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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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überlassen.«
    »Und was sollen wir deiner Meinung nach hier mit ihm anstellen?« fragte Rugar. »Mit den Zauberkräften eines Kleinkindes können wir keinen Krieg gewinnen.«
    »Noch nicht«, erwiderte sie. »Doch wir werden es in Zukunft brauchen. Und darauf solltest du dich konzentrieren, Rugar. Du glaubst immer noch, es handele sich hier um einen normalen Kriegszug. Das ist falsch. Die Fey werden noch sehr lange auf der Blauen Insel bleiben, und zumindest ich habe nicht vor, die ganze Zeit an diesem grauen, unwirtlichen Ort zu verbringen.«
    »Im Schattenland sind wir sicherer«, wandte Rugar ein.
    »Wahrscheinlich.« Solanda nahm einen Schluck Wasser. »Aber Sicherheit ist im Krieg kein Kriterium – jedenfalls nicht, wenn man ihn gewinnen will.«

 
21
     
     
    Er kam sich vor wie ein Dieb im eigenen Haus. Der Rocaan schlich den Korridor entlang, in einer Hand eine kleine Lampe, in der anderen ein Fläschchen Weihwasser. Das Licht der Lampe war trübe und reichte kaum aus, um den Boden und die Wand daneben einigermaßen zu erleuchten. Der Rocaan zitterte, doch nicht vor Anstrengung, die er in jedem Knochen seines Körpers spürte, sondern vor Angst.
    Der Rocaan sollte vor nichts und niemand Angst haben.
    Aber es ging ihm nicht besser als allen anderen. Er war auf dem Weg zu einem seiner Ältesten, um zu überprüfen, ob der Mann von den Feinden seines Volkes infiltriert worden war. Er benahm sich nicht wie ein Rocaan. Er benahm sich eher wie ein Soldat.
    Aber er wußte keine andere Lösung. Er mußte sich eigenhändig davon überzeugen.
    Die Türen im Flügel der Ältesten waren mit Schlössern versehen, doch der Rocaan verfügte über den Schlüssel, mit dem sich alle ausnahmslos öffnen ließen. Er war der einzige, der Zutritt zu sämtlichen Räumen des Tabernakels hatte.
    Vor der Tür von Matthias’ Zimmer blieb er stehen und legte den Kopf gegen den Türrahmen. Noch konnte er es sich überlegen. Er konnte Matthias fragen, was da vor sich ging.
    Und dabei riskieren, angelogen zu werden.
    Dieses ganze Gerede von Leichen und Blut und Knochen hatte ihm Angst eingejagt. Reeces Bemerkungen über das gepanschte Weihwasser hatten ihm noch mehr Angst eingejagt. Der Rocaan richtete sich wieder auf und schob das Fläschchen in seine Tasche. Dann nahm er den Schlüsselbund von der Schärpe und sperrte Matthias’ Tür leise auf.
    Das Herz des Rocaan klopfte doppelt so schnell wie sonst. Stechende Schmerzen schossen von seinen Fußsohlen bis in die Knie. Er brauchte Ruhe, und zwar bald. Doch ehe das hier erledigt war, konnte er keine Ruhe finden.
    In Matthias’ Gemach war es dunkel. Mondlicht schien durch ein unverhängtes Fenster herein und verwandelte alle Möbel in graue Hindernisse. Der Rocaan schlich sich ins Zimmer und schob die Tür vorsichtig zu, damit sie kein Geräusch verursachte. Das Schloß klickte – ein Geräusch, das in dem stillen Gemach wie Donner hallte.
    Aus dem zweiten Zimmer war gleichmäßiges Atmen zu hören. Dort glühte noch die Asche im Kamin und tauchte alles in ein schwaches, orangefarbenes Licht. Der Rocaan stellte die Laterne auf dem Tisch neben der Tür ab, um Matthias nicht mit dem zusätzlichen Lichtschein zu wecken. Dann schlich er auf Matthias’ Schlafzimmer zu.
    Der Rocaan zog das Fläschchen aus der Tasche und schloß die Faust darum. Sein Zittern war stärker geworden, ebenso seine Gefühle, die ihm sagten, daß das, was er da tat, falsch war. Es widersprach allen seinen Überzeugungen, allem, was man ihm jemals beigebracht hatte. Ein Mann vertraute seinen Freunden und Kollegen. Er unterzog sie nicht ohne ihr Wissen irgendwelchen Prüfungen, schon gar nicht solchen, die ihnen einen schauderhaften Tod bereiten konnten. So etwas tat man nicht einmal seinen Feinden an.
    Der rötliche Schein der Glut wurde heller, je näher der Rocaan Matthias’ Schlafgemach kam. Als sich seine Augen daran gewöhnt hatten, erkannte er das Bett, auf dem sich mehrere Decken stapelten. Auf dem Boden neben dem Bett lagen Bücher und Schriftrollen verstreut. Matthias lag schlafend auf dem Rücken, eine Hand auf den Zudecken, die Schultern entblößt.
    Der Rocaan betrachtete ihn einige Augenblicke. Er hatte diesen Mann gefördert. Er hatte ihn trotz seiner Jugend und seines merkwürdigen Aussehens dazu auserwählt, einer der Ältesten zu werden. Den Bruch, der durch die Invasion zwischen sie getreten war, hatte er als schmerzlich empfunden. Es war nicht leicht, sich daran zu erinnern, daß Matthias am

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