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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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zugeschaut?«
    »Ja, Sire«, erwiderte Tel. »Der hat doch sogar damit angefangen. Er hat gewollt, daß alle auf das Tuch gucken. Und er hat nichts gesagt, als der Geistliche es unter die Fläschchen legte.«
    »Ich brauche jetzt eine ganz klare Antwort von dir«, sagte der König. »Du hast mir gerade erzählt, daß der Rocaan alles geschehen ließ, ohne einzugreifen.«
    »Ich hab’ nich’ gehört, daß er es offiziell gestattet hat, Sire, aber er hat alles mit angesehen und keinen Mucks von sich gegeben. Wenn’s ihm nicht gepaßt hätte, hätt’ er ja um ein neues Tuch bitten können.«
    »Gottes Wille!« Voller Verachtung spie der König die Worte aus. »Gottes Wille, dem Matthias noch ein wenig auf die Sprünge geholfen hat.«
    »Hoheit«, wandte Enford ein. »Es gibt keinerlei Beweise. Es könnte auch ein einfacher Fehler gewesen sein.«
    Der König wirbelte herum. Seine Augen, noch vor einem Moment wie erloschen, funkelten jetzt wieder mit neuem Feuer. »Wenn das Eure Meinung wäre, hättet Ihr den Mann wohl kaum zu mir gebracht.«
    Enford schwieg, erwiderte jedoch den Blick des Königs.
    »Sire«, sagte Tel, »Eure Frau war eine gute Frau. So ein Ende hat sie nich’ verdient. Aber ich hätt’ geschwiegen wie ein Grab, wenn ich das hier bloß für ein Versehen gehalten hätte. So wie die geredet haben, das war doch alles Absicht. Und selbst zu dem Zeitpunkt hab’ ich noch gedacht, komisch, was die da treiben, aber ich wußte ja noch nicht, wie es enden würde.«
    Der König nickte. »Danke«, sagte er. Dann ergriff er Tels Hand. Tel unterdrückte ein Stöhnen. »Ich kann dir gar nicht genug danken.«
    Tel senkte den Kopf und versuchte, sich höfisch zu benehmen. Er mußte noch eine Sache loswerden und hatte schon den ganzen Morgen darüber nachgedacht, wie er sich ausdrücken sollte. »Vergebt mir, Sire, aber eines muß ich noch sagen. Ich weiß, es war der alte Rocaan, der den neuen ausgesucht hat. Und er hat bestimmt gedacht, das wär’ der richtige Mann dafür. Aber Tapio, das ist der Erste Stallbursche, Sire, sagt, ein Mann verrät alles über sich, wenn er mit seinem Pferd redet. Und, na ja, also dieser neue Rocaan, der spricht nie mit seinem Pferd. Kein einziges Wort. Ich könnte ihm heute eine braune Stute und morgen einen schwarzen Hengst geben, der würd’ den Unterschied ja nich’ mal merken. Direkt grausam ist er nich’. Aber er scheint nichts zu sehen außer sich selbst, Sire.«
    Der König runzelte die Stirn. Tel errötete. Es gab so viele Kleinigkeiten im Tabernakel, von denen er hätte erzählen können, Kleinigkeiten, die ihm zuerst unwichtig erschienen waren.
    Aber er durfte nicht darüber reden. Er hatte das alles noch in einem anderen Körper mit angesehen, im Körper eines Ältesten. Einem Stallburschen wären diese Kleinigkeiten niemals aufgefallen. Diese Situation war neu für ihn. Die Fey hatten immer gewußt, was er gerade tat, wen er übernommen hatte. Die Inselbewohner durften es niemals erfahren.
    »Heißt das, du willst, daß ich ihm vergeben soll?« fragte der König.
    »O nein, Sire!« Vor lauter Schreck trat Tel einen Schritt zurück. »Ich glaub’, daß es ein gemeiner Verrat ist. Ihr habt ihm vertraut, Ihr und die Königin. Und er hat sie während der Krönung angegriffen, und Frieden war auch, also, ein schlimmeres Verbrechen kann ich mir nich’ vorstellen. Ich wollte damit nur sagen, Sire, daß man mal darüber nachdenken sollte. Ich glaube, er denkt bloß an sich selbst. Und wenn er hoch mal glaubt, daß er irgendwas machen muß, damit er weiterkommt, dann wird er das tun, Sire.«
    Der König nickte. »Du bist ein guter Kerl, Ejil. Es hat dich gewiß viel Zeit gekostet, bis zu mir vorzudringen. Ich weiß deine Aufrichtigkeit zu schätzen.«
    Tel wußte, wann er zu gehen hatte. Er verneigte sich. »Mein Dank, daß Ihr Euch die Zeit genommen habt, Sire.«
    »Nein«, sagte der König, und in seiner Stimme lag eine neue Festigkeit. »Ich habe zu danken. Komm zu mir, wenn du etwas brauchst. Ich werde mich persönlich darum kümmern.«
    »Sire«, wandte Enford ein.
    Der König brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen. »Das ist mein Ernst, Ejil.«
    »Recht schönen Dank auch, Sire.« Tel verneigte sich erneut und trat dann zurück. Der König ging wieder zu seinem Thron. Während sein Herz vor Erleichterung heftig pochte, wandte Tel sich um und verließ den Raum.
    Er hatte es überlebt. Er hatte die Enkelin des Schwarzen Königs gerächt und dem Tabernakel

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