Fey 02: Das Schattenportal
Kenntnis, was wir wissen müssen, und zwar bis zu deinem Tod. Oder bis zum Tod deines Sohnes, je nachdem, was zuerst eintritt.«
»Mein Leben?« Diesmal ließ er sich seine Seelenqual anmerken. Was für eine Wahl! Sie war nicht sicher, ob er darauf eingehen würde. »Für das meines Sohnes?« Er holte tief Luft. »Und was ist, wenn wir den Krieg gewinnen?«
»Das wird nicht geschehen«, sagte sie. »Das lassen die Fey auf keinen Fall zu. Vielleicht gewinnt ihr die eine oder andere Schlacht, wie die Erste Schlacht um Jahn, aber ihr werdet uns niemals besiegen. Wir kämpfen so lange gegen euch, bis keiner mehr von uns übrig ist. Und selbst dann schickt der Schwarze König womöglich noch Verstärkung. Ihr werdet niemals gewinnen.«
Ihr Ungestüm verwirrte ihn ein wenig.
»Ich meine, daß wir dich für die Dauer deines Lebens wollen. Nichts weniger.« Sie grinste ihn an. »Und wenn du uns belügst, nur ein einziges Mal, stirbt dein Sohn. Und wenn du uns belügst, nachdem dein Sohn Kinder hat, so sterben seine Kinder. Wir sind unbarmherzig, Adrian, besonders Leuten gegenüber, die uns hintergehen wollen.«
»Wie wollt ihr an ihn herankommen?«
»Dafür haben wir unsere Methoden«, sagte sie. »Wir werden jederzeit wissen, wo er sich aufhält. Das kann durchaus von Vorteil für dich sein. Wenn es einen Angriff gibt, wird ihn einer unserer Leute beschützen. Und auch seine Kinder, wenn die Zeit gekommen ist. Wenn du uns aber in den Rücken fällst, stirbt er. Wir geben keine zweite Chance.«
»Mein Leben.«
»Für das seine.« Sie nahm den Arm von der Stuhllehne. »Du schneidest bei diesem Geschäft besser ab. Dein Leben ist kürzer. Wir gewähren ihm noch einmal zusätzlich fünfundzwanzig Jahre Schutz, wenn dein Leben seine normale Spanne durchläuft. Wenn du uns betrügst und dich umbringst, töten wir ihn selbstverständlich auch.«
»Seid ihr denn so sehr auf mein Wissen angewiesen?«
Ein scharfsinniger Mann. Genau das gefiel ihr an ihm. »Nein«, gab sie ehrlich zu. »Was wir brauchen, ist deine Interpretation. Es läßt sich leicht herausfinden, wie eine Kultur funktioniert. Schwieriger ist es, zu verstehen, weshalb sie so und nicht anders funktioniert.«
Er wandte den Blick von ihr ab und schaute auf die Stelle an der Wand, an der ein Fenster hätte sein müssen, hätten die Fey Wert darauf gelegt, im Schattenland Fenster einzurichten. Er war kein junger Mann mehr. Er begriff sehr wohl, was er aufgab. Sie hoffte nur, daß die Liebe zu seinem Sohn stark genug war, daß er sich auf den Handel einließ. Wissen aus erster Hand würde ihnen mehr Information verschaffen als die Arbeit eines Doppelgängers.
»Was muß ich tun?« fragte er.
»Du wirst im Schattenland leben, bei uns«, antwortete sie. »Du stehst uns jederzeit zur Verfügung, egal, wer von uns deine Hilfe braucht.«
»Und mein Sohn?«
»Ich sorge dafür, daß er das Schattenland noch heute verlassen kann. Wenn du willst, kannst du es dir mit ansehen.«
Er hatte den Blick immer noch abgewandt. Seine Kinnmuskeln arbeiteten, und er blinzelte einige Male. Dann schluckte er wieder. »Wann kann ich ihn wiedersehen?«
»Nie mehr«, sagte sie. »Du bleibst hier bei uns.«
Sein Kopf wirbelte herum, das Haar flog, seine Augen blitzten auf. Wiederum staunte sie über die ausgeprägte Ausdrucksfähigkeit der Gesichter der Inselbewohner, als seien deren Gefühle irgendwie stärker ausgeprägt als die ihren. »Nein«, sagte er. »Nein, unter diesen Umständen werde ich nicht mit euch zusammenarbeiten. Was ihr mit mir anstellt, ist mir egal, aber wenn ich meinen Sohn nicht mehr sehen darf, arbeite ich nicht mit euch zusammen.«
»Du wirst ihn nie mehr sehen«, beharrte sie auf ihrem Standpunkt. »Wir dürfen dich hier nicht herauslassen, ebensowenig, wie wir jemandem erlauben können, hereinzukommen.«
»Nein«, sagte er noch einmal. »Ich arbeite auf keinen Fall mit euch zusammen, nur um irgendwann einmal herauszufinden, daß ihr ihn fünf Minuten nach seiner versprochenen Freilassung getötet habt.«
Diesen Punkt hatte sie nicht bedacht. Nicht, daß er für sie einen großen Unterschied gemacht hätte. Sie hatte auch andere Verwendungen für Adrians Sohn. »Dann wirst du ihn also einmal im Jahr sehen können«, sagte sie. »Zu einer zuvor bestimmten Zeit an einem zuvor bestimmten Ort. Einer von uns wird dich stets begleiten, und ihr werdet euch in Nye oder Fey unterhalten, es sei denn, einer deiner Wächter spricht die Inselsprache fließend.«
Er
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