Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Mutter. Sie küßte ihn auf den Scheitel, glättete sein Haar, schob liebevoll ihre Hand unter seine und zwang ihn, sie loszulassen.
    »Erzähl es deinem Großvater, Liebling. Es ist wichtig.«
    Gabe lehnte sich an seine Mutter, die Faust vor dem Mund. Er sah zu seinem Großvater hinüber. Großvater Rugar saß noch immer genauso da wie vor ein paar Minuten, als Gabe aus seinem seltsamen Traum erwacht war. Auf seinem Stiefelschaft war ein kleiner Abdruck von Gabes Kopf.
    »Ich war an einem Ort, an dem ich noch nie gewesen bin, und da waren all diese gelben Leute«, stieß Gabe hastig hervor.
    »Gelbe Leute?« fragte seine Mutter.
    Großvater Rugar gebot ihr Schweigen. »Es ist besser, wenn wir ihn ausreden lassen.«
    »Und einer von ihnen saß da wie du.« Gabe zeigte mit dem Kinn auf seinen Großvater. »Aber er hielt Mama, und sie war verletzt.«
    Der Körper seiner Mutter wurde steif. Er blickte zu ihr auf, aber ihr Gesichtsausdruck war unverändert. Sie nickte ihm ermunternd zu.
    »Nur, daß sie nicht aussah wie Mama. Ihr Gesicht war so eigenartig, und ich konnte ihre Flügel nicht sehen. Sie trug ein weißes Kleid. Es sah aus, als hätte sie sich am Kopf verletzt. Der Mann hat seltsame Sachen zu ihr gesagt. Er sah ängstlich aus. Und du warst auch dort, Großvater. Du hast Wasser auf Mama gegossen. Der andere Mann hat weiter mit ihr gesprochen, aber du hast sie gepackt und bist mit ihr aus dem Zimmer gerannt. Der Mann ist hinterhergelaufen.«
    Als Gabe geendet hatte, herrschte Stille. »Das war alles?« fragte der Großvater.
    Gabe nickte.
    »Sehr gut. Für deine erste Vision erinnerst du dich an eine ganze Menge. Jetzt werde ich dich nach einigen Einzelheiten fragen und prüfen, ob du dich auch daran erinnern kannst. Warst du im Schattenland?«
    Gabe schüttelte den Kopf. »Alles war ganz hell.«
    »Wer war noch in dem Zimmer?«
    »Viele gelbe Leute.«
    »Möbel?«
    Gabe zuckte die Achseln. »Ich habe nur Leute gesehen.«
    »Wie sahen diese gelben Leute aus?«
    »Sie hatten gelbes Haar, und ihre Haut war richtig hell.«
    »Inselbewohner«, flüsterte seine Mutter.
    »Schsch, Niche, oder ich erlaube dir nächstes Mal nicht hierzubleiben«, fuhr sie Großvater Rugar in scharfem Ton an, ohne sie eines Blickes zu würdigen.
    »Siehst du?« wisperte Gabe. Großvater Rugar war immer böse zu seiner Mutter.
    Sie drückte Gabes Arm, schwieg aber.
    »War ich der einzige Fey dort?«
    »Mama.«
    »Außer deiner Mutter?«
    »Infanterie«, sagte Gabe. »Aber ich weiß nicht, wer.«
    Sein Großvater lehnte sich so weit zu ihm hinüber, daß Gabe die roten Äderchen in seinen Augen erkennen konnte. »Jetzt kommt etwas Schwieriges. Woher wußtest du, daß die Fey-Frau deine Mutter ist?«
    »Ich wußte es eben«, erwiderte Gabe. Er wollte es nicht erklären. Es war, als versuchte man, die Bedeutung eines Traumes herauszufinden.
    »Sah sie aus wie deine Mutter?«
    »Sie war verletzt.«
    »Aber …« Großvater Rugar seufzte. »Versuchen wir es einmal so. Wußtest du, daß sie deine Mutter war, bevor du sie gesehen hast?«
    Gabe blickte ihn an, erstaunt, daß der Großvater ihn verstehen konnte.
    »Ja«, antwortete er.
    »Hat sie etwas gesagt?«
    »Sie schrie, als du das Wasser auf sie geschüttet hast.«
    Großvater Rugar runzelte die Stirn. Er sah zum Fürchten ernst aus. Gabe drängte sich noch enger an seine Mutter. Sie legte einen Arm um ihn.
    »Warst du dort, Gabe?«
    »Ja«, sagte er. Er blickte seine Mutter an. Die beobachtete Großvater Rugar. »Ich habe alles gesehen. Ich war einfach dort.«
    Großvater Rugar warf Gabes Mutter einen dieser Erwachsenenblicke zu, wie es die Großen zu tun pflegten, wenn ein Kind etwas angestellt hatte. Wieder runzelte er die Stirn. »Ich weiß, daß du dort warst, Gabe, aber hat jemand dich gesehen oder mit dir gesprochen?«
    Gabe schüttelte den Kopf.
    »Weißt du noch, wo du standest oder wie du überhaupt dort hingekommen bist?«
    »Nein.«
    Großvater Rugar lehnte sich zurück, als erkläre Gabes Antwort alles. Gabe gefiel es nicht, daß Großvater Rugar mehr über die Vision zu wissen schien als er selbst.
    »Ist das alles?« fragte die Mutter. Ihre Arme hatten sich wieder fester um Gabe geschlossen.
    »Für heute«, entgegnete Großvater Rugar. »Das hast du gut gemacht, Gabe.«
    Bei diesem Lob lächelte Gabe, weil er wußte, daß das von ihm erwartet wurde. Aber er fühlte sich nicht wohl dabei. Der ganze Nachmittag war ihm verdorben. Er wollte nicht, daß Großvater Rugar hier

Weitere Kostenlose Bücher