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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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widersprach ihm der Rocaan. »Ich bleibe hier. Wir müssen diese Flüssigkeit loswerden, und wir müssen neues Weihwasser unter den Altar stellen.«
    »Das könnte die ganze Nacht in Anspruch nehmen«, gab Matthias zu bedenken.
    »Dann werden wir wohl ohne Schlaf auskommen müssen«, erwiderte der Rocaan. »Ich stelle noch heute nacht eine neue Mischung Weihwasser her und lasse sie von einem Aud herunterschaffen. Ihr könnt diese Flaschen nach eigenem Ermessen loswerden. Ich finde, wir sollten sie nicht wiederverwenden. Wenn alles erledigt ist, kommt Ihr wieder zu mir.«
    »Habt Ihr einen Verdacht?« fragte Matthias.
    Der Rocaan nickte. »Ich glaube, daß sich hier Fey aufhalten, und ich glaube, daß sie das Weihwasser durch etwas anderes ersetzen. Ich glaube, sie sind der Grund dafür, daß Ihr diese Knochen und das Blut entdeckt habt. Wahrscheinlich hat eines dieser Wesen einen Fehler begangen und ist daran gestorben.«
    Matthias schüttelte den Kopf. »In diesem Fall hätten sich die Fey, die ich damals mit Weihwasser begossen habe, in kleine Häufchen Knochen und Blut verwandeln müssen. Ich habe sie mit der Mixtur begossen. Sie sind zwar gestorben, doch alles, was übrigblieb, war ihre Haut. Nein. Diese Knochen und das Blut haben eine andere Bedeutung. Aber in dem anderen Punkt stimme ich mit Euch überein. Ich glaube auch, daß hier die Fey ihre Hand im Spiel hatten.«
    »Es ist die einzige logische Erklärung, oder?« fragte der Rocaan.
    Matthias stellte eine Flasche neben die Laterne. »Ich fürchte, ja. Wie sollen wir weiter vorgehen?«
    »Wir müssen etwas unternehmen.« Der Rocaan stieß sich vom Tisch ab. »Und zwar bald.«

 
22
     
     
    Dello beugte sich über das Band. Ihre kräftige Figur stand schützend über der Wiege, als befürchtete sie, Jewel könnte dem kleinen Wesen etwas anhaben. Jewel stand wartend hinter ihr, ein wenig seitlich versetzt, damit sie wenigstens etwas sehen konnte. Ihr Vater hatte sich das Kind bereits angeschaut und war wütend in die Hütte zurückgekommen. Er hatte sich geweigert, mit ihr zu reden, weshalb Jewel nun selbst hergekommen war.
    Die Domestiken behielten das Kind im Domizil, bis Rugar entschieden hatte, was mit ihm geschehen sollte. Sie hatten den Jungen in einer handgefertigten Wiege in einen winzigen Raum gestellt. Die Wiege hatte Jewel überrascht. Jemand mußte Verwendung dafür gehabt haben. Sie war sicher, daß ihr Vater sich nicht danach erkundigt hatte, ob und wer in der letzten Zeit schwanger gewesen war.
    Der Junge schlief tief und fest; seine Augenlider zuckten, und sein Näschen war vom vielen Weinen ganz gerötet. Er war in eine blaue, handgewebte, mit beruhigenden Symbolen bestickte Decke eingewickelt. Der Zauber in dieser Decke hielt ihn warm und ruhig – oder zumindest ruhiger, wenn sein Kummer allzu groß wurde.
    »Ist schon gut, Dello«, sagte Jewel. »Ich mache ihn schon nicht wach.«
    Dello blieb ungerührt über der Wiege stehen. »Es ist nur, weil es so lange gedauert hat, bis er endlich einschlief. Er schrie, als hätte ihm jemand das Herz gebrochen. Wenn ich nicht wüßte, daß Solanda recht hat, wäre ich fast dafür, ihn wieder zu den Leuten zurückzubringen, die ihn bis jetzt aufgezogen haben.«
    »Du meinst Solandas Ansicht hinsichtlich seiner magischen Kräfte?« Jewel wurde plötzlich kalt. Sie hatte gehofft, Solanda versuche nur, ihre schändliche Tat zu rechtfertigen. Das hier würde allerdings Rugars Reaktion erklären.
    Dello legte einen Finger auf die Lippen. »Laß uns draußen darüber reden«, sagte sie und geleitete Jewel aus dem Zimmer. Jewel warf noch einen Blick auf den kleinen Jungen. Er war recht hübsch und rundlich anzusehen. Sie hatte sich Babygesichter immer grob und kantig vorgestellt, doch dieses Menschenkind hatte runde Augen, einen geschwungenen Mund, eine kleine Stupsnase und so gut wie keine Wangenknochen. Obwohl er schlief, schien sein kleiner Körper Energie auszustrahlen.
    Draußen im Flur schloß Dello sorgsam die Tür hinter ihr. »Das Kind verfügt über Zauberkräfte«, flüsterte Dello. »Noch dazu ziemlich eigenartige.«
    »Ich dachte, Kinder seien der Magie nicht fähig«, sagte Jewel. »Sie entwickeln sie nicht vor dem zehnten Lebensjahr.«
    »Bei Gestaltwandlern schon«, erwiderte Dello, »und auch ihre Anlagen entwickeln sie schon sehr früh. Wir reden nur nicht darüber, damit die Eltern sich nicht zu früh falsche Hoffnungen machen. Manchmal zeigen sich bei einem Kind nicht mehr als die

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