Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
Vom Netzwerk:
Nicholas blickte ihn an. »Geh wieder an deine Arbeit«, befahl er. »Ich bin sicher, daß es nicht von einem kleinen Mädchen abhängt, ob der Saal morgen schmutzig oder sauber ist.«
    »Sehr wohl, Sire.« Noch einmal schoß der Meister Charissa einen wütenden Blick zu, dann stolzierte er zurück in den Saal.
    Jetzt war bis auf sie beide niemand mehr im Flur. Nicholas stand noch immer dicht vor ihr, so dicht, daß sie die Wärme seines Körpers spürte. »Er behandelt dich nicht wie der vorige Meister, oder?«
    »Er is’n guter Mann, das isser«, erwiderte Charissa.
    »Berichtest du es mir, wenn er dich schlecht behandelt?«
    »Sehr wohl«, sagte sie. Sie kam sich sehr mutig vor, ihn nicht mit seinem Titel anzureden, aber so sprach sie auch in Gedanken mit ihm. Er schien es nicht zu bemerken.
    Das Schweigen zwischen ihnen schien ewig zu dauern. Niemand betrat den Flur, als versteckte sich der Rest des Personals vor dem König. Schließlich sagte Nicholas: »Wohin wolltest du gerade gehen, als ich kam?«
    »’s gibt Abendbrot für Gruppe Fünf.«
    »Gruppe Fünf?«
    »Sie geben uns in Schichten zu essen und lassen uns abwechselnd schlafen. Verzeihung, Herr, aber ’s war ’ne Menge Arbeit in dem Saal da.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, sagte er, aber da war wieder der alte Was-geht-mich-das-an-Ton in seiner Stimme. »Nun, laß mich mitkommen.«
    Charissa fuhr sich durchs Haar. »Ach, Sire, das Essen würd’ Euch nich’ schmecken. ’s is’ bloß Brot und Käse.«
    »Ich habe schon einmal Brot und Käse gegessen«, erwiderte Nicholas.
    »Aber nich’ in der Küche.«
    »Am Tag der Invasion habe ich auch in der Küche gegessen.« Sein Blick schweifte in weite Ferne.
    »Warum das denn?«
    »Weil«, hob er an, doch dann sah er sie an, sah sie wirklich an. Der abwesende Blick verschwand aus seinen Augen, und Charissa wußte, daß er etwas anderes sagen würde, als er ursprünglich vorgehabt hatte. »Weil ich mir manchmal gern die Klatschgeschichten in der Küche angehört habe.«
    »Heut erzählt da keiner mehr Geschichten. Alle jammern bloß noch. Über die Arbeit und so.«
    »Ja«, sagte er. »Diese Woche war für uns alle hart.«
    Und da verstand Charissa plötzlich, was er sagen wollte. Er hatte seinen Vater verloren. Seinen Papa. Den Mann, der ihn aufgezogen hatte. Und überall gratulierten ihm die Leute und versuchten, es ihm leichter zu machen, König zu sein. Als Charissa ihren Papa verloren hatte, hatte sie tagelang geweint. Sie hatte keine Zeremonie über sich ergehen lassen oder Entscheidungen treffen müssen.
    Diese Fey-Frau verstand so etwas wahrscheinlich nicht. Man sagte, sie hätten kein Herz, diese Fey.
    »Ihr Ärmster«, sagte Charissa und nahm Nicholas’ Hand. »Hier steh’ ich und schwatz’ dummes Zeug, und Ihr habt ’ne schlimme Nacht hinter Euch. Kommt mit in die Küche. Ich bin sicher, sie wer’n Euch behandeln wie einen von uns.«
    »Und mir Arbeit geben?« Zum ersten Mal wirkte sein Lächeln echt.
    »Ein bissel putzen hat noch niemandem geschadet.« Charissa zog ihn mit sich, und Nicholas folgte ihr mit zwei langen Schritten. Ihre Finger waren ineinander verflochten, und er ließ sie nicht los. Abgesehen von ein paar Schwielen in der Mitte seiner Finger war seine Hand weich. Zweifellos nicht die Hand eines Mannes, der Tag für Tag Silber polierte.
    An den meisten Tagen aß nur das Küchenpersonal in der Küche. Die anderen nahmen ihre Mahlzeiten im Dienstbotentrakt oder in der Nähe ihrer Kammern ein. Aber während der letzten Tage hatte der Koch in der Mitte der Küche neben der Treppe zusätzliche Tische aufgestellt und beinahe ohne Unterbrechung geschuftet, um alle satt zu bekommen.
    Die Küche war Charissas Lieblingsraum im Palast. Sie war groß, besaß einen Abzug in der Decke und roch immer nach Essen. Das Herdfeuer brannte ununterbrochen, und oft waren auch die anderen Öfen warm. In den letzten Tagen war die ganze Küche selbst so heiß gewesen wie ein Backofen, besonders im Vergleich zum Krönungssaal.
    Als sie durch den Anrichteraum in die Küche gingen, ließ Nicholas Charissas Hand los. Trotzdem betraten sie die Küche Seite an Seite, eine Königin und ihr Gemahl, ein Ritter und seine Dame, König und Bauernmagd.
    Die letzte Kombination gefiel Charissa nicht. Sie wünschte, es wäre anders. Und vielleicht war es das heute abend ja auch.
    »Herrgott, das is’ Seine Hoheit«, rief jemand aus, und alle im Raum verbeugten sich.
    Den diensthabenden Koch hatte Charissa noch

Weitere Kostenlose Bücher