Fey 02: Das Schattenportal
Vater offensichtlich, daß die Fey einen Menschen verzaubern und dazu bringen konnten, ihren Wünschen Folge zu leisten.«
Der Rocaan erhob sich, ging zum Kaminfeuer hinüber und hielt die Hände über die Flamme, als wäre es ihm mit einem Mal kalt geworden. Es war nicht allzu warm im Saal. Nicholas empfand es als anstrengend, tief Atem zu holen.
»Ihr behauptet also, daß ein verzauberter Mensch wie ein Fey sterben kann?« fragte Porciluna.
Nicholas schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht. Alles, was wir wissen, ist, daß Stephan für sie gearbeitet hat und daß er wie sie gestorben ist. Und daß er der einzige war, der den Überfall in den Geheimgängen überlebt hat.«
»Übriggelassen«, sagte Matthias. »Als Spion zurückgelassen.«
»Sie haben von den armen Leuten, die sie töteten, Blut und Haut entwendet«, sagte der Rocaan. Seine Stimme klang sehr weit entfernt. Er kauerte sich über das Feuer, als könne er nicht mehr gerade stehen. »Vielleicht erfordert ihre Magie Blut, sonst funktioniert sie nicht.«
»Was erzählte Stephan denn von dem Überfall?« wollte Porciluna wissen.
»Er sagte, er könne sich nur an wenig erinnern«, antwortete Nicholas. »Er lehrte mich, ein Schwert sei mehr als eine Waffe. Es sei ein Symbol der Hoffnung für unsere Religion, und es besitze Kräfte, die man nicht leichtfertig benutzen solle. Er lehrte mich, das Schwert zu ehren, ihm zu danken und es mit Ehrerbietigkeit einzusetzen. Er lehrte mich auch, meine Feinde zu achten, sie zu verstehen und mir darüber klarzuwerden, daß ich, indem ich sie verstehen lernte, mehr gewönne, als ich je bei einem Kampf gegen sie gewinnen könne.«
»Vielleicht verleitete ihn das Verständnis dazu, sich ihrer Seite anzuschließen«, meinte Porciluna.
Nicholas schüttelte den Kopf. »Er wußte mehr über die Fey als wir alle zusammen. Er hatte sie studiert. Er hatte mit Leuten geredet, die gegen sie gekämpft hatten. Als die Fey Nye überrannten, fand er es schrecklich. Er hielt sie für unersättlich, sagte, sie verschlängen andere Kulturen, anstatt sie weiterexistieren zu lassen. Er wäre niemals zu ihnen übergelaufen – nicht aus freiem Willen.«
»Die Knochen und das Blut.« Der Rocaan lehnte sich gegen den Kamin, darauf achtend, daß seine Robe nirgendwo in die Nähe des Feuers kam. »Sie müssen Teil eines magischen Rituals zur Übernahme einer Person sein … ihrer ›Verzauberung‹, wie der Prinz sagte. Dazu muß auch gehören, daß man diese Überreste an Ort und Stelle zurückläßt.«
»Sollte dem wirklich so sein«, sagte Matthias, »dann ist das Ritual in der Sakristei fehlgeschlagen, und das in der Kapelle war erfolgreich.«
»Weil die meisten Knochen verschwunden waren«, meinte Porciluna.
Nicholas schüttelte abermals den Kopf. »Nein, das scheint nicht zu stimmen. Was ist dann mit Lord Powell geschehen? Und warum haben wir nicht mehr Bewußtlose gefunden?«
»Vielleicht liegt der Vorfall schon sehr lange zurück«, sagte der Rocaan.
»Das Blut war in beiden Fällen noch feucht«, entgegnete Matthias.
»Ein so großer Fleck braucht lange, bis er getrocknet ist«, gab Porciluna zu bedenken.
»Schon, aber am Abend davor feierten wir dort das Mitternachtssakrament für die Ältesten. Da wäre mit Sicherheit jemandem etwas aufgefallen, außerdem ist in der Sakristei vorher geputzt worden«, gab Matthias zu bedenken.
»Andre zelebrierte das Morgensakrament für die Dienstboten in der Kapelle«, sagte Porciluna. »Ihm ist nichts Ungewöhnliches aufgefallen.«
»Habt Ihr überprüft, ob jemand etwas Ungewöhnliches gesehen hat?«
Matthias schüttelte den Kopf. »Beide Orte waren mehrere Stunden verlassen, bevor das Blut entdeckt wurde. Wie lange war Stephan bewußtlos?«
Nicholas zuckte die Achseln. »Das wissen wir nicht. Es war schon dunkel, als Lord Stowe die Suche aufnahm.«
Der Rocaan schob die Hände in die Taschen und kam auf sie zu. »Wir kommen nicht weiter. Wir wissen nichts, können lediglich Vermutungen anstellen. Aber wir haben eine Lösung.«
»Weihwasser«, sagte Nicholas.
Der Rocaan lächelte ihn an. »Richtig. Wir überprüfen jeden einzelnen, um sicherzugehen, daß sie nicht … schmelzen, wie es der Prinz so feinfühlig nennt. Und wir trauen niemandem, der sich weigert, das Wasser zu berühren.«
»Ich glaube, das sollten wir im Palast auch so halten«, befand Nicholas. »Ich fürchte, wir benötigen mehr Weihwasser, als uns momentan zur Verfügung steht.«
Der Rocaan nickte. »Ich
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