Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Frauen.
    »Seht nur!« rief plötzlich eine zweite.
    Eines der Küchenmädchen stieß einen Schrei aus. Die anderen, die vor Jewels Beinen standen, schlugen entsetzt die Hände vor den Mund.
    Nicholas verdrehte sich beinahe den Hals, als er versuchte, an der Schamanin vorbeizuschauen, aber er konnte nichts sehen. Irgend etwas war auch mit diesem Kind anscheinend nicht in Ordnung.
    »Schafft sie alle hinaus«, sagte die Schamanin jetzt auf Nye zu Nicholas.
    »Bitte geht«, sagte er zu den Inselbewohnern. Ihm war nicht danach zumute, Befehle zu erteilen. Er fühlte sich ausgehöhlt und verloren. »Bitte laßt uns allein.«
    Der Koch warf ihm einen warnenden Blick zu, aber Nicholas schüttelte den Kopf. Jewels Finger waren schlaff. Sie schien keine Schmerzen zu empfinden, als sie ein erneuter Krampf durchfuhr. Zwei der Hilfsköche waren in Tränen ausgebrochen, und auch die Frau, die sich um das Kaminfeuer kümmerte, schluchzte vor sich hin. Sie weinten nicht um Jewel. Vielmehr hatte sie das Neugeborene aus der Fassung gebracht.
    »Geht alle hinaus«, wiederholte Nicholas. »Laßt die Frauen ihre Arbeit beenden. Bitte. Mit mir ist alles in Ordnung.«
    Der Koch nickte der Gruppe zu. Dann redete er mit leiser Stimme auf Burden ein und wies währenddessen mit dem Finger auf die Öfen.
    »Ich kümmere mich darum«, sagte Burden in der Inselsprache.
    Der Koch bedankte sich bei ihm und führte dann die anderen hinaus. Wieder durchlief Jewels Körper ein krampfhaftes Zittern.
    »Beeilt euch«, sagte die Schamanin.
    Jewels Haut war inzwischen merkwürdig grau geworden. Sie schmolz nicht mehr, die körperliche Entstellung hatte in der Nähe ihrer Nase aufgehört. Nicholas hoffte, daß die Fey auch dagegen ein Heilmittel haben würden. Er hatte noch niemals einen häßlichen Fey gesehen. Nicht einmal diejenigen, die die Fey selbst als deformiert bezeichneten, waren häßlich. Sie waren einfach nur kleingewachsen und ohne Zauberkraft.
    »Da ist es!« Eine der Frauen erhob sich zwischen Jewels Beinen. In ihren Händen hielt sie ein blutiges Wesen mit einem menschlichen Kopf. Der Körper des Wesens war lang und dünn wie ein Aal. Von den Füßen tropfte Blut.
    Das war sein Kind. Wahrscheinlich würde es nicht einmal die Nacht überleben.
    »Schnell«, meldete sich abermals die Stimme zu Wort, die Nicholas nicht zuordnen konnte. »Gebt ihm eine Form.«
    Die andere Frau nahm das Kind, und ein Zittern durchlief die sonderbare Gestalt; das Wesen zog sich zusammen und wurde genauso flach wie im Mutterschoß. Plötzlich war es klein, breit und hatte Augen und Mund.
    »Rasch!« befahl die Stimme.
    Die Schamanin erhob sich, nahm das Neugeborene und wiegte es sanft. Mit offenem Mund beobachtete Nicholas, wie sich das Wesen ein zweites Mal verwandelte. In den Armen der Schamanin lag ein blutiges, nacktes, verklebtes kleines Mädchen.
    »Ihr habt eine Tochter«, sagte die Schamanin auf Fey zu Nicholas.
    »Aber was ist mit ihr passiert? Sie sah so flach aus …«
    »Es geht ihr gut«, unterbrach ihn die Schamanin. »Sie hat sich Verwandelt. Sie wird kein einfaches Kind sein.«
    »Visionäre gebären keine Gestaltwandler«, sagte Rugar. Er versuchte nicht, sich der Schamanin zu nähern. Er saß zusammengekauert da und sah sehr klein und sehr alt aus. »Hat das etwas mit dem Gift zu tun?«
    Die Schamanin schüttelte den Kopf. »Auf dieser Insel gibt es mächtige, unkontrollierte Zauberkräfte. Sie sind auch auf das Mädchen übergegangen. Ihre Verwandlungen sind normal.«
    »Nicht ganz«, erhob sich wieder die Stimme der unbekannten Sprecherin. »Sie sind zu heftig. Normalerweise gibt es nur eine Gestaltwandlung während der Geburt. Nicht mehrere. Dieses Kind hat sich bereits im Mutterschoß Verwandelt.«
    Nicholas sah sich vergeblich nach der Sprecherin um. Die Frauen drängten sich jetzt um seine Tochter und säuberten sie. Die Kinderfrau saß in der Nähe des Feuers, immer noch mit Sebastian im Arm. Es sah aus, als sei er eingeschlafen. Die Schwester war blaß, auf ihrer Stirn glänzten kleine Schweißtropfen.
    »Bei derartig großen Kräften mußten wir schnell handeln«, erklärte die Schamanin.
    Seit die Frauen von ihr abgelassen hatten, hatte sich Jewel nicht mehr gerührt. Nicholas rückte näher an sie heran. Es ängstigte ihn, daß ihr Mund immer noch schlaff herabhing.
    »Jetzt bitte«, flüsterte er, »helft Jewel.«
    Die Schamanin wandte sich zu ihm um. Die Falten auf ihrem betagten Gesicht hatten sich geglättet. Sie küßte das

Weitere Kostenlose Bücher