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Fey 03: Der Thron der Seherin

Fey 03: Der Thron der Seherin

Titel: Fey 03: Der Thron der Seherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristine Kathryn Rusch
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nie gesehen, aber die zwanzig Leute am Tisch waren ihre Freunde aus Gruppe Fünf. Lis saß zwischen ihnen. Sie senkte den Kopf, aber sie beobachtete Charissa aus dem Augenwinkel. Bestimmt dachte sie an die Fragen, die Charissa ihr über Zimmermädchen und Könige gestellt hatte.
    »Bitte«, sagte Nicholas. »Bitte macht einfach weiter. Heute abend möchte ich einmal nicht König sein.«
    Die Köpfe hoben sich wieder, aber niemand aß. Sie schienen alle darauf zu warten, was Nicholas als nächstes tun würde.
    »Seine Hoheit is’ hungrig«, sagte Charissa.
    »Gebt mir etwas von dem, was ihr auch eßt.« Nicholas glitt auf einen Stuhl und zog dann einen für Charissa heran. Er saß am selben Tisch wie Lis, einer der Fensterputzer und eines der Küchenmädchen. Charissa setzte sich neben ihn.
    Der Koch brachte ihm einen Teller, auf den er Käse, Würste und frischgebackenes Brot gehäuft hatte. Einer der Kammerdiener stellte ein Glas Met vor ihn hin.
    Nicholas grinste den Koch an. »So wie immer«, protestierte er. »Ich habe gesagt, ich möchte dasselbe wie die anderen. Damit habe ich nicht das gesamte Essen in dieser Küche gemeint. Einfach dieselbe Portion.«
    Einen Augenblick hielt Charissa die Luft an, bevor sie begriff, daß Nicholas scherzte. Der Koch schien es richtig aufzufassen. Er erwiderte das Grinsen.
    »Ich kann Euch nich’ so behandeln, Herr, und das wißt Ihr auch. Ihr habt’s versucht, seit Ihr ’n kleiner Junge wart, und ’s hat nich’ geklappt.«
    Nicholas schob das Essen von seinem Teller auf die Teller der neben ihm Sitzenden. »Warte nur bis morgen. Vielleicht werde ich dir dann befehlen, mich wie alle anderen zu behandeln, wenn ich in die Küche komme und mit euch essen will.«
    »’s wird nich’ einfach für mich sein, Sire«, meinte der Koch. »Und ich müßt’ mit dem Oberkoch sprechen und alles. Sonst denken sie, ich hab’ nich’ genug Respekt vor Euch.«
    »Na also«, sagte Nicholas. »Wenigstens hat irgend jemand Respekt vor mir.«
    Charissa runzelte die Stirn. Alle respektierten ihn. Jedenfalls alle, die sie kannte. Obwohl sie bezweifelten, daß er die richtige Frau gewählt hatte. Und alle wußten über seinen Sohn Bescheid. Gottes Strafe dafür, mit einer so bösen Frau zu schlafen.
    Nicholas’ Teller war fast leer. Er hatte für sich nur eine Scheibe Brot, drei Scheiben Käse und ein Stück Wurst behalten. Den ganzen Rest hatte er an die anderen verteilt. Seit sie von zu Hause fortgegangen war, hatte Charissa keine Wurst mehr gegessen. Sie legte das Stück Wurst auf ihr Brot und biß gierig ab.
    »Außerdem«, sagte der Koch, »wenn ich Euch nich’ richtig füttre, kriegt niemand was extra. Und das Mädel kann’s vertragen.«
    Nicholas blickte Charissa liebevoll an. Charissa wünschte plötzlich, sie hätte nicht so einen großen Bissen genommen. »Nein«, sagte Nicholas. »So wie sie ist, sieht sie hübsch genug aus.«
    Charissa legte das Brot zurück auf den Teller und unterdrückte das Bedürfnis, sich den Mund zu wischen. Ihre Hände zitterten. Sie faltete sie und legte sie in den Schoß. Jetzt war sie an der Reihe. Diese Fey-Frau hatte Nicholas ganz falsch behandelt, hatte ihm nicht genug Zuneigung entgegengebracht, hatte ihm nicht über den Tod seines Vaters hinweggeholfen. Er war gekommen, um Charissa zu suchen. Er brauchte sie.
    Lis trat sie unter dem Tisch ans Schienbein, und Charissa zuckte zusammen. Sie warf Lis einen Blick zu. Lis’ Lippen formten die Worte: »Bedank dich bei ihm.«
    Charissas Gesicht wurde heiß. »Dank Euch, Hoheit«, sagte sie, obwohl sie nicht wußte, ob sie dankbar war oder sich eher geehrt und gesegnet fühlte.
    Der Pastetenkoch trat mit einer Handvoll leerer Tabletts aus der Anrichte. Als er Nicholas erblickte, blieb er stehen. »Schon wieder, Sire?«
    Nicholas zuckte die Achseln. »Ich mußte über eine Menge Dinge nachdenken.«
    Charissa verstand nichts.
    »Als meine Frau gestorben is’, hab’ ich ein halbes Jahr nich’ geschlafen«, sagte der Pastetenkoch.
    »Dasselbe is’ mit meiner Mama passiert«, meinte der Koch. »Sie hat auch nich’ geschlafen, und wenn sie’s doch getan hat, ham die Träume sie wieder aufgeweckt.«
    »Man sagt ja, die Fey können einen Mann beim Gesicht nehmen und ihm böse Träume machen«, mischte sich eine der Waschfrauen ein. Dann erbleichte sie. »Verzeihung, Herr. Ich hab’s nich’ bös’ gemeint.«
    Charissas Schultern verkrampften sich. Jetzt würde er sie anbrüllen. Würde sie alle

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