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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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jeden Fall«, antwortete der Rocaan. Er konnte Matthias nicht sagen, von wem er die Information hatte. Kein anderer unter den Ältesten wußte um die Sache mit den Leuten an den Blutklippen. Es war eines der Geheimnisse.
    Matthias rieb sich den Schlaf aus den Augen. Eine sehr jungenhafte Bewegung. Der Rocaan hatte vergessen, wie jung Matthias eigentlich noch war. »Dann müssen wir herausfinden, ob es mehr als nur ein Fläschchen davon gibt«, sagte Matthias. »Ich nehme an, dasjenige, mit dem Ihr mich auf die Probe stelltet, habt Ihr eigenhändig hergestellt.«
    Der Rocaan nickte.
    Matthias seufzte. Wieder fuhr er sich mit den Fingern wie mit einem Kamm durchs Haar, und diesmal legten sich die Locken zu so etwas wie einer Frisur. »Na schön. Seid Ihr dazu bereit, es noch heute nacht zu überprüfen? Ich glaube, es wäre besser, wenn wir der Sache bis zum Morgensakrament auf den Grund gehen.«
    Der Körper des Rocaan fühlte sich an, als würde er unter ihm zusammenbrechen, aber das wollte er Matthias gegenüber nicht zugeben. Matthias hatte recht: Sie mußten die Überprüfung sofort vornehmen, und der Rocaan konnte dem Ergebnis nur dann trauen, wenn er selbst dabei war.
    Er streckte einen Arm aus. »Helft mir auf.«
    Matthias erhob sich, umfaßte den Ellbogen des Rocaan mit der Hand und zog vorsichtig daran. Der Schmerz, den der Rocaan normalerweise am Morgen in Füßen und Gelenken verspürte, hatte sich bereits am Abend eingestellt. Die Anstrengungen, unter denen er litt, wirkten sich unmittelbar auf seinen Körper aus. Er wußte nicht, wie lange er in diesem Tempo weitermachen konnte.
    »Wir haben keine Ahnung, wer das getan haben könnte«, sagte Matthias. »Wir dürfen keinem trauen.«
    Der Rocaan lächelte in sich hinein. Zumindest dachten er und Matthias nach dem gleichen Muster. Und zum Glück brachte Matthias für die Beweggründe des Rocaan vollstes Verständnis auf.
    »Ich habe eine kleine Laterne mitgebracht«, sagte der Rocaan und wies in die Richtung des kleinen Tisches.
    Matthias nahm die Laterne in die Hand. »Perfekt.«
    Er öffnete die Tür und führte den Rocaan über die Schwelle.
    Schweigend gingen sie den Korridor entlang. Das einzige Geräusch verursachten die auf dem Teppich schlurfenden Schuhe des Rocaan.
    Über eine Nebentreppe gelangten sie in die Sakristei. Matthias führte sie durch das Hinterzimmer in den eigentlichen Altarraum.
    Im Dunkeln sah die Sakristei ganz anders aus. Das von der Decke herabhängende Schwert wirkte wie ein wildes Wesen, das sich auf sie zu stürzen drohte. Der Altartisch wirkte viel größer, und die Bankreihen schienen sich endlos in die Dunkelheit zu erstrecken.
    Matthias stellte die Laterne auf den Opfertisch. Die Schrammen in seinem Holz wurden deutlich sichtbar. Im Regal unter dem Altar schimmerten die Glasfläschchen in Reih und Glied.
    »Es sind nicht viele«, sagte der Rocaan. »Wahrscheinlich diejenigen, die vom Mitternachtssakrament übrig sind.«
    Er hielt sich am Altar fest, um das Gleichgewicht zu halten, und streckte die Hand nach den Fläschchen aus.
    »Wartet!« ermahnte ihn Matthias. »Ihr wißt nicht, ob die Flüssigkeit, die sich darin befindet, schädlich für uns ist! Laßt mich das tun. Es gibt zehn Älteste. Ihr seid einzigartig.«
    Dem Rocaan mißfiel dieses Argument, aber er stimmte zu. Er stellte sich gerade hin, ohne auf seinen protestierenden Rücken zu achten.
    Matthias zog eine Flasche hervor und entkorkte sie. Dann schnüffelte er vernehmbar daran. Das Licht beleuchtete sein Gesicht von unten und wurde vom Glas reflektiert, was seine Züge verzerrte. Sein finsterer Blick sah unheilvoll aus.
    »Riecht anders«, sagte er.
    Er hielt den Behälter leicht schräg und goß etwas Flüssigkeit in die gleiche Hand, in der er zuvor das Weihwasser des Rocaan gehalten hatte. »Fühlt sich aber ganz normal an.«
    Er beugte sich näher ans Licht, und der Rocaan beugte sich mit ihm vor. Das Wasser war bräunlich und war mit kleinen Ablagerungen durchsetzt. Die erste Handlung bei der Herstellung von Weihwasser bestand darin, das Wasser von jeglichen Rückständen zu befreien.
    »Jetzt wissen wir, was es nicht ist«, sagte der Rocaan.
    Matthias nickte. »Ich möchte nicht, daß Ihr es berührt«, sagte er. »Ich möchte, daß es außer mir niemand mehr berührt. Ich werde anschließend meine Hände mit Weihwasser waschen und sehen, was geschieht. Ich denke, ab jetzt kann ich mich allein um die Sache kümmern, Heiliger Herr.«
    »Nein«,

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