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Fey 02: Das Schattenportal

Fey 02: Das Schattenportal

Titel: Fey 02: Das Schattenportal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Tag der Invasion derjenige Älteste gewesen war, in den der Rocaan am meisten Vertrauen gesetzt hatte.
    Seine Hand schmerzte, so fest schloß sie sich um das Fläschchen. Er beugte sich über Matthias und sah, wie sich dessen Brust bei jedem gleichmäßigen Atemzug hob und senkte.
    Es war so einfach. Ein einziger Tropfen würde ihm alles verraten, was er wissen mußte.
    Aber er würde nie wieder mit sich selbst im reinen sein können, und Gott wandte womöglich sein Ohr noch weiter als bereits jetzt von dem Rocaan ab.
    Der Rocaan streckte seine leere Hand aus und berührte Matthias am Arm. Matthias zuckte kurz, wachte jedoch nicht auf. Der Rocaan nahm ihn am Handgelenk, schüttelte ihn und flüsterte dabei Matthias’ Namen. Endlich schlug Matthias die Augen auf.
    »Heiliger Herr, was …?«
    Der Rocaan legte einen Finger auf die Lippen, obwohl er nicht genau wußte, wozu das Schweigen gut sein sollte. »Zieht Euch an und kommt dann in das andere Zimmer. Wir haben etwas zu besprechen.«
    Matthias nickte. Er fuhr sich mit der Hand durch die völlig zerzausten Locken und setzte sich auf.
    Der Rocaan eilte in den Wohnraum zurück. Mit Hilfe seiner kleinen Laterne zündete er eine Kerze an und ging dann von Lampe zu Lampe, bis der ganze Raum hell erleuchtet war. Es war kalt. Das Feuer war schon vor einigen Stunden ausgegangen.
    Er würde Matthias erzählen, was ihn umtrieb. Benahm sich Matthias verdächtig – wobei der Rocaan nicht wußte, was genau ›verdächtig‹ bedeutete –, würde der Rocaan das Fläschchen zücken und ihn mit dem Weihwasser besprengen. Wenn Matthias sich gut aufführte, würde der Rocaan trotzdem auf der Probe bestehen und Matthias sich fügen müssen.
    Als Matthias aus seinem Schlafgemach kam, trug er eine einfach schwarze Robe; seine großen, schlanken Füße waren nackt. Sein Haar war immer noch zerzaust, und mit den dunklen Schatten sahen seine Augen wie tief eingesunken aus.
    »Gibt es einen Notfall, Heiliger Herr?« fragte er. Seine Stimme war heiser vor Anstrengung. Wahrscheinlich war Matthias ebenso müde wie der Rocaan. Allerdings war Matthias um einiges jünger und konnte den körperlichen Raubbau besser verkraften als der Rocaan.
    »Setzt Euch«, sagte der Rocaan.
    Matthias wählte einen Stuhl nahe dem erkalteten Kaminfeuer. Der Rocaan setzte sich ihm gegenüber. Seine Beine protestierten, und er wußte, daß ihm das Aufstehen schwerfallen würde.
    »Verzeiht mir«, sagte der Rocaan, »aber ich muß Euch darum bitten, mir zu erlauben, Euch mit ein wenig Weihwasser zu besprengen.«
    »Gewiß doch.« Matthias streckte ihm die linke Hand entgegen. Sie war sauber und gepflegt – und sie zitterte nicht.
    Der Rocaan hingegen zitterte. Er entstöpselte die Flasche und goß vier Tropfen Weihwasser auf Matthias’ Hand. Die Tropfen sammelten sich in seiner Handfläche.
    »Möchtet Ihr keinen Segen sprechen?« fragte Matthias.
    »Braucht Ihr denn einen?« erwiderte der Rocaan.
    »Heutzutage kann das jeder gut gebrauchen«, sagte Matthias.
    Also sprach der Rocaan eine gekürzte Fassung des Segens über Matthias aus. Seine Stimme zitterte nicht weniger als zuvor seine Hand. Er hatte sich getäuscht. Er hatte sich getäuscht. Er hatte nicht geglaubt, und er hatte sich damit getäuscht.
    Nach dem Segen blickte ihn Matthias an. »Erfahre ich noch, was das alles sollte, oder darf ich gleich wieder ins Bett?«
    Der Rocaan schüttelte den Kopf, obwohl er wußte, daß Matthias nicht sicher sein konnte, welche Frage er damit beantwortete. »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich mußte es einfach wissen.«
    Matthias nahm ein kleines Schwert vom Tisch, ein Schwert, das an einer Kette oder einem Gürtel hängen sollte, und tauchte es in das Wasser in seiner Handfläche. Dann verrieb er das Wasser auf dem Schwert, wobei er einen Teil des Mitternachtssakraments murmelte. Als er damit fertig war, legte er das Schwert in eine kleine Keramikschale und rieb sich die Hände.
    »Vergebt mir, Heiliger Herr«, sagte Matthias, »aber ich dachte, meine Arbeit mit dem Weihwasser sei Beweis genug, daß ich nicht mit den Fey in Berührung stehe.«
    Der Rocaan nickte. »Das dachte ich auch. Aber heute abend mußte ich erfahren, daß das Wasser, das beim Mitternachtssakrament verwendet wurde, kein echtes Weihwasser gewesen ist.«
    Matthias lehnte sich ein Stück zurück. »Und da Ihr wußtet, daß Ihr es nicht selbst hergestellt habt, fiel Euer Verdacht auf mich. Könnt Ihr Euch denn auf Euren Informanten verlassen?«
    »Auf

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