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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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Mann sagte wieder und wieder »Ne sneto. Ne sneto« zu der Frau. Sie streckte die Hand nach ihm aus, aber Großvater Rugar zog sie weg. Großvater zerrte die Frau aus dem Raum, während der gelbhaarige Mann hinter ihm herrannte.
    Dann öffnete Gabe die Augen. Er lag auf dem Boden. Sein Kopf ruhte auf den Stiefeln seines Großvaters. Sein Mund stand offen, Speichel lief ihm über die Wange.
    Er fühlte sich eigenartig. Sein Kopf kam ihm so hohl vor wie die Knochen seiner Mutter.
    Seine Mutter kniete über ihm. Sie hielt seine Hand, und ihre Augen waren vor Sorge ganz schmal.
    »Gleich geht’s dir wieder besser, mein Kind«, sagte Großvater Rugar. »Setz dich langsam auf.«
    Während Gabe sich aufrichtete, stützte Großvater Rugar seinen Rücken. Gabes Herz raste, und das Atmen fiel ihm schwer. Sein Mund fühlte sich an, als hätte ihn jemand mit trockenen Blättern vollgestopft.
    »Gib ihm etwas Wasser«, forderte Großvater Rugar seine Mutter auf. Als sie nicht sofort reagierte, fügte er hinzu: »Es wird ihm gleich bessergehen. Aber er braucht Wasser.«
    Seine Mutter nickte, ließ Gabes Hand los und stand auf. Einen Augenblick schien es, als hätte sie vergessen, wo das Wasser war. Dann rannte sie ins Hinterzimmer.
    »Nun?« fragte Großvater Rugar. »Erzähl mir, was du Gesehen hast.«
    »Gesehen?« fragte Gabe zurück. Woher wußte Großvater Rugar davon?
    »Du hast eine Vision gehabt, Junge. Das kommt in meiner Familie oft vor, aber bei dir wird die Fähigkeit noch stärker sein. Kein Fey hat je in so jungen Jahren Gesehen. Aber es ist wichtig, daß du erzählst, was du Gesehen hast.«
    Gabe bemühte sich nachzudenken, wischte sich den Speichel vom Gesicht und hoffte, seine Mutter werde zurückkehren, bevor er antworten mußte. »Ist das meine Zauberkraft?« fragte er.
    »Ja«, antwortete Großvater Rugar, »und es ist die, auf die ich gehofft habe.«
    »War das eine Vision?« fragte Gabes Mutter, als sie wieder ins Zimmer trat. Sie trug einen Krug, auf dessen Außenseite noch die Tropfen standen.
    »Eine sehr starke«, sagte Großvater Rugar. »Sie hat ihn glatt umgehauen.«
    »Warum ist es passiert, als ich dich angefaßt habe?« fragte Gabe und erinnerte sich an das Brennen in seinen Fingerspitzen, als er die Irrlichtfänger berührt hatte.
    »Manchmal kommen Visionen auf diese Art zustande«, erklärte Großvater Rugar. »Die erste wird gewöhnlich durch ein besonderes Ereignis ausgelöst, aber nur, wenn du bereit bist zu Sehen.«
    »So kleine Kinder besitzen sonst nie diese Fähigkeit«, meinte Gabes Mutter. »Jewel hat ihre erste Vision gehabt, als sie schon erwachsen war. Er wird sie nicht richtig anzuwenden verstehen.«
    »Das bringe ich ihm schon bei«, brummte Großvater Rugar. »Aber er muß mir erzählen, was er Gesehen hat.«
    Die Mutter reichte Gabe den Becher. Der Junge trank gierig. Das Wasser war klar und kalt. Es stammte aus dem hölzernen Bottich, den er am liebsten mochte, weil er alles Wasser süß machte.
    Nachdem er getrunken hatte, fühlte er sich etwas besser. »Ist es in Ordnung, daß ich diese Vision hatte?« erkundigte er sich.
    Seine Mutter antwortete nicht, aber Großvater Rugar tat es an ihrer Stelle. »Es ist wunderbar«, sagte er.
    Gabe blickte, Bestätigung suchend, seine Mutter an. Sie lächelte ihr dünnes, mißbilligendes Lächeln. »Soll ich ihm erzählen, was passiert ist?« fragte er leise und wünschte, er hätte mit ihr unter vier Augen sprechen können.
    »Ich glaube, es ist das beste«, sagte sie. »Du brauchst bei dieser Sache bestimmt noch Hilfe.«
    Immer noch lag Großvater Rugars Hand auf Gabes Rücken. Durch das dünne Gewebe seines Hemdes spürte Gabe die warme Handfläche. »Du mußt hinausgehen. Visionen sind nur für Anführer und Schamanen bestimmt.«
    »Nein!« schrie Gabe. Er streckte die Hand nach seiner Mutter aus und ließ dabei fast den Becher fallen. »Nein!«
    Seine Mutter legte die Arme um ihn und wiegte ihn wie ein Baby. Dann schaukelte sie ihn vor und zurück. Die Wärme ihres Körpers war Balsam für seine Nerven. Ihre Flügel raschelten leise. Gabe klammerte sich an sie und wollte sie nicht gehen lassen.
    »Ich glaube, ich bleibe besser hier«, sagte sie zu Großvater Rugar. Gabe fühlte, wie die Worte in ihrer Brust vibrierten.
    »Du wirst mit niemandem darüber sprechen.«
    »Ich habe schon über so vieles geschwiegen«, entgegnete Gabes Mutter.
    »Gut. Gabe, ich muß wissen, was du Gesehen hast.«
    Gabe preßte sich noch fester an seine

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