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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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willst, dann werde ich es tun«, sagte Burden.
    »Das kannst du nicht«, gab Rugar zurück. »Niemand wird auf dich hören.«
    »Ist mir etwa auch niemand zur Siedlung gefolgt?« Burden hatte sich so dicht wie möglich vor Rugar aufgebaut.
    Rugar trat einen Schritt zurück. »Ich bin hier der Anführer.«
    »Und alle warten darauf, daß du endlich etwas unternimmst«, sagte Burden. »Deine Tochter wurde ermordet. Das lassen die Fey nicht einfach auf sich beruhen.«
    »Jewel hatte einen Vertrag mit diesem Volk geschlossen.«
    »Einen Vertrag, den du noch vor ihrem Tod gebrochen hast. Versteck dich nicht hinter Dingen, an die du ohnehin nie geglaubt hast, Rugar. Du hast diesen Vertrag in dem Moment gebrochen, als du Jewels Kind stahlst.«
    »Ich habe den Jungen nicht gestohlen«, widersprach Rugar. »Er gehört hierher.«
    »Ohne die Erlaubnis seiner Eltern? Obwohl er die gelungene Vereinigung beider Völker beweist? Jene Verbesserung, nach der Jewel suchte? Ich kann der Schamanin nur zustimmen, Rugar. Du hast den Tod deiner Tochter in die Wege geleitet. Langsam und über einen langen Zeitraum, wahrscheinlich von dem Moment an, als du ihr erlaubt hast, zur Blauen Insel mitzukommen. Hattest du Angst, dein Vater würde dich in der Thronfolge übergehen und sie zu seiner Nachfolgerin machen? Das wäre demütigend gewesen, nicht wahr?«
    »Ich habe nichts mit Jewels Tod zu tun«, sagte Rugar, und seine Stimme wurde lauter. »Der heilige Mann hat sie umgebracht.«
    »Vielleicht habe ich mich in dir getäuscht«, fuhr Burden fort. »Vielleicht hast du noch Visionen. Vielleicht hast du Jewels Tod von Anfang an vorausgesehen und uns deswegen alle hierhergeführt. Nun, Rugar, was wird die Zukunft uns bringen? Noch mehr tote Fey? Eine Vereinigung mit der Blauen Insel? Oder müssen wir jeden Moment mit der Ankunft deines Vaters rechnen?«
    »An der Lage hier hat sich nichts verändert«, antwortete Rugar. »Wir sind im Schattenland, wir werden belagert, und von meinem Vater ist nichts zu sehen.«
    »Weil wir es in den Augen deines Vaters nicht wert sind, daß er uns rettet. Er wollte deinen Tod, Rugar, genau wie du Jewels Tod wolltest. Ich frage mich, wie deine Zukunftspläne für ihren Sohn aussehen.«
    »Der Junge hat Visionen.«
    »Die hatte Jewel auch.«
    Haßerfüllt starrten sie einander an. Im gleichen Rhythmus hoben und senkten sich ihre Brustkörbe, als hätten sie bei einem vergnüglichen Turnier gefochten und nicht mit Worten gegeneinander gekämpft.
    »Sieh zu, daß du hier verschwindest«, sagte Rugar.
    »Ich glaube, das werde ich auch.« Mit diesen Worten setzte sich Burden in Richtung Tür in Bewegung. Er ergriff die Klinke und blieb dann stehen. »Eins muß ich noch klarstellen. Wenn du nicht handelst, werde ich es tun. Der heilige Mann wird sterben, die Hüter werden ein Gegengift finden, die Fey werden wieder über Zauberkräfte verfügen.«
    »Das wirst du ohne meine Hilfe nicht schaffen.«
    »O doch, Rugar. Keiner hier glaubt mehr an dich.«
    Rugar hatte sich nicht gerührt, aber sein Atem ging heftig.
    Ebenso wie Burdens. Die Wut, mit der er hergekommen war, hatte sich nicht gelegt. »Und noch etwas«, fügte er hinzu. »Die Schamanin dachte, dein Enkel wäre gestorben. Du hast dir zwar die Mühe gemacht, herauszufinden, daß er lebt, aber wie er lebt, scheint dich nicht zu kümmern. Oder was ihn gerettet haben mag. Die Schamanin glaubte, der Junge wäre ohne ihre Hilfe verloren. Ich erinnere mich, denn ich war dabei. Hast du dich jemals gefragt, wieso er überlebt hat? Ich glaube, die Schamanin hat nichts damit zu tun.«
    »Manchmal«, stieß Rugar zwischen den Zähnen hervor, »kann sich sogar eine Schamanin täuschen.«
    Burden schüttelte den Kopf. »Nicht so wie du«, sagte er. »Noch niemand hat unserem Volk bisher soviel Schaden zugefügt wie du.«

 
29
     
     
    Sie ließen ihn in einem kleinen Nebengelaß des Großen Empfangssaals Platz nehmen. Tel rieb sich die Knie. Das kleine Fenster war ursprünglich eine Schießscharte für die Bogenschützen gewesen. Er befand sich in einem sehr alten Teil des Palastes. Lord Enford hatte Tel versprochen, daß der König bald zu ihm käme.
    Tel hoffte es. Er hielt es nur dann in den Häusern der Inselbewohner aus, wenn er sicher wußte, daß diese Bewohner kein Interesse an ihrer schrecklichen Religion hatten.
    Er erhob sich und schritt auf und ab, von der Tür zur Schießscharte und wieder zurück. Es hatte keinen Sinn, den Raum der Breite nach zu

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