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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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ganzen fünf Jahren als Rocaan hatte ihm der Palast noch keine so dringliche Botschaft übermittelt. Vielleicht war Jewels neuem Kind etwas zugestoßen oder gar Jewel selbst.
    Oder vielleicht hatte sie endlich ihre Position – und die Abwesenheit des Königs – ausgenutzt und Nicholas aus dem Weg geräumt.
    Schon als Matthias Jewel zum ersten Mal gesehen hatte, hatte er ihr zutiefst mißtraut. Ihre Augen waren zu klug. Sie war die Enkelin des obersten Heerführers der Fey, die Tochter des Mannes, der die Invasion angeführt hatte. Bestimmt war sie es gewesen, die den Tod des Fünfzigsten Rocaan befohlen hatte. Jenen Verrat und Mord, der schließlich zu Matthias’ Amtsantritt als Rocaan geführt hatte und ihm den Posten zugespielt hatte, den er nie begehrt hatte. Ein Posten, für den er nicht qualifiziert war und den er bedauerte, angenommen zu haben, sogar in diesem Augenblick.
    Der Bote hatte ausgerichtet, daß alle im Festsaal zusammenkommen sollten, und schon das war ungewöhnlich genug. Matthias mißfielen alle diese Veränderungen. Sie verstärkten sein Unbehagen noch.
    Sie und die Tatsache, daß die Diener sich weigerten, seine Fragen zu beantworten.
    Seine Sandalen hallten auf dem Marmorfußboden des Großen Empfangssaals wider. Er haßte die Waffen, die an den Wänden hingen. Diese Schwerter erschienen ihm wie eine Verhöhnung des Schwertes des Roca. Manche waren noch mit dem Blut früherer Aufstände befleckt. Manche waren rostig, andere schartig. Das Schwert als Waffe im Krieg, eine ständige Erinnerung daran, daß der Tod sie alle bedrohte.
    Eine Tatsache, die Matthias gern vergessen hätte.
    Er berührte das kleine Weihwasserfläschchen in der Tasche seiner Robe. Er war es gewesen, der während der Invasion die verheerende Kraft des Weihwassers entdeckt hatte. Die Fey waren in den Tabernakel eingedrungen, hatten Dutzende von Daniten und Auds ermordet. Damals hatte Matthias so viele Tote gesehen, daß es für sein ganzes Leben reichte, Freunde, deren Leben er nicht hatte retten können.
    Dann hatten die Fey auch ihn angegriffen. Er hatte sich in die Kapelle der Bediensteten geflüchtet, in der Hoffnung, sich dort verstecken zu können, eine Waffe zu finden, eine Möglichkeit, sich zu verteidigen. Als die Fey ihn einholten, hatte er gerade den Altar erreicht.
    Er hatte geglaubt, sie würden ihn töten – ihm bei lebendigem Leibe die Haut abziehen, wie sie es draußen vor dem Tabernakel mit einem Aud gemacht hatten. Er hatte nach einer Waffe gesucht, aber vergebens.
    Da fiel sein Blick auf die glitzernden Weihwasserflaschen, die der Rocaan am Abend zuvor für das Mitternachtssakrament gesegnet hatte. Die Flaschen bestanden aus dickem, schwerem Glas. Vielleicht würden sie die Fey einen Augenblick ablenken, während Matthias nach einer anderen Waffe suchen konnte.
    Matthias packte Flasche um Flasche und schleuderte sie den Fey entgegen, erst denjenigen direkt vor ihm, dann denen, die weiter rechts von ihm standen. Das erste Fläschchen zerschellte auf dem Steinfußboden, und die Fey brüllten vor Schmerz. Matthias warf so lange weiter, bis ihm auffiel, daß die Fey nicht weiter auf ihn eindrangen.
    In der Kapelle stank es bestialisch. Es roch verbrannt. Matthias brauchte einen Augenblick, um zu erkennen, daß alle Fey ihre Beine umklammerten und schrien. Sie waren zu Boden gestürzt und wälzten sich in ihrem eigenen Blut. Matthias hatte sich umgedreht. Er hatte vielleicht zehn Flaschen geworfen; das waren sicher nicht genug Scherben, um so viele Männer zu verletzen.
    Dann merkte er, daß sie nicht bluteten, sondern daß sich die Kleider von ihren Körpern schälten. Einen Augenblick stand er reglos, die Hand auf den Mund gepreßt. Die Fey lagen in den Weihwasserpfützen, und jedesmal, wenn die Flüssigkeit ihre Haut berührte, brüllten sie laut auf.
    Matthias’ Hände zitterten. Das alles jagte ihm schreckliche Angst ein – aber er mußte es wissen. Er mußte einfach. Das Glas konnte sie nicht getötet haben, also mußte es das Wasser gewesen sein.
    Das geweihte Wasser.
    Matthias ergriff eine Flasche und ging die Stufen hinunter. Sein Herz pochte so wild, daß er kaum Luft bekam. Er entstöpselte die Flasche und wartete, bis er den Fey sah, der ihn entdeckt hatte. Das Wesen lebte immer noch, seine Hände und Beine waren eine einzige verbrannte Masse, seine Kleidung hing in Fetzen um ihn.
    Sein Blick traf Matthias’, seine Haut war totenbleich und die dunklen, mandelförmigen Augen vor Schreck weit

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