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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Neugeborene und reichte es einer der Frauen. Dann kam sie zu Nicholas hinüber und hockte sich neben ihn.
    »Ich kann Jewel nicht helfen«, antwortete sie. »Ich dachte, das hättet Ihr begriffen.«
    »Aber irgend jemand muß ihr helfen. Sie kann doch nicht einfach so daliegen.« Nicholas ergriff Jewels Hand und drückte sie an seine Brust. »Bitte. Nur Ihr könnt ihr noch helfen.«
    »Junger Mann«, erwiderte die Schamanin. »Sogar unserer Macht sind Grenzen gesetzt.«
    »Aber sie ist doch eure Zukunft«, sagte Nicholas mit brechender Stimme. »Sie hat jetzt ein Kind, noch dazu ein schwieriges, wie Ihr sagt. Und sie hat mir versprochen, daß sie immer an meiner Seite sein wird. Wir brauchen sie. Das wißt Ihr. Ihr könnt nicht zulassen, daß ihr etwas geschieht. Wir alle brauchen sie.«
    Sanft löste die Schamanin Jewels Hand aus seinem Griff und legte sie auf Jewels Brust. Dann nahm sie die andere Hand und legte sie darüber. Sie schloß Jewels Mund und ordnete ihr Haar.
    Jewel bewegte sich nicht. Sie würde sich nie wieder bewegen. Durch diese einfache Geste der Schamanin verstand nun auch Nicholas endlich, was alle anderen bereits wußten.
    Jewel war tot.

 
23
     
     
    Die Küche roch nach Blut, verbranntem Fleisch und dem Rauch des Holzfeuers. Rugar kniete neben seiner Tochter. Die Haut an ihrer Stirn war aufgeworfen, ihre Nase so gut wie unkenntlich, das Haar klumpte am Schädel fest. Er hätte es Sehen müssen. Jewels Vision hatte bis zu dem Umschlag der Schamanin gereicht. Nicht einmal Gabe hatte weiter Gesehen. Aber Rugar war jetzt hier. Er hätte es Sehen müssen.
    »Wußtest du, daß sie sterben würde?« fragte er die Schamanin.
    Sie ordnete Jewels Kleidung, streckte ihre Beine aus und zog den Rock über die Füße der Toten. Die Matratze war blutgetränkt.
    »Niemand überlebt das Gift«, antwortete sie.
    »Aber du hast gesagt, daß du drei unterschiedliche Visionen vom heutigen Tage hattest, jede mit einem anderen Ende.«
    Die Schamanin seufzte und strich sich das strohige Haar aus dem Gesicht. Sie war noch älter als sein Vater, älter als jeder andere Fey, von den Schamanen, die andere Heere führten, einmal abgesehen. Verglichen mit ihnen war sie noch jung.
    »In meiner ersten Vision kam Jewel nicht vor. In der zweiten hat sie der Schwarzkittel direkt mit dem Gift berührt, und sie starb noch im Saal. Und die dritte … nun ja. Die dritte Vision haben wir gerade erlebt.«
    »Also hätte sie keinesfalls an der Zeremonie teilnehmen dürfen«, sagte Nicholas. Seine Stimme klang gepreßt, als hätte er einen Kloß im Hals. »Ich habe sie darum gebeten.«
    Die Schamanin legte ihre Hand auf seine. Rugar hatte noch nie zuvor gesehen, daß sie jemanden mit derartigem Mitgefühl behandelte. Sie hatte diesen Inseljungen sehr gern, aber Rugar wußte nicht, aus welchem Grund. »Wäre sie nicht mit Euch gekommen, hätte es das Scheitern eurer Ehe bedeutet. Ihr hättet sie verstoßen, und der Krieg wäre von neuem ausgebrochen.«
    »Du bist wegen der dritten Vision gekommen«, sagte Rugar. »Sie ist nicht besser als die zweite.«
    »Sie ist viel besser.« Sogar der Tonfall, den die Schamanin Rugar gegenüber anschlug, war anders als bei Nicholas. Mit Rugar sprach sie mit kaum verhohlener Verachtung. »Wir haben das Kind. In meiner zweiten Vision ist es gestorben.«
    »Also bist du hergekommen, damit das Kind zur Welt kommen konnte.«
    Die Schamanin zupfte Jewels Ärmel zurecht. »Ich hielt es für das beste. Bis ich begriff, was du angerichtet hast.«
    »Aber du weißt, daß jetzt alles gutgehen wird.«
    »Nein«, erwiderte die Schamanin. »Ich weiß es nicht. Ich habe in meiner Vision nur das Kind im Schein des Kaminfeuers gesehen. Ich weiß nicht, wie tief du die Gewässer der Zukunft aufgewirbelt hast. Ich hoffe, du hast es nur in deiner Vision getan.«
    Rugar richtete sich zu seiner vollen Größe auf. Sein Herz pochte wie wild. Er hatte nichts Gesehen, und doch hätte er dies hier Sehen müssen. Es betraf ihn. Es betraf seine Familie. Es betraf alle Fey. »Ich bin der beste Visionär in der Geschichte der Fey.«
    »Bis Jewel kam«, gab die Schamanin zurück. »Und du hast sie getötet.«
    Nicholas war auf die Knie gesunken. Sein Gesicht war noch weißer als sein linnenes Gewand, die blauen Augen tief in ihre Höhlen gesunken. »Matthias hat sie umgebracht«, sagte er.
    »Euer heiliger Mann hätte sich anders verhalten, wenn Rugar auf mich gehört hätte.« Die Schamanin wandte sich Rugar zu. Ihre ganze

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