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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Jewel und seinem ungeborenen Kind die Krönung feierte. Jetzt aber stand er verlassen in der Küche, hielt sein Kind, dessen Existenz er erst seit einer Woche anerkannt hatte, in den Armen, und Jewel lag tot zu seinen Füßen.
    »Ich weiß nicht, wie ich mich um dich kümmern soll«, sagte er auf Fey zu dem Kind. Nicht, daß es Fey verstanden hätte. Es war viel zu jung, um irgend etwas zu verstehen. Aber es war einfacher, sich mit ihm als mit dem Leichnam ihrer Mutter zu beschäftigen.
    »Aber ich weiß es.« Die Stimme, die da erklang, war ihm vertraut. Es dauerte einen Moment, bis er sie als jene Stimme wiedererkannte, die sich noch vor kurzem mit den Fey über Jewel beraten hatte.
    Nicholas blickte sich um, aber bis auf ihn und die Kinderfrau hielt sich niemand in der Küche auf. Das Mädchen war nicht weniger überrascht als er selbst.
    »Ich habe ja schon immer gesagt, daß es den Inselbewohnern an Phantasie mangelt.« Die Stimme hatte einen leicht gereizten Unterton. »Seht her.«
    »Wohin denn?« fragte Nicholas.
    »Zum Feuer, Dummkopf.«
    Die Katze hatte sich aufgesetzt, die Vorderpfoten zusammengepreßt, und starrte ihn mit tiefschwarzen Augen an. Noch nie zuvor hatte er eine Katze mit schwarzen Augen gesehen. Jetzt seufzte sie.
    »Man sollte doch meinen, ein Mann, der eine Fey zur Frau nimmt, sei imstande, über reine Äußerlichkeiten hinwegzusehen. Aber in der Hinsicht war Jewel nicht besonders erfindungsreich.«
    Die Katze richtete sich auf und streckte sich mit zusammengerolltem Schwanz. Dann fing der Tierkörper zu wallen an, wie ein Hitzetraum an einem heißen Tag schimmerte er verschwimmend, veränderte sich und wurde vor Nicholas’ Augen immer größer. Langsam schwand das Fell, und darunter kam goldfarbene Haut zum Vorschein. Dann hörte das Leuchten auf. Vor ihm kauerte auf Händen und Füßen – eine Frau. Als sie sich erhob, sah er, daß sie vollständig nackt war. Sie hatte kleine Brüste und schmale Hüften, aber ihr Haar war nicht dunkel wie das der meisten Fey, sondern goldbraun. Trotzdem war sie die schönste Frau, die Nicholas jemals gesehen hatte.
    Die Kinderfrau stieß ein entsetztes Quieken aus und legte die Hand schützend über Sebastians Augen.
    »Es ist alles in Ordnung«, sagte Nicholas automatisch, obwohl er nicht ganz sicher war, ob das auch wirklich zutraf. Das also war das Geschöpf, von dessen Existenz er bereits gehört hatte. Es war vor fünf Jahren erschienen, vor jenen seltsamen Todesfällen, und es hatte aus einer der Siedlungen am Blumenfluß einen Säugling gestohlen. Dieses Wesen hatte einen Erlaß seines Vaters bewirkt, der die Haltung von Katzen auf der Insel bei Strafe untersagte.
    »Die Schamanin irrt«, sagte die Frau. Ihre Stimme war rauh und katzenhaft. Sie dehnte die Vokale so, daß sie sich beinahe wie das Miauen einer Katze anhörten. »Dieses Kind braucht besondere Fürsorge.«
    »Wie kann sich die Schamanin irren, wenn sie doch diejenige ist, die alles weiß?« Nicholas war sich nicht sicher, ob das stimmte, aber der Respekt, mit dem die anderen Fey sie behandelten, legte diese Schlußfolgerung nahe.
    »Schamaninnen wissen alles, ja«, stimmte die Frau zu. »Aber diese Schamanin ist noch jung und unerfahren. Aus diesem Grund gestattete der Schwarze König ihr auch, an dem Feldzug zur Blauen Insel teilzunehmen. Seit fast einem Jahrhundert ist kein Gestaltwandler mehr geboren worden. Ich bin der letzte. Die Schamanin, die mich zur Welt brachte, hat einen Domestiken damit beauftragt, sich ausschließlich um mich zu kümmern, aber trotzdem bin ich in meinem ersten Lebensjahr siebenmal beinahe tödlich verunglückt.«
    »Du stiehlst Kinder«, sagte Nicholas, hauptsächlich, weil er nicht über das nachdenken wollte, was sie soeben gesagt hatte.
    »Ja, natürlich, insbesondere wenn ich glaube, daß man ihre Zauberkräfte nicht erkennt. Aber dieses hier kann ich jetzt wohl nicht mehr stehlen, oder? Das hat die Schamanin deutlich gesagt. Dieses hier soll nicht ins Schattenland, damit es sein böser Großvater nicht … ich weiß nicht, vielleicht zwingt er es dazu, sich in den Schwarzen König zu verwandeln oder etwas Ähnliches.« Die Frau verdrehte die Augen. Die Verachtung, die in ihrer Stimme mitschwang, klang vertraut. »Ich glaube, es ist an der Zeit, daß ich mich um mein Erbe kümmere.«
    »Dich um dein Erbe …«
    »Hat Jewel Euch denn überhaupt nichts beigebracht?« Die Frau seufzte erneut und stemmte eine Hand in die schlanke Hüfte. »Natürlich

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