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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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blinzelte. Ihr rasches Zugeständnis verwirrte ihn offensichtlich. Bevor er sich erholte und auf die Idee kommen konnte, ihr weitere Punkte abzuringen, erhob sie sich.
    »Das wär’s dann. Sind wir uns einig, Adrian?«
    Er blickte zu ihr auf. In seinem Gesicht kämpften die Emotionen gegeneinander. Er öffnete den Mund, schloß ihn wieder, dann schloß er auch die Augen. Er ließ den Kopf sinken und seufzte. Als er wieder aufsah, waren seine Wimpern naß. »Wir sind uns einig«, sagte er leise.
    »Gut.« Sie ging zur Tür. »Ich schicke Mend her, damit sie deine Fesseln löst. Anschließend wird man dir passende Kleidung geben und einen Platz zuweisen, wo du wohnen kannst. Ich sorge dafür, daß sie dir etwas zu essen bringt.«
    »Warte!« rief Adrian. »Ich würde die letzten Stunden gern mit Luke verbringen.«
    »Das kann ich verstehen«, sagte Jewel. »Aber ich werde nicht zulassen, daß du ihm irgendwelche Anweisungen gibst, und momentan habe ich noch keine Begleitung für dich. Es wird sich eine Möglichkeit ergeben, bevor wir ihn freilassen.«
    Sie zog die Tür auf.
    »Dir ist doch wohl klar«, sagte er leise und mit tiefer Stimme, »daß ich dich umbringe, wenn Luke irgend etwas zustößt. Nicht sonstjemanden werde ich töten – nur dich.«
    Sie drehte sich zu ihm um. Er sah sie mit einer Intensität an, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Haß. Unverfälschter, abgrundtiefer und offener Haß, wie bei Ort. Im Unterschied zu Orts Haß fühlte sich der von Adrian eindeutig persönlich an. War ihm denn nicht klar, daß sie ihm geholfen hatte? Sie hätte das, was sie brauchte, auch erhalten können, ohne Luke freizulassen. Sie hätte Adrian – oder noch besser, Luke selbst – dazu zwingen können. Die Information wäre wohl nicht so erschöpfend und detailliert ausgefallen, doch das hatte sie noch nie zuvor von diesen Methoden abgehalten.
    »Ich verstehe deine aufbrausenden Gefühle«, sagte sie betont sachlich. »Aber ich muß dich warnen: Sollte dir das gelingen, dann sorgen meine Leute dafür, daß kein Tropfen Blut aus deiner Sippe mehr übrigbleibt, um das Eiland zu beschmutzen. Und nachdem jeder einzelne deiner Verwandten gestorben ist – vielleicht sogar vor deinen Augen –, wenden meine Leute ihre Aufmerksamkeit wieder dir zu. Wir glauben nicht an den raschen Tod, Adrian.«
    »Ihr habt keine Seele«, erwiderte er.
    Sie lächelte. »Das wird allgemein behauptet. Ich vermute jedoch, daß es genau umgekehrt ist, denn wir sind diejenigen, die von ihren Geistern geleitet werden, während ihr euch auf Geschichten verlassen müßt, die euch alte Männer erzählt haben. Vielleicht tötet uns deshalb euer Weihwasser – weil wir etwas in uns haben, das vom Übernatürlichen berührt werden kann.«
    »Ich werde für euch arbeiten«, sagte er, »aber es wird mir keine Freude bereiten.«
    »Das ist nicht erforderlich«, antwortete sie. »Hauptsache, du arbeitest gut.«

 
17
     
     
    Coulter plapperte. Seine Kleinkinderstimme hob und senkte sich, als ob er sich lebhaft mit jemandem unterhielte. Eleanora hörte Aufgeregtheit aus seiner Stimme heraus, auch eine Art von Freude, als fände er diese Unterhaltung besonders interessant. Sie setzte sich im Bett auf und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Es war dunkel im Zimmer, doch ein schmaler Streifen Mondlicht fiel durch das Fenster herein. Die Decke war zur Seite gerutscht. Eleanora hatte schon eine Weile geschlafen, aber noch nicht lange genug. Sie fühlte sich wie zerschlagen.
    Das Baby unterhielt sich munter weiter. Der Junge lachte in seinem glockenhellen Sopran, begleitet vom Patschen klatschender Kinderhändchen. Wie merkwürdig. Eigentlich schlief er nachts immer durch. Jedenfalls hatte er das bislang getan, seitdem sie hierhergekommen waren und ihn Angst und Erschöpfung übermannt hatten. Manchmal dachte sie, er trauere sehr um seine Eltern, doch die anderen sagten ihr, dafür sei er noch zu klein. Trotzdem erinnerte sie sich an die Gefühle: ein Gemisch aus Wut, Hilflosigkeit und Traurigkeit. In den ersten Monaten seines Lebens mit Eleanora war Coulter ein schwieriges Kind gewesen. Sie hatte seinen Schmerz gelindert, indem sie ihn zum Mittelpunkt ihrer Welt gemacht hatte.
    Er gurrte, und jetzt war sie wach genug, um sich an die Katze zu erinnern. Sie stieß einen erbosten Seufzer aus. In dem Glauben, die Katze würde zu ihr kommen, hatte sie die Tür zu Coulters Zimmer geschlossen und ihre Tür offengehalten. Doch die Katze war nirgendwo zu

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