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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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mein Wort.«
    Es hörte sich an, als zelebrierte der Rocaan ein Mitternachtssakrament und keine Segnung. Sucher signalisierte Rugar ein Stirnrunzeln. Rugar hob die Schultern und ließ den Blick vom Rocaan zu Sucher wandern. Los jetzt, schien er zu sagen. Wenn aber der Rocaan das Mitternachtssakrament durchführte, hatte er Gift an sich. Bevor er zur Tat schritt, wollte Sucher warten, bis das Gift zu sehen war. Es brachte ihnen nicht viel, wenn er den Rocaan übernahm und auf der Stelle starb.
    »Jetzt folgen einige Bewegungen mit dem Schwert«, sagte der Rocaan. »Keine davon stellt für Euch eine Drohung dar.«
    Die Fey sahen einander an, und zwei von ihnen schoben sich näher zum Eingang.
    »Einige Worte dieser Zeremonie existieren nicht in der Sprache der Nye«, fuhr der Rocaan fort. »Deshalb werde ich sie in der Inselsprache aussprechen. Andre wird für Euch dolmetschen.«
    Der Älteste Andre erschrak und warf dem Rocaan einen ängstlichen Blick zu. Sucher legte den Kopf zur Seite. Merkwürdig, diese winzigen Feinheiten in der Gruppe der Inselleute. Außer dem Rocaan schien keiner zu wissen, was hier vor sich ging. Sucher schob sich noch einen Schritt näher heran. Er würde jede Gelegenheit sofort nutzen.
    Der Rocaan schaute Andre bedeutungsvoll an und sagte in der Inselsprache: »Zitiere ihnen die Worte der Segnung.«
    Andre nickte. Sein Unterkiefer mahlte, und er blickte die Fey an, als flehte er um Hilfe. Sucher gefiel diese Entwicklung nicht im geringsten, aber er würde sie, so lange er konnte, weiterlaufen lassen. Erst wenn sie für einen der Fey wie auch immer bedrohlich wurde, würde er sofort eingreifen.
    Der Rocaan schwang das Schwert über dem Kopf und fing die Spitze mit der linken Hand auf. »›Es gibt Feinde von außen‹«, sagte er in der Inselsprache.
    »Die Segnung beginnt«, sagte Andre auf Nye.
    Sucher warf Rugar einen raschen Blick zu und schüttelte kaum merklich den Kopf. Die Rocaanisten führten die falsche Zeremonie durch. Sucher biß die Zähne zusammen, um nicht unbedacht herauszuplatzen. Wenn er rasch vorging, spielte die Art der Zeremonie keine Rolle. Aber er mußte es schnell und entschlossen tun.
    »›Und von innen‹«, raunten die Daniten, Auds und Ältesten.
    »›Wir sind umgeben von Haß …‹«, fuhr der Rocaan fort.
    »›… Habgier‹«, sagten die Daniten, Auds und Ältesten …
    »›… Wollust …‹«
    »›… Grausamkeit …‹«
    »›… und schmerzlichem Verlust.‹«
    »Es handelt sich um ein Zitat aus den Geschriebenen und Ungeschriebenen Worten, eine Art Metapher«, sagte Andre auf Nye. »Ohne Bedeutung in der direkten Übersetzung.«
    Sucher war jetzt eiskalt. Er schob sich um den Ältesten Reece herum, der den Rocaan fixierte und Sucher nicht bemerkte. Vielleicht konnte Sucher das Gift sehen. Wenn ja, dann konnte er sofort handeln.
    Der Rocaan senkte das Schwert mit beiden Händen, so daß die flache Seite der Klinge den Fey zugewandt war. »›Wir haben uns entschieden zu kämpfen, nicht mit Waffen …‹«
    »›… und nicht mit Arglist‹«, murmelten die Daniten, Auds und Ältesten …
    »›… sondern mit dem Glauben.‹« Langsam senkte er das Schwert noch weiter, bis es flach auf dem Altar lag.
    Sucher wartete auf den Teil der Zeremonie, an dem es um die Weiterleitung der Sorgen vor das Ohr Gottes ging, aber der Rocaan sprach sie nicht aus. Er zitierte lediglich die Worte. Sie hatten etwas vor.
    Als nächstes war das Gift dran.
    Andre warf einen Blick zu den Fey. »Grob übersetzt«, sagte er auf Nye, »bedeutet das, was soeben gesagt wurde: ›Gesegnet seien diese Fremden in unserer Mitte.‹«
    Sucher packte den Messergriff fester. Bei dem vielen Gift in der Kirche hatte er nicht die Zeit, zuerst Reece die Kehle durchzuschneiden und dann auf den Rocaan loszugehen. Er mußte zu dem schwierigeren Trick greifen und seinen Wirt als Opfer benutzen.
    Wieder hob der Rocaan die Hände, dieses Mal ohne das Schwert. Die Ärmel seines Gewands rutschten nach unten und entblößten seine nackten Arme. »›Als der Roca um Gottes Ohr bat, betete er für die Sicherheit seines Volkes. Trotzdem wurden sie von Feinden bedrängt, und es sah aus, als erhörte Gott ihn nicht …‹«
    Sucher warf Rugar einen gehetzten Blick zu. Sie wollten die Fey mit Hilfe der alten Zeremonie loswerden, mit der gleichen Sache, die dem Roca vor vielen Generationen gelungen war. Sucher lief es eiskalt über den Rücken. Jetzt hatte er diese Zeremonie und das Spiel der Rocaanisten

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