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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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getötet hat, überrascht mich das nicht weniger als dich. Zu diesem Vorfall habe ich keine besondere Vision. Ich habe auch keine Vision über meinen oder deinen Tod, und doch werden wir beide eines Tages sterben.«
    Nicholas schüttelte den Kopf. »Laß uns beten, daß Lord Stowe den Mörder findet. Laß uns beten, daß es ein verrückter, verwirrter Inselbewohner ist, ein Feind des Königsgeschlechts. Laß uns beten, daß der Mörder kein Fey ist.«
    Jewel wußte nicht, wie man betete. Aber sie würde die Mächte um jede nur mögliche Art von Hilfe anflehen. Indem sie ihr Schicksal an Nicholas’ gebunden hatte, war sie ein großes Wagnis eingegangen. Sie wollte nicht, daß ein Mitglied ihres eigenen Volkes ihre Zukunft zerstörte, nicht gerade jetzt, wo das Kind in ihrem Leib ihr endlich Erfolg bei ihren Bemühungen zu versprechen schien.
    Sie legte die Hand aufs Herz. Der körperliche Schmerz war schon lange verschwunden, aber ein neues Gefühl hatte seinen Platz eingenommen.
    Angst.

 
13
     
     
    Der Mann, der die Gruppe anführte, sah aus, als sei er dem feuchten Sumpfboden selbst entsprungen. Lord Stowe folgte dem Trupp, dicht umringt von seiner Leibwache. Ein halbes Dutzend Männer aus Kenniland mit wettergegerbten, entschlossenen Gesichtern begleiteten sie. Der Danite hatte es vorgezogen, im Dorf zu bleiben.
    Da die Dorfbewohner keine Pferde besaßen, mußte die ganze Gruppe zu Fuß gehen. Lord Stowe merkte schnell, wie sehr er an das Reiten gewöhnt war. Hector, der Anführer der Gruppe, hatte ein zügiges Tempo angeschlagen. Die Fischer bedienten sich gewöhnlich ihrer Boote, aber die Jäger liefen oder, besser gesagt, stapften durch den Sumpf. Nur weil Stowe bei ihnen war, benutzten sie diesmal die Straße.
    Die Frühlingstage waren unbeständig. Die Sonne schien, aber sie wärmte nicht. Die Luft war kühler als an dem Tag, an dem der König gestorben war. Der ganze Sumpf roch nach Schlamm und Fäulnis, ein Gestank, der sich in den Kleidern festsetzte. Auch das Dorf hatte danach gerochen, wenn auch nicht so penetrant. Hier draußen glich der Gestank etwas geradezu übermächtig Lebendigem.
    Ein langbeiniger Vogel stand auf der Sumpfwiese und steckte den Schnabel ins Wasser. Die Menschen schienen ihn nicht zu stören. Ein anderer Vogel krächzte über ihren Köpfen, aber Stowe blickte nicht auf. Er hatte vor langer Zeit gelernt, sich immer so zu verhalten wie die anderen Männer. Alles andere machte ihn zum Außenseiter.
    Die schräg einfallenden Sonnenstrahlen ließen den Sumpf unendlich weit erscheinen. Seit dem frühen Vormittag hatte Stowe jetzt schon auf die kleine Baumgruppe gestarrt, die die Wachen damals nach dem Mörder des Königs durchsucht hatten. Sie hatten nichts gefunden. Die Gruppe hatte einmal haltgemacht, um ein Mittagsbrot einzunehmen, aber die Bäume schienen Stowe genauso weit entfernt wie zuvor. Inzwischen war es Nachmittag, und endlich näherte sich die Gruppe der Stelle, an der der König ermordet worden war.
    Die Straße sah hier nicht anders aus als überall sonst. Selbst der Blutfleck war verschwunden, im Schmutz und im Staub versickert. Die Sümpfe waren ausgedörrt, während der Winter in Jahn voller Schnee und Regen gewesen war. Diese Klimaunterschiede waren ein Teil der Probleme, die Stowe nach und nach zugetragen worden waren. Der Palast hatte immer regiert, als wäre die ganze Insel eine einzige kleine Stadt mit einheitlichen Problemen und einheitlicher Bevölkerung. Aber noch nicht einmal das Wetter war überall dasselbe. Und was die Bevölkerung betraf, glaubte Stowe langsam, daß er sogar die Fey besser verstand als diese Leute hier.
    Direkt gegenüber der Baumgruppe blieben sie stehen. Sogar von hier aus schienen die Bäume zugleich nah und weit entfernt. Stowes Stadtleben hatte ihn nur schlecht darauf vorbereitet, Entfernungen abzuschätzen.
    »Zeit, die Stiefel anzulegen«, sagte Hector und zeigte auf Stowes Füße.
    Stowe nickte. Er hatte schon auf diese Bemerkung gewartet, seit die Männer am Morgen darauf bestanden hatten, ihm ein Paar Stiefel mitzugeben. Sie waren ein bißchen zu groß und hatten eine Blase in seine linke Fußsohle gescheuert. Aber sie reichten ihm bis an die Oberschenkel und waren mit etwas Glück hoch genug, um seine Beine vor dem Schlamm zu schützen.
    Nach der Versammlung in der Kirche hatte Stowe hundert verschiedene Möglichkeiten überprüft. Er hatte die Häuser der Leute, die zu dem Treffen erschienen waren, durchsucht und mehr Armut

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