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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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die Lords, die sich gesetzt hatten, wirkten angespannt. Fesler allerdings machte nie einen entspannten Eindruck. Er war keiner von Alexanders bevorzugten Beratern, aber seit der Ankunft der Fey hatte sich seine Position gestärkt. Fesler war ein sehr schlanker Mann mit hohlen Wangen und glattem blondem Haar. Sein Alter war schwer zu schätzen, weil er nie darüber sprach, aber er war schon länger Lord, als Matthias sich in Jahn aufhielt.
    Egan saß neben ihm und stützte den buckligen Rücken gegen die gerade Lehne seines Stuhles. Er schien jetzt größer zu sein als zur Zeit der Invasion, was zum Teil daran lag, daß er nicht mehr ständig lächelte. Seinerzeit war er als der umgänglichste der königlichen Berater bekannt gewesen, aber seit er während der Invasion seinen Sohn verloren hatte, lachte er nicht mehr.
    Canter betrachtete seine manikürten Hände, als könne er nur so vermeiden, Jewel und Nicholas anzusehen. Sein Haar war makellos geschnitten, sein Hemd elegant tailliert, die Weste geschmackvoll auf die Beinkleider abgestimmt. Als ihn die Nachricht erreichte, mußte er gerade im Sattel gesessen haben, denn normalerweise trug er eine Robe, die weit kostbarer war als jeder Talar im Tabernakel.
    Matthias setzte sich auf den Stuhl neben Canter und ließ sich gegen die harte Lehne zurücksinken. Nicholas blickte ihn an, als erwarte er, daß Matthias den Vorsitz der Versammlung übernähme. Jewel trat an Nicholas’ Seite. Sie sah aus, als wolle sie ihn führen.
    Den anderen schien nichts aufzufallen. Miller strich mit den Fingerkuppen über die Profile der Wandtäfelung, seine langen Finger tanzten auf den Kanten wie auf den Saiten einer Harfe. Miller war nicht viel mehr als zwanzig Jahre alt. Vor ein paar Jahren hatte er den Lordtitel widerwillig von seinem Vater übernommen. Ursprünglich hatte er geplant, sein musikalisches Talent im Tabernakel einzusetzen, aber die Invasion und der darauffolgende Tod seines Vaters hatten seine Pläne durchkreuzt.
    Nur Holbrook starrte Matthias an. Lord Holbrook stammte nicht aus dem alteingesessenen Adel, er war ein Mann, der ganz unten angefangen hatte und dem sein Titel als Belohnung für seine treuen Dienste verliehen worden war. Hätte die Invasion die Lords nicht genauso dezimiert wie die unteren Schichten, säße Holbrook jetzt nicht hier. Trotzdem war Matthias froh, ihn zu sehen. Holbrook war doppelt so alt wie die anderen. Er hatte ein langes und ereignisreiches Leben hinter sich, das sich tief in seine Züge eingegraben hatte, und sein Rat beruhte öfter als der der anderen auf langjähriger Erfahrung.
    Da Nicholas keine Anstalten machte, die Versammlung zu eröffnen, beugte sich Matthias vor. Er wollte unbedingt dieser Frau zuvorkommen. »Vergebt mir, Hoheit«, sagte er. »Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte. Der Bote sagte, es sei ziemlich dringend.«
    »Ziemlich«, bestätigte Nicholas. »Mein Vater ist tot.« Er sprach so langsam, wie Matthias es bei ihm noch nie gehört hatte.
    Matthias hörte die Worte, ohne ihre Bedeutung zu begreifen. Alexander? Aber mit Alexander war er aufgewachsen, hatte seine prägenden Jahre mit ihm verbracht, hatte gerade noch vor einer Woche einen Schlaftrunk mit ihm eingenommen und sich dabei über die Zukunft des Königreichs unterhalten.
    Auch den anderen war diese Nachricht offensichtlich neu. Egan setzte sich auf, und Canter unterbrach das intensive Studium seiner Fingernägel. Fesler holte rasselnd Luft, und Miller gab einen leisen Schreckenslaut von sich. Nur Holbrook rührte sich nicht. Holbrook, Enford und diese Frau.
    »Sire«, sagte Enford. »Wenn Ihr gestattet.«
    Sire. Diese Anrede rief Matthias schneller in die Wirklichkeit zurück als alles andere. Es war wie an jenem schrecklichen Tag, als die Auds vom Treffen des Rocaan mit den Fey zurückkehrten, dem Treffen, in dessen Verlauf der Rocaan gestorben war. Heiliger Herr, hatten sie Matthias angeredet. Nicht mit Hochgeehrter Herr, dem korrekten Titel eines Ältesten, sondern mit Heiliger Herr, dem Titel des Rocaan. Sie hatten Matthias sogar schon so genannt, bevor sie ihm erzählten, daß der Rocaan tot war.
    Nicholas nickte Enford zu und wandte sich ab. Jewel stand vor ihm, als müsse sie ihn vor den anderen in Schutz nehmen. Nicholas starrte auf die Wand wie durch ein Fenster.
    »Der König wurde auf der Straße zu den Sümpfen von Kenniland ermordet«, berichtete Enford. Miller wollte ihn unterbrechen, aber Enford hob die Hand. »Er wurde von einem

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