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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Anstrengung. Doch irgend etwas in den Schattenlanden hinderte sie daran, genau wie es ihnen ein paar Tage zuvor nicht gelungen war, Sonnenschein zu machen.
    Schließlich fand sie das Gebäude, das sie suchte. Auf Rugars Befehl hin hatten die Domestiken eilig einen Schuppen für die Gefangenen errichtet. Der Schuppen war klein, seine Bretter paßten nicht gut aufeinander. Sie hoffte, daß die Gefangenen gefesselt oder mit einem Zauber belegt waren, denn für einen Mann von Adrians Kräften stellte dieser dürftige Bau kein ernsthaftes Hindernis dar.
    Sie öffnete die Tür und war froh, daß sie an die Fackel gedacht hatte. Nur Feuerdomestiken konnten in dieser Dunkelheit etwas sehen. Sie steckte die Fackel in den Halter, der sehr hoch an der Wand angebracht war. Beinahe zu hoch. Sie hoffte, daß sie den provisorischen Bau nicht in Flammen setzte. Die Gefangenen saßen aneinandergekauert auf dem Boden und blinzelten ins Licht. Der enge Raum roch nach ungewaschenen Körpern und Exkrementen.
    »Habt ihr etwas gegessen?« fragte sie auf Nye.
    Der ältere Mann, Ort, grunzte heiser und drehte sich weg.
    »Wie … essen?« fragte der Junge. »Wenn kein … Mund, äh … Zunge? Zunge?«
    »Zunge«, erwiderte sie unwirsch. »Er hat seine Zunge noch. Er kann sie nur nicht bewegen, solange wir es nicht erlauben. Wenn er will, kann er sie auch für immer loswerden.« Sie bedachte Orts Rücken mit einem süßlichen Lächeln.
    Adrian lehnte an der Wand und beobachtete sie. Das Haar klebte ihm an der Stirn, und seine Füße waren gegen seinen Körper gestützt. Allem Anschein nach hatte er bemerkt, wie locker diese Wände zusammengefügt waren, und versucht, sie einzudrücken.
    Sie musterte ihn eindringlich von oben bis unten, damit ihm ihr prüfender Blick nicht entging. »Und was hattet ihr nach der Flucht aus dem Schuppen vor? Euch dort aufstellen, wo ihr den Ausgang vermutet, und jemanden bitten, daß er euch rausläßt?«
    »Mir wäre schon etwas eingefallen«, sagte er.
    Sie lehnte sich an den Türrahmen. Dort konnte sie einerseits dem Gestank entkommen, andererseits ihr Zittern verbergen. Sie konnte nicht einmal die Tür schließen. Der Schuppen war zu klein für vier Leute. »Habt ihr über mein Angebot nachgedacht?«
    »Ihr behandelt uns wie Tiere«, sagte er, als hätte er ihre Frage nicht gehört. »So pfercht man keine Menschen ein. Seit gestern haben wir kein Wasser gehabt.«
    »Na, da pißt ihr wenigstens nicht soviel, oder?« erwiderte sie und hakte die Daumen in den Hosenbund. »Wie ich sehe, ist unser Freund Ort unhöflich wie immer. Der Anführer unserer Hüter hat schon wieder nach Gefangenen für seine Experimente verlangt, Ort. Ich vermute, du würdest dich gerne freiwillig melden.«
    Der Mann rührte sich nicht und wandte das Gesicht weiterhin von ihr ab.
    »Nein«, sagte der Junge. »Bitte. Er … meint es nicht so.«
    »Er ist erwachsen«, antwortete Jewel. »Er weiß, was er tut. Eine Sache, die du vom Leben lernen solltest, mein Junge, ist die, daß du niemanden vor sich selbst beschützen kannst.«
    »Als wärst du so alt und weise«, sagte Adrian.
    Sie starrte ihn einen Augenblick an. Er wich ihrem Blick nicht aus. Die Nächte der Mißhandlung und ohne Essen schienen ihn eher noch gestärkt zu haben. »Du hast meine Frage nicht beantwortet.«
    »Du mußt sehr daran interessiert sein, wenn du dich auf einen Handel mit mir einläßt«, sagte er.
    Sie seufzte, als wäre die Unterhaltung eine Strapaze für sie, und nahm die Fackel wieder in die Hand. »Ich habe es nicht eilig. Ihr habt mich kürzlich lediglich gerührt. Wie ich sehe, habe ich mich in euch getäuscht. Ich richte Caseo aus, daß er euch haben kann. Und, Luke, es tut mir leid, aber Caseo ist nicht gerade für seine Freundlichkeit bekannt.«
    »Papa!« rief der Junge in der Inselsprache. Es war eines der wenigen Worte, die sie kannte.
    »Ich werde ihm aber nicht verraten, daß ihr alle drei Blutsverwandte seid. Das ist das Geringste, was ich für euch tun kann.« Sie gab sich Mühe, besonders kalt zu lächeln. Dann glitt sie aus dem Schuppen und schloß die Tür.
    Nachdem der Riegel zugeschnappt war, hörte sie den Jungen noch einmal rufen, und dann sagte Adrian energisch: »Warte!«
    Sie zögerte einen Augenblick. War es geschickt, die Tür wieder aufzumachen? Wahrscheinlich spielte es keine Rolle. Allem Anschein nach spielte der Mann mit ihr, wobei er sich ihren Launen nicht allzusehr beugen, andererseits seinen Sohn nicht gefährden

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