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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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würdest du es verstehen. Sie müssen zu sehr ums Überleben kämpfen. Sie haben keine Zeit, Pläne zu schmieden.«
    »Dann war es vielleicht jemand aus dem Schattenland, vielleicht sogar dein Vater …«
    »Nicholas!« sagte Jewel betont streng. Sie wollte verhindern, daß er diesen Gedanken weiter verfolgte. »Das sind alles bloße Vermutungen.«
    Nicholas schloß die Augen und legte den Kopf in den Nacken. »Du hast recht.« Er stieß mit einem langen Zischen die Luft aus. »Jewel, ich bin noch immer zu aufgewühlt. Ich kann nicht klar denken. Aber ich muß jetzt klar denken.«
    »Du machst deine Sache sehr gut«, beruhigte ihn Jewel, obwohl sie die kalte Vernunft eines Fey vorgezogen hätte. Sie wagte noch nicht einmal, Nicholas ihre Hilfe anzubieten. Er konnte sie falsch verstehen, glauben, daß Matthias wirklich recht hatte.
    Der neue Rocaan. Ihr Vater hatte mit der Ermordung des alten Rocaan einen großen Fehler gemacht. Das Schlimmste daran war, daß dadurch dieser neue Mann an die Macht gekommen war, ein Mann, der die Fey so sehr haßte, daß er die todbringende Kraft des Weihwassers entdeckt und es als Waffe eingesetzt hatte. Stünde Matthias ihnen nicht dauernd im Wege, hätten sie und Nicholas die beiden Völker auf der Insel schon längst vereint. Als sie Nicholas vor fast fünf Jahren von diesem Plan erzählte, hatte sie sich vorgenommen, falls er nicht funktionierte, einfach den Palast mit Hilfe der anderen Fey zu erobern. Falls der Schwarze König jemals auf der Insel eintraf, würde er ihre Kinder anerkennen, und sie würden alle zusammen über die Insel herrschen. Diese Methode dauerte länger, aber sie führte zu demselben Ergebnis.
    Aber mit den Jahren hatte ihr Verlangen, über die Insel zu herrschen, nachgelassen, und das Ziel, von dem sie Nicholas immer erzählt hatte – Fey und Inselbewohner zu einem Volk zu vereinen –, war mehr und mehr zu ihrem eigenen geworden.
    Die Inselbewohner verfügten über keinerlei Magie, aber sie besaßen etwas, eine Art unverwüstlicher Stärke, das die Fey verloren hatten. Jewel wollte keinen Krieg mehr mit den Untertanen ihres Ehemannes. Jetzt glaubte sie tatsächlich, daß die beiden Völker eine friedliche Form des Zusammenlebens finden konnten.
    Außerdem nahm sie an, daß der Schwarze König nach all der Zeit, die inzwischen verstrichen war, nicht mehr kommen würde. Ihr Großvater würde in Nye sterben, wie er es immer angekündigt hatte. Er würde in die Geschichte der Fey als der Mann, der den Kontinent Galinas erobert hatte, eingehen. Wenn er schließlich starb – und selbst wenn es noch Jahrzehnte dauerte, denn manche Fey-Visionäre waren außerordentlich langlebig –, würde einer von Jewels Brüdern seinen Platz einnehmen. Dann, und nur dann, würde der Schwarze König weitere Eroberungen wagen.
    Aber dann war Jewel längst Großmutter und ihre Kinder ein Teil der Insel.
    Obwohl Sebastian zurückgeblieben war, blickte Jewel weit in die Zukunft. Sebastian und das kleine Mädchen in ihrem Bauch. Als ihr Sohn zur Welt kam, wollte Jewel die Insel noch zu einem Stützpunkt der Fey machen, aber einem mit starker Magie, einem Stützpunkt, der nach dem Brauch der Fey die Sitten der Inselbewohner respektierte und kein weiteres Blutvergießen erforderte.
    Vielleicht hätte sie Schamanin werden sollen. Ihre Vision paßte besser zu einer Domestikin als zu einer Enkelin des Schwarzen Königs.
    »Wenn dein Vater es getan hätte, hättest du es dann Sehen können?« erkundigte sich Nicholas.
    Wie oft Jewel es ihm auch erklärte, er verstand das Wesen einer Vision einfach nicht. Über die Schmerzen in ihrer Herzgegend wollte sie ihm nichts erzählen. Sie hatte den Verdacht, daß die Schmerzen genau in dem Moment eingesetzt hatten, in dem sein Vater gestorben war – weil ihr Vater ihn getötet hatte. Die Familie des Schwarzen Königs durfte keines ihrer Mitglieder ermorden, oder ein furchtbares Unglück würde geschehen. Jewel war sich nicht sicher, ob auch zwei Männer, die durch Heirat zur Familie des Schwarzen Königs zählten, unter diesen Aberglauben fielen.
    »Nein, Nicholas«, sagte sie ruhig. »Ich hätte es nicht unbedingt Sehen müssen. Visionen sind sehr selten.«
    »Aber warum weißt du dann über das Neugeborene Bescheid? Woher willst du wissen, daß du nicht irgendeine andere junge Frau Gesehen hast?«
    »Aufgrund dessen, was ich zu diesem Zeitpunkt getan habe«, erklärte Jewel. »Ich kann es nicht besser erklären. Wenn ein Fey deinen Vater

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