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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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vorbereiten. Es ist kein Hinterhalt, denn wir sind zuerst gekommen, und sie sind eindeutig noch nicht hier. Sie haben uns sogar gestattet, Waffen mitzubringen.«
    »Der Rocaan ist ein Mann, den man nicht so leicht versteht«, sagte Sucher. »Zumindest habe ich das überall gehört. Er handelt oft aus religiösen Gründen, nicht um der Logik willen.«
    »Offensichtlich«, brummte Rugar. Wieder warf er einen Blick in die Kapelle. Der Infanterist hatte in einer Ecke ein kleines Mäusenest entdeckt, das die Maus mit Hilfe der Polsterfüllung aufgebessert hatte. Hätte jemand anderes um dieses Treffen gebeten, wäre Rugar nicht gekommen. Aber die Verlockung, über Sucher dem Rocaan die Information zu entlocken, war zu groß. Damit würde es den Fey endlich gelingen, die Blaue Insel zu unterwerfen.
    Rugar warf Sucher einen Blick zu. »Bist du bereit?«
    Sucher nickte und blickte nervös zur Tür. »Ich habe nur Angst, daß der alte Mann von Grund auf so heilig ist, daß er mich allein durch seine Existenz vergiftet.«
    »Etwas Derartiges ist bislang noch nicht vorgekommen«, sagte Rugar.
    »Bevor wir hier ankamen, ist auch so etwas wie das Weihwasser noch nicht vorgekommen.«
    Rugar überhörte die Spitze. Nun, da er wußte, daß die Kapelle sauber war, mußte er seine eigenen Vorbereitungen treffen. Er würde diesen Rocaan nicht entkommen lassen, aber wollte auch nicht seine gesamte Truppe aufs Spiel setzen. Wenn sie so dumm waren, sich nicht vorzubereiten, dann war das nicht sein Problem. Im Gegenteil, es kam ihm sogar recht.
    Aber dieses Treffen war womöglich seine einzige Chance, die Insel einzunehmen. Er würde keinen Fehler zulassen.

 
39
     
     
    Die Fey warteten bereits am Blumenfluß. Sie waren alle groß, schlank und dunkel, ihre Züge schmal und ausdruckslos. Sie hatten sich in einer Reihe vor der Kapelle aufgebaut. Die Kirchentür stand offen, und es war klar, daß die Fey sie bereits betreten hatten.
    Der Rocaan packte Andres Arm. Andre zuckte zusammen. Die Fey machten Andre nervös. Reece saß mit steifem Oberkörper auf dem Rand seines Kutschensitzes, die Hände im Schoß gefaltet. Er spähte aus dem kleinen Fenster hinaus, als könnte sein Blick die Fey bannen. Nur Timothy hielt die Augen geschlossen. Seine Lippen bewegten sich, und der Rocaan wollte ihn nicht stören.
    Sie konnten alle Gebete gebrauchen, die diese Gläubigen aufzubieten hatten.
    Das Herz des Rocaan klopfte heftig. Sein Körper schmerzte mehr als gewöhnlich. In den letzten paar Tagen hatte er keinen Schlaf gefunden, obendrein hatte er die Unterstützung einiger seiner Ältesten verloren. Die Zeit hatte sich verlangsamt. Es war ihm vorgekommen, als wären nicht Stunden, sondern Jahre vorübergegangen. Matthias hatte ihn gebeten, das Treffen um einen Tag zu verschieben, doch der Rocaan war sich nicht sicher, ob seine Gesundheit das erlaubte.
    Seine Finger klammerten sich an den Kutschensitz. Er hatte sich schon hundertmal vorgestellt, wie er die Zeremonie in dieser kleinen Kapelle durchführte, aber die Begrüßung hatte er sich nicht ausgemalt. Zwar hatte er sich die Anwesenheit der Fey vorgestellt, aber nicht, was er zu ihnen sagen wollte, damit sie die Zeremonie bis zum Ende durchhielten. Er hätte auf Matthias hören und die ganze Prozedur zumindest einmal durchspielen sollen.
    Die Reiter vor der Kutsche hielten an, dann blieben auch die Kutschpferde stehen. Der Rocaan ließ Andres Hand los. Andre lächelte ihn schwach an und zog den Arm weg. Andre war auf dieser Fahrt nicht ganz bei sich gewesen. Nervös und ständig darauf bedacht, niemanden zu berühren, hatte er so dicht wie möglich an der Kutschenwand gesessen und die Augen die meiste Zeit geschlossen gehalten. Der Rocaan hatte schon fast bedauert, ihn mitgenommen zu haben. Hätte es auch nur noch einen anderen dem Glauben so strikt Ergebenen unter den Ältesten gegeben, er hätte Andre zurückgelassen. Aber es gab keinen anderen. Und die Ungeschriebenen Worte besagten, der Rocaan müsse die Zeremonie mit drei seiner dem Glauben ergebensten Gefährten an seiner Seite durchführen.
    Der Körper des Rocaan schaukelte weiter, obwohl die Kutsche sich nicht mehr bewegte. Auch er hatte ganz offensichtlich Angst – er war nur zu benommen, um etwas davon zu spüren. Er sprach ein stummes Gebet und öffnete die Kutschentür. Dort wartete bereits ein Aud am Fuß des Treppchens auf ihn. Der Aud nahm ihn bei der Hand und lächelte den Rocaan scheu an. Dann erkannte der Rocaan ihn als den

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