt, um gegebenenfalls zu einer Übereinkunft zu kommen.«
    »Übereinkunft?« Rugar hob eine Augenbraue. Seine Stimme wurde nicht lauter, aber er ballte die Hände hinter dem Rücken und baute sich ein wenig breitbeiniger auf. Er schien auf Konfrontation eingestellt zu sein. »Ihr gewinnt diesen Krieg. Ihr solltet nicht um Übereinkünfte bitten.«
    »In meiner Religion«, entgegnete der Rocaan, der sich in der Terminologie des Krieges nicht gut auskannte, »ist es üblich, vor einer schwerwiegenden Unterredung einen kurzen Segen durchzuführen. In meiner Botschaft ließ ich Euch ausrichten, daß ich damit einverstanden bin, wenn Ihr mit Waffen kommt, da für unsere Zeremonie ein paar Dinge notwendig sind, die Ihr als Waffen anseht – das Schwert und das Weihwasser.«
    Rugar ließ die Arme an den Seiten herabsinken. Sein Gesichtsausdruck änderte sich nicht, die Anspannung in seinem Körper sehr wohl. Der Rocaan konnte seine Angst förmlich spüren.
    »Ich gebe Euch mein Wort darauf, daß ich weder Euch noch einen Eurer Leute damit in Berührung bringe«, sagte der Rocaan. Sein Blick fiel auf die Kirchentür. Auf den Gesichtern einiger der Fey ließ sich blankes Entsetzen ablesen. Der Mann, der direkt neben Rugar stand, ein kleinerer Fey mit runderen Zügen und verblüffend blauen Augen, nickte kurz. Erst dann lächelte Rugar.
    »Wir werden Eure Zeremonie nicht stören«, sagte Rugar. »Aber wir werden auch nicht daran teilnehmen.«
    »Ihr müßt die Kapelle nicht einmal betreten«, erwiderte der Rocaan, »obwohl es besser wäre, wenn zumindest einige Eurer Leute dabei wären. Auf diese Weise hat es eher den Charakter, daß der Segen auf uns alle fällt.«
    Einer der Fey in der Nähe der Tür brach in einen Schwall gutturaler Worte aus, Worte, die der Rocaan nicht verstand. Rugar sah nicht zu ihm hinüber, sondern hob nur die Hand, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Mein Gefährte gibt zu bedenken, daß Euer Segen, wenn schon Euer Weihwasser so verheerend auf uns wirkt, eine noch schlimmere Wirkung auf uns haben könnte«, sagte Rugar. »Ich werde vier von meinen Leuten hineinschicken, bleibe selbst jedoch hier draußen und verfolge die Zeremonie vom Eingang aus.«
    Der Rocaan nickte. Er hatte nicht einmal mit der Anwesenheit der Fey gerechnet, geschweige denn mit ihrer Zusammenarbeit. Der Heiligste wachte über sie. Jetzt wußte der Rocaan, daß er den richtigen Weg eingeschlagen hatte. Es lag nur daran, daß niemand zuvor jemals den

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