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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Vision?«
    »Während sie auf ihren Vater wartete, der mit seinem Vater über die Reise zur Blauen Insel redete.« Nicholas ballte die Hände zu Fäusten und drückte sie gegen seine Brust.
    Rugar warf ihm einen finsteren Blick zu und zog schnell die Hand weg. Sie war mit Blut, Knochensplittern und Haut bedeckt. »Warum bin ich nicht geschmolzen?« fragte er.
    »Weil das Gift eingesickert ist«, antwortete die Schamanin. »Selbst wenn sie es überlebt hätte, wäre ihr Gehirn völlig davon zerstört worden.«
    Nicholas stieß einen unterdrückten Schrei aus. Das Blut tropfte von Rugars Händen auf seine Handgelenke.
    »Du hast es gewußt, Rugar«, sagte die Schamanin. »Aber du hast es nicht wahrhaben wollen, weil du nur an den eigenen Ruhm dachtest.«
    »Aber ich habe sie Gesehen, in diesem Palast, mit einem Säugling in den Armen. Es schien alles in Ordnung zu sein.«
    Er hätte sich gerne die Hände gesäubert, aber es kam ihm taktlos vor, sie an seiner Hose abzuwischen.
    »Es schien nur deswegen in Ordnung zu sein, weil du es so haben wolltest. Du hast niemals mit mir oder den anderen Schamanen darüber geredet. Sogar deiner eigenen Tochter gegenüber hast du geschwiegen, der Tochter zweier Visionäre. Du wolltest nicht wissen, ob ihre Vision schon Wirklichkeit geworden war.« Haßerfüllt starrte die Schamanin auf Rugar. »Du hast sie getötet, Rugar – als hättest du ihr das Gift eigenhändig auf die Stirn geträufelt.«
    Er schüttelte den Kopf, erhob sich und trat einige Schritte zurück. Er war immer ein guter Vater gewesen. Er hatte Jewel alles gegeben, was sie sich gewünscht hatte. Sie war eine hervorragende Kämpferin gewesen, eine starke Persönlichkeit, eine gute Tochter. Er hatte ihr geholfen voranzukommen. Er hatte sie hierhergebracht, auf die Blaue Insel, zu ihrem wie zu seinem Besten.
    »Jetzt willst du ihre Tochter haben, Rugar. Hast du von ihr ebenfalls eine Vision?«
    Er hob abwehrend die Hände. Das Blut rann von den Handgelenken zu den Ellenbogen hinab.
    »Natürlich nicht«, sagte die Schamanin. »Hättest du sie Gesehen, so hättest du auch wissen müssen, daß Jewel schwanger war, aber du wußtest es nicht. Ehe wir versuchten, sein Leben zu retten, hast du nicht einmal an das Kind gedacht.«
    »Jewel hat sie Gesehen.« Nicholas sprach wie betäubt. »Es ist erst wenige Tage her.«
    »Als ich beschloß hierherzukommen«, sagte die Schamanin.
    »Sie hat sie im Palast Gesehen.«
    Die Schamanin nickte. »Dieses kleine Mädchen wird bei seinem Vater bleiben.«
    »Aber er kann sich nicht um sie kümmern. Gestaltwandler brauchen Zauberkräfte.«
    »Ja«, gab die Schamanin zurück. »Und die Kraft der Vision. Und Liebe. Ihre Mutter verfügte über die Kraft der Vision, ihr Vater wird ihr die Liebe geben.«
    »Und wer sorgt für die Zauberkräfte?«
    »Gewiß niemand, der mit Blindheit geschlagen ist«, entgegnete die Schamanin.
    Rugar schüttelte den Kopf. Schließlich ergriff er eines der Handtücher auf dem Tisch und wischte sich damit die Hände ab. Das Blut zwischen seinen Fingern war eingetrocknet und ließ sich nicht entfernen. »Ich will dieses Kind.«
    Die Schamanin erhob sich. »Du bekommst es aber nicht. Solange ich lebe, bleibt dieses Mädchen im Palast. Wenn du versuchst, es zu stehlen, werde ich es zurückbringen. Wenn du es nicht in Ruhe läßt, bekommst du es mit mir zu tun, Rugar.«
    »Was willst du denn gegen mich ausrichten?« knurrte Rugar. »Ich bin der Anführer.«
    »Und ich bin die einzige, die es mit dir aufnehmen kann. Und nichts wird mich davon abhalten.«
    Rugar schüttelte den Kopf und wies auf die Leiche seiner Tochter. »Du kannst mir nichts mehr antun. Das Schlimmste ist bereits geschehen.«
    »O doch, Rugar, das kann ich, glaub mir. Ich werde an der Seite des Schwarzen Königs sitzen, und ich werde dich, wenn es sein muß, richten und töten lassen.«
    »Dann wirst du deine Zauberkräfte einbüßen.«
    »Ich bin bereit, diesen Preis zu zahlen.«
    Rugar blickte über die Schulter der Schamanin auf Mend, die seine Enkelin auf dem Arm trug. Das kleine Mädchen hatte dichtes schwarzes Haar und ein feingeschnittenes Gesicht. Eines Tages würde es aussehen wie Jewel. »Ist dieses Kind wirklich so wichtig?« fragte er.
    »Du bist so zerstörerisch«, erwiderte die Schamanin. »Und jetzt verschwinde aus dem Palast und laß dich hier nie wieder blicken.«
    Rugar rührte sich nicht vom Fleck. »Ich kann dich aus dem Schattenland verbannen.«
    »Ja, wenn du willst«, sagte

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